#001 | Wir müssen umbauen - Corona und Nachhaltigkeit – Themen die die Bauindustrie verändern
Shownotes
Diese Folge blickt auf zwei Themen, die uns dieses Jahr beschäftigt haben wie keine anderen - Nachhaltigkeit und die Corona-Pandemie. Wir beleuchten was diese Themen für die Bauwirtschaft bedeuten.
Themen in dieser Folge
- Das “New Normal” - mobiles Arbeiten in der Bauwirtschaft
- Überdeckt Corona wichtige Themen?
- Was bleibt von der digitalen Beschleunigung durch Corona und der neuen Art zu arbeiten?
- Wie kann die Bauindustrie ihren Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten?
- Welche innovativen Ideen für eine nachhaltige Zukunft gibt es im Bausektor?
In dieser Folge
Christian Haak: www.christianhaak.de
Martin Ferger: www.ferger-consulting.de
Hosts und Podcast
Website: Christian Haak
Website: Martin Ferger
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00:00:00: Moin aus Hamburg und Sien.
00:00:09: Und herzlich willkommen zu unserem Podcast für die Bauindustrie Zukunft Bauen.
00:00:15: Dem Zukunftspodcast für alle, die sich für die Zukunft von Bauen und Leben interessieren.
00:00:21: Wir sind Martin und Christian und wir werfen in diesem Podcast einen Blick auf die Zukunftsentwicklungen
00:00:28: von Branche, Technologie und Lebenswelt.
00:00:31: Es wird dabei um die Veränderung der Baubranche gehen und darum, was dies für uns und für
00:00:37: die Unternehmen der Branche bedeutet.
00:00:38: Wir müssen umbauen.
00:00:41: Corona und die Nachhaltigkeit.
00:00:43: Zwei Themen, die auch die Bauindustrie verändern.
00:00:45: Die heutige Folge blickt auf zwei Themen, die uns dieses Jahr beschäftigt haben, wie
00:00:49: keine anderen.
00:00:50: Nachhaltigkeit und die Corona-Pandemie.
00:00:53: Wir beleuchten heute, was diese Themen für die Bauwirtschaft bedeuten.
00:00:56: Ich habe manchmal der Eindruck, Martin, dass Corona viele andere Themen zudeckt.
00:01:02: Siehst du das auch so oder bin ich alleine mit der Sicht?
00:01:06: Ja, ich glaube, das geht ja allen so.
00:01:08: Also nicht nur in Bezug auf die Bauwirtschaft.
00:01:09: Allein wenn man die Nachrichten hört, ist Corona das bestimmte Thema.
00:01:12: Aber auch gerade in der Bauwirtschaft, wenn man mit Entscheidern oder auch dem mittleren
00:01:17: und unteren Management spricht, bekommt man immer mehr mit, dass das eigentlich ein Thema
00:01:20: ist, was auch viele andere Dinge aktuell zumindest mal verschiebt.
00:01:24: Das heißt, wir verlieren nicht nur Wirtschaftskraft momentan, sondern fallen möglicherweise,
00:01:31: wenn wir nicht aufpassen, auch in existenziellen anderen Themen zurück.
00:01:36: Genau, ich habe das beispielsweise in Gesprächen mitbekommen, dass unter anderem Weiterbildungsmaßnahmen
00:01:41: erstmal verschoben werden, seit es für einzelne Mitarbeiter oder aber ganze Programme,
00:01:47: die eigentlich für das Unternehmen geplant werden, werden jetzt zum einen aufgrund
00:01:51: der Hygienevorschriften natürlich immer schwieriger, aber auch zum anderen einfach
00:01:55: aus Vorsicht, aus Sparmaßnahmen erstmal, ich sage es mal, auf die lange Bank beschoben.
00:02:00: Meine Gespräche so in meinem Kundenkreis in der Branche zeigen auch, dass momentan eigentlich
00:02:08: ein großer Bedarf an Führung, an Weiterbildung, an Neuorientierung bei Mitarbeitern da ist.
00:02:15: Und das würde dann ja momentan geradezu kontraproduktiv sein, was wir beobachten.
00:02:20: Genau, also sehe ich ähnlich gerade Themen, die auch auf eine strategische Ausrichtung,
00:02:26: auf Konzepte für die nächsten Jahre ausgelegt sind und ausgelegt waren, ist natürlich schwierig,
00:02:33: solche Themen auf den nächsten Sommer zu schieben, wenn es denn dann entsprechend losgeht
00:02:38: mit den Strategiethemen, weil wir wissen, alle Strategiethemen sind Themen, die brauchen
00:02:43: auch mal Zeit, die brauchen beherztes Nachhaken und da kostet so ein verlorenes Jahr am Ende
00:02:49: nicht nur viel Geld, sondern auch vor allen Dingen viel Zeit.
00:02:52: Also man könnte fast sagen, so sehe ich es in der Regel immer, die Anschaffung eines
00:02:59: neuen Autos, die kann man auch mal um ein Jahr verschieben, wenn das alte noch fährt.
00:03:03: Die Gestaltung einer neuen Strategie in einer Zeit, die so von Bewegung und Veränderung
00:03:09: geprägt ist, ist dann schon fahrlässig und gefährlich.
00:03:14: Genau, also ich sehe es auch so, letztendlich brauche ich eine Strategie oder gute Prozesse,
00:03:20: genau dann, wenn schwierige Zeiten da sind oder schwierige Zeiten vor der Brust sind.
00:03:24: Wenn die Marktlage super ist, wenn die Aufträge nahezu von alleine in die Baupfirm hineintrudeln,
00:03:31: dann überleben auch diejenigen mit schlechter Strategie und schlechter Prozesslage.
00:03:36: Deswegen glaube ich, es ist gerade jetzt eigentlich wichtig, sich über die Prozesse,
00:03:41: über die Strategie Gedanken zu machen, um vielleicht etwas turbulentere Zeiten, die
00:03:46: im Baujahr aktuell noch gar nicht da sind, aber wie alle ja sagen, mit Sicherheit kommen
00:03:51: werden, immer mit der leichten Verzögerung und Vergleich zur stationären Industrie.
00:03:55: Ich glaube, das ist eigentlich genau jetzt richtig wäre, sich mit den Themen verschärft
00:03:59: zu beschäftigen.
00:04:00: Also der Bau ist ja, man sagt ja immer so, ein bis zwei Jahre hinter anderen Branchen
00:04:07: und Entwicklungen zurück.
00:04:08: Jetzt trifft uns natürlich Corona alle zur gleichen Zeit, aber auch das beobachte ich,
00:04:13: auch hier sind die Einschläge und Veränderungen in der Auftragslage natürlich mit zeitlicher
00:04:18: Verzögerung zu sehen.
00:04:19: Und ich denke, die Branche muss diesen Luxus, den sie hat, dass sie eben ein bisschen puffer
00:04:26: Auftragsvorlauf hat, aktiv nutzen und eben wie beim Autofahrer, der vorne aus dem Auto
00:04:32: raus schaut in der Fahrt und vor sich ein Hindernis auf der Fahrbahn sieht und rechtzeitig
00:04:38: bremsen oder ausweichen muss eben genauso handeln.
00:04:41: Corona ist wie ein Hindernis auf der Fahrbahn, das man wahrnehmen muss und wo man überlegen
00:04:46: muss, umfahre ich das, wie gehe ich mit dem Thema jetzt um.
00:04:50: Und da muss man die Hausaufgaben an der Stelle machen und darf nicht sehenden Auges in
00:04:56: dieses Problem hineinfahren, nur weil es im Moment noch einigermaßen funktioniert.
00:05:00: Ich muss persönlich sagen, es gibt auch kleine persönliche gute Beispiele, die ich kennengelernt
00:05:05: habe.
00:05:06: Ein Unternehmen, mit dem ich zusammen arbeite, die haben sich zum Beispiel jetzt gesagt,
00:05:11: wir haben in unserer Sparte des Schlüsselfertigsbaus aktuell die Auftragspücher voll.
00:05:15: Wir müssen nicht akquirieren auf Teufelkommen raus und wir nehmen jetzt einen unserer Kalkulatoren
00:05:21: heraus und bringen ihn auf den Stand der BIM-Technologie.
00:05:25: Wir versuchen da jetzt die Zeit zu nutzen, um als ein Beispiel hier uns know-how aufzubauen,
00:05:30: um dann für die Zeiten, wenn wir wieder aggressiv akquirieren müssen, vielleicht da ein Wettbewerbsvorteil
00:05:35: zu haben.
00:05:36: Und das sind so diese kleinen Beispiele, wo man merkt, okay, das ist, denke ich, der richtige
00:05:41: Ansatz.
00:05:42: Also ich bin ja, wie du weißt, auch mit dem Thema Strategie unterwegs und ich beobachte
00:05:51: genau das Gleiche.
00:05:52: Ich appelliere bei meinen Kunden, bei den Unternehmen, die ich besser kenne, immer daran, eben
00:05:58: in guten Zeiten, auch für die schwierigen Zeiten vorzusorgen, etwas zu tun.
00:06:02: Aber es ist so ein bisschen Menschenart, wenn es gut läuft, vielleicht auch daran zu glauben,
00:06:07: dass das immer so bleiben wird und wenn die Probleme nicht so arg sind, eben nicht so
00:06:12: zu handeln, wie du es gerade beschrieben hast.
00:06:14: Ich beobachte aber schon eben auch gerade in kleineren Unternehmen oder auch in Teileinheiten
00:06:20: von größeren Konzernen, dass es eben genau diese Initiativen gibt, jetzt in den besseren
00:06:24: Zeiten oder noch besseren Zeiten vorzusorgen und sich Gedanken zu machen, wie man sich
00:06:30: aufstellen kann.
00:06:31: Die Frage ist dann ja auch, das geht hinein in Dinge auch wie Homeoffice.
00:06:37: Also wir reden hier immer über Digitalisierung.
00:06:41: Ganz praktisch heißt das ja, wie nutzen wir die momentane Situation, die Corona mit sich
00:06:47: bringt, vermehrt als Chance und sehen es nicht nur als Problem und wie gestalten wir vielleicht
00:06:52: auch dort die Arbeitswelt und die Strukturen, in denen wir arbeiten, intelligenter, als wir
00:06:57: das bisher getan haben.
00:06:58: Ich denke, das ist gerade für uns am Bau ein total interessanter Aspekt.
00:07:02: Ich will noch einmal kurz zurück auf den Thema heute an morgen denken, auch in schlechten
00:07:06: Zeiten.
00:07:07: Ich kann nicht versprechen, dass es nicht das letzte Mal ist im Podcast.
00:07:09: Ich bemühe da immer gerne dieses Beispiel Nokia.
00:07:12: Ich glaube, da haben viele mitbekommen, dass ein Unternehmen, was führend war am Markt,
00:07:18: aufgrund einer Innovation von außen, auf einmal ganz weit abgeschlagen war.
00:07:23: Und ich glaube, das ist auch so ein Punkt.
00:07:26: Wenn man auf dem Höhepunkt ist, muss man weiter nach vorne schauen und zum Beispiel
00:07:29: innovativ bleiben.
00:07:30: Aber gerade zu dem Thema veränderte Arbeitswelt in den Mediengeistern ja dann Begriffe rum,
00:07:36: wie das New Normal, also von zu Hause arbeiten, mobiles Arbeiten, Videokonferenzen und Co.
00:07:43: Ich glaube, das ist für die Bauindustrie, für das Projektgeschäft im Bau ein riesengroßes
00:07:49: Potenzial, was sich da ergibt.
00:07:51: Also zum einen für die Arbeitsweise an sich, für die Attraktivität der Branche, für Mitarbeiter,
00:07:58: aber auch für den Markt an Mitarbeitern, die sich ein regionales Unternehmen vielleicht
00:08:03: ganz neu erschließen können.
00:08:04: Das sehe ich ganz genauso an der Stelle.
00:08:09: Ich glaube, wir müssen an der Stelle besonders auch darauf blicken, dass es nicht nur um
00:08:14: die technische Veränderung geht, das ist das eine.
00:08:17: Man muss Voraussetzungen schaffen, sondern es geht am Ende auch um die Veränderung der
00:08:22: Kultur des Miteinanders, wie zusammengearbeitet wird und dabei eben die Technik genutzt wird.
00:08:27: Ich glaube, der Sinn kann nicht sein, die Präsenz durch Digitalisierung und die Remote-Struktur
00:08:36: zu ersetzen, sondern wir brauchen eine intelligente und gute Verknüpfung, die hoffentlich und
00:08:40: nach Möglichkeit dann eben auch in der Zeit nach Corona, wann auch immer das sein wird
00:08:46: und wie auch immer das sein wird, uns helfen wird, besser aufgestellt zu sein und eigentlich
00:08:51: die Vorteile aus beiden Welten oder beiden Zeiten kann man fast sagen, besser miteinander
00:08:56: zu verknüpfen und zu nutzen.
00:08:58: Ich denke auch, die Mischung macht es.
00:08:59: Also ich habe mal von jemandem gehört, da ging es allerdings nicht unbedingt nur um
00:09:02: Videokonferenzen, sondern viel auch um Mail und Telefon.
00:09:06: Da war die Maxime immer das erste und das letzte Treffen sollte auf jeden Fall persönlich
00:09:10: sein.
00:09:11: Ob das jetzt die Lösung ist oder eine andere, aber ich glaube, die Mischung macht es, dass
00:09:14: man sagt, Termine vor Ort, die auch über eine Videokonferenz möglich sind, erleichtern,
00:09:21: die Arbeit schaffen Raum und Zeit für andere Tätigkeiten, vielleicht auch für eine Verbesserung
00:09:26: der Qualität, der dann übrigen arbeiten, ich spreche jetzt meine Bauleitung zum Beispiel
00:09:31: von der Arbeitsvorbereitung, von der Abrechnung, vom Mängelmanagement oder sei es auch darum,
00:09:37: sich um den Kunden zu kümmern hinsichtlich zukünftiger Projekte, wenn man vielleicht
00:09:41: sagt, ich spare mir pro Tag ein, zwei Stunden Wegezeit, kann das nicht nur Zeit, sondern
00:09:46: vielleicht auch Qualitätsvorteile bringen.
00:09:47: Das heißt, wir müssen natürlich auch dann lernen mehr vom Ergebnis und den Ergebnissen
00:09:53: zu denken und Ergebnisse zu wertschätzen.
00:09:56: Heißt, wir müssen eher eben Ergebnis und Ziel orientiert führen und miteinander arbeiten
00:10:01: und nicht so sehr Anwesenheit, Präsenz und Stunden zählen, die da erbracht werden.
00:10:09: Also das sollte man sicherlich als Chance nutzen und damit möglicherweise auch wieder interessanter
00:10:14: werden für neue Mitarbeiter, die hier und da auch von der Branche abgeschreckt sind, weil
00:10:21: sie eben nicht den Sinn in sinnloser Präsenz oder endlosen Wegezeiten sehen, wenn damit
00:10:28: kein Mehrwert verbunden ist.
00:10:29: Genau, auch alleine diese Flexibilität.
00:10:31: Also ich denke, wenn ich in der Bauindustrie es ermögliche, dass jemand sagt, ich bin
00:10:36: der absolute Mensch, der mittags zwei Stunden laufen gehen muss oder entsprechende Hobbys
00:10:42: habe, dann kann, glaube ich, durch die neue Art zu arbeiten, auch in der Bauindustrie,
00:10:48: die Möglichkeit geschaffen werden.
00:10:49: Okay, dann macht doch abends nochmal eine Abrechnung oder vielleicht hast du einen Pendant im Unternehmen,
00:10:55: was genau einen ähnlichen Tagesrhythmus hat und ihr macht halt eure Meetings um 20 Uhr.
00:10:59: Man muss natürlich immer aufpassen, dass es natürlich nicht zu einem ungünstigen
00:11:05: Gefälle führt, dass man im Prinzip grundsätzlich nur noch am arbeiten ist.
00:11:09: Man muss da auch gewisse Strukturen schaffen und beibehalten.
00:11:12: Aber ich glaube, dieser Trend zur Flexibilität, dieser Trend zur Ortsunabhängigkeit, kann
00:11:20: der Bauindustrie große, große Attraktivität bringen im Vergleich auch um den Wettkampf,
00:11:25: um die klügsten Köpfe der Nation oder vielleicht auch über die Nation hinaus, wo die Bauindustrie,
00:11:31: glaube ich, aktuell oft noch das Hintertreffen hat.
00:11:33: Wenn nicht jemand vorher geprägt ist, dass er sagt, ich bin familiär oder aus irgendwelchen
00:11:38: Gründen geprägt, ich will in die Bauindustrie, dann ist das in der Regel nicht der erste
00:11:42: Anlaufpunkt zu sagen, ich gehe in die Bauindustrie als Zukunftsperson.
00:11:48: Ja, also dieses erschließen neuer Mitarbeiterpotenziale ist sicherlich in der momentanen Arbeitsmarktsituation
00:11:57: auch ein ganz entscheidender Punkt.
00:11:59: Darauf werden wir auch in anderen Folgen sicherlich normativ eingehen.
00:12:02: Also ich nehme mal so für mich auch mit, wir brauchen im Grunde für heute, aber auch
00:12:09: für später eine intelligente hybride Struktur.
00:12:13: Also wir müssen umbauen, heißt hier auch, wir müssen uns eine neu bessere, intelligentere
00:12:19: und die Möglichkeiten nutzendere Realität erschaffen, von der wir glauben, dass sie
00:12:25: eben in dieser Branche ein Mehrwert bringt für alle Beteiligten, das heißt für die Arbeitgeberseite,
00:12:31: aber natürlich auch für die Beschäftigten.
00:12:33: Da gibt es keine Blaupause dafür, sondern das muss im Grunde miteinander gestaltet werden.
00:12:39: Und das zeigt ja auch, dass dieses Thema jetzt geklärt werden muss.
00:12:43: Das kann man nicht auf irgendwann in der Zukunft aufschieben,
00:12:46: sondern das ist ein Thema, mit dem man sich zeitnah beschäftigen muss und natürlich auch kann.
00:12:52: Ein Aspekt, der hier ja auch noch eine große Rolle spielt.
00:12:57: Wir haben vorhin gefragt, ob Corona wichtige Themen zudeckt.
00:13:01: Das ganze Thema, wir haben es eben schon gestreift, Nachhaltigkeit,
00:13:05: Vermeidung von Wegezeiten, hattest du auch eben schon mal angesprochen.
00:13:10: Auch das ist ja ein Gedanke, der vor Corona allseits sehr präsent war.
00:13:16: Jetzt momentan, wenn man die Nachrichten hört, fast gar nicht mehr zu existieren scheint.
00:13:23: Aber ich glaube auch das wird ja ein Thema sein, dass die Branche dramatisch verändert
00:13:29: und große Umbaumaßnahmen erfordert, wenn man dort für die Zukunft mit seinem Geschäftsmodell
00:13:35: wettbewerbsfähig aufgestellt sein will.
00:13:37: Welche Themen siehst du da im Moment im Horizont?
00:13:40: Also ich glaube, dass Thema Nachhaltigkeit ist und wird ein großes Thema werden für die Bauindustrie,
00:13:46: weil es auch von unterschiedlichen Seiten getrieben wird.
00:13:49: Also ich glaube, dass zum einen klar Gesetzgebungen, Regelungen, Vorschriften da immer weiter in die Richtung gehen werden.
00:13:56: Aber auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die als neue Generation in die Bauindustrie dringen
00:14:02: und dringen sollen natürlich auch diese sind, die sagen, das ist das Thema für uns.
00:14:06: Das ist unsere sinnstiftende Tätigkeit.
00:14:09: Wir wollen nicht nur arbeiten, um das Arbeiten zu willen, sondern wir wollen dabei auch etwas Sinnstiftendes tun.
00:14:15: Und man kann das ja entsprechend auch sehen.
00:14:19: Die Leute, die jetzt, die Jugendlichen, die jetzt vielleicht bei entsprechenden Fridays for Future,
00:14:23: die entsprechend teilnehmen, sind ja die, die zum Teil dann auch später in der Bauindustrie tätig sein werden.
00:14:29: Und auch die werden entsprechenden Mindset mit in die Bauindustrie eintragen.
00:14:34: Und da glaube ich, gibt es ganz viele Themen, die da die Bauindustrie entsprechend betreffen werden.
00:14:38: Das ist zum einen, wie sind unsere Produkte, die wir herstellen,
00:14:42: selber hinsichtlich der Nachhaltigkeit zu bewerten?
00:14:45: Wie sind unsere Prozesse hinsichtlich der Nachhaltigkeit?
00:14:48: Wie sind insgesamt die Themen, die wir behandeln, immer auch unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit beurteilt?
00:14:55: Oder wie schauen wir insgesamt auf das Thema Nachhaltigkeit mit einem "wir müssen" oder "wir können"?
00:15:05: So, ich habe auch aus der Studentenschaft, aber auch von jüngeren Mitarbeitern in Unternehmen, häufig gehört,
00:15:12: Begriffe wie "Green Building" und "Nachhaltigkeit" wäre im Bau nicht so etabliert, wie man sich das wünschen würde.
00:15:22: Und dann gibt es die Fraktion der jungen Leute, die sagen, genau deshalb gehe ich in die Branche, weil da kann ich was bewegen.
00:15:28: Da ist viel zu bewegen.
00:15:30: Und dann gibt es die Leute, die gehen nicht in die Branche, weil sie sagen, die sind eben noch nicht weit genug vom Mindset her.
00:15:36: Was sind denn die Stellschrauben, die man momentan aus der technischen Sicht auch sehen kann, die vielleicht die größte Hebelwirkung haben oder das größte Potenzial bergen?
00:15:48: Also wenn wir einmal ganz direkt über das Thema zum Beispiel CO2-Einsparung sprechen, was ja auch finanziell demnächst ein Thema wird durch die CO2-Besteuerung.
00:15:59: Ich glaube, dann hat die Bauindustrie natürlich mit einem erheblichen Maschinenpark, der vorgehalten wird.
00:16:05: Wir sprechen da über die Ladegeräte, also Bagger.
00:16:07: Wir sprechen über entsprechende Transportfahrzeuge und so weiter und so fort.
00:16:13: Da für eine optimierte Maschinentechnik, vielleicht auch alternative Antriebssysteme und alleine auch eine Modernisierung des Maschinenparks.
00:16:22: Einen großen Hebel, was das angeht.
00:16:24: Dann natürlich insgesamt nicht nur die Frage, mit welchen Werkzeugen bauen wir, sondern auch, welche Prozesse nutzen wir dafür?
00:16:32: Wir wollen da entsprechend unnötige Wege vermeiden, wir wollen Verschwendungen vermeiden.
00:16:37: Da sind wir ganz schnell in dem Thema Lean, was wir sicherlich ja auch nochmal im Podcast ansprechen werden.
00:16:42: Und natürlich auch, und da machen wir eine kleine Rolle zurück zum Thema Corona und mobiles Arbeiten,
00:16:48: insgesamt die Fahrten oder überhaupt die Mobilität in einem gewissen Maße zu reduzieren durch moderne Technologien.
00:16:57: Und ich glaube, da hat die Bauindustrie schon einen gewissen Hebel auch auf technischer Seite, den man da lösen kann, um da Nachhaltigkeit vorzuleben.
00:17:09: Wenn wir mal uns vor Augen führen, so sehe ich es immer, dass ja die Bauindustrie im Grunde genommen unsere Lebenswelt baut und gestaltet.
00:17:19: Dann hat sie, glaube ich, auch eine große Mitverantwortung in der Gestaltung dieser Lebenswelt für die Zukunft
00:17:25: und damit natürlich auch ein großes Potenzial, einfach auch Weichen für die nächsten Jahre zu stellen.
00:17:32: Wenn man in die Automobilindustrie blickt, dann sieht man, dass sich das eben auch in den kompletten Wertschöpfungsketten,
00:17:38: also in den Lieferketten, abbildet und dass die großen Automobilhersteller hier auch ihre Vorgaben und Vorstellungen eben durchreichen in ihren Lieferantenketten.
00:17:50: Was wird denn das für die Bauindustrie und die Nachunternehmer hier und den kleinere Mittelstand auch in dieser Branche bedeuten, perspektivisch?
00:17:59: Also ich glaube, das ist auch ein Thema, was beim Nachunternehmermanagement bei uns eine Rolle spielen wird.
00:18:05: Also gucken wir nur auf den Preis oder gucken wir nur auf das Bautechnische?
00:18:10: Oder schauen wir auch, dass unsere Nachunternehmer in irgendeiner Form nachweisen, dass sie CO2 optimiert arbeiten, dass sie nachhaltig sind?
00:18:19: Das geht hin bis zu Entsorgungskonzepten auf Baustellen, Abfallvermeidung.
00:18:25: Alle diese Themen können dann auch in der Bewertung eines Nachunternehmers eine Rolle spielen.
00:18:30: Und ich glaube, dadurch kann man auch sein gesamter Foodprint als zum Beispiel Generalunternehmer steuern, indem man auch ein Auge darauf hat, was die Nachunternehmer bei dem Thema machen.
00:18:42: Wenn man nochmal einen Blick auf die verwendeten Baustoffe wirft, wenn wir mal an Beton und auch an Asphalt denken, so sind das ja unter CO2-Gesichtspunkten nicht gerade die besten Baustoffe.
00:18:57: Das heißt, die Branche wird ja, wenn sie an diesen Schrauben gar nicht so dramatisch kurzfristig drehen kann, auch Wege finden müssen, eben an anderen Schrauben zu drehen.
00:19:09: Und da sind wir natürlich gerade auch in dem, was wir gerade angesprochen haben, Nachunternehmer, Gesamtstrukturen, Technologien, die eingesetzt werden, um eben an den machbaren und auch zeitlich näher machbaren Themen Veränderungen vorzunehmen.
00:19:26: Siehst du da in der Branche im Moment aus deiner Blickrichtung schon entsprechende Bewegungen und Entwicklungen?
00:19:35: Oder wie schätzt du das eigentlich? Bin da noch etwas skeptisch, ob da alle schon erkannt haben, dass diese Themen schon mehr als vor der Tür stehen?
00:19:45: Also es gibt durchaus Ideen und auch Bewegungen, allerdings glaube ich noch zu wenig und wenn sind die in der Regel auch noch so in der Pilotierungsphase.
00:19:55: Wenn ich mal daran denke, du hast das Thema Asphalt angesprochen, es gibt Modellversuche, Asfalte zu einzusetzen in stark feinstauberlasteten Gegenden, die zum Beispiel Feinstaube absorbieren sollen.
00:20:08: Es gibt CO2-absorbierende Fassaden, also grüne Fassaden sozusagen, die die Städte zu einer grünen Lunge machen sollen.
00:20:19: Ich drück's mal so ein bisschen übertrieben aus und insgesamt innovative Gebäudekonzepte.
00:20:24: Ich glaube, in den letzten Wochen hat jeder mal das Bild von dieser grünen, ehemaligen Mülldeponie.
00:20:29: Ich glaube, in Kopenhagen war es gesehen. Also es gibt Ideen, es gibt Konzepte.
00:20:34: Oft scheitern sie glaube ich aktuell noch auch am Mut der Ausschreibenden, gerade was die öffentlichen Projekte angeht.
00:20:41: Denn eine Sonderbauweise zu beauftragen, erfordert natürlich auch immer ein bisschen Mut im Verhältnis zur normalen Ausschreibenden Tätigkeit.
00:20:49: Und was für mich glaube ich ein ganz wichtiger Aspekt ist, ist nicht nur bei der Bauausführung zu gucken, sondern auch ganz stark im Bereich der Planung mal nachzuschauen.
00:20:57: Wenn wir schon nichts ändern können, dass wir für die Herstellung von Beton CO2 einsetzen müssen, dann können wir doch überlegen, wie können wir Gebäude von morgen so planen,
00:21:10: dass sie für die Nutzung von übermorgen relativ leicht zu adaptieren sind.
00:21:15: Also kann ich neue Raum- und Nutzungskonzepte dort unterbringen?
00:21:19: Oder ist das Gebäude so geplant, dass es wirklich nur für den einen Nutzer etwas bringt?
00:21:24: Oder haben wir vielleicht modulare Systeme?
00:21:27: Haben wir relativ einfach verschiebbare Wände?
00:21:30: Haben wir Fassaden, die man in irgendeiner Form anders nutzen kann?
00:21:34: Ich glaube, da muss man schon bei der Planung vielleicht daran denken, dass man irgendwann auch wieder, wenn man über den gesamten Lifecycle nachdenkt,
00:21:43: auch nochmal eine zweite oder eine dritte Nutzung vielleicht haben muss, bis hin zum entsprechenden Abbruch und Rückbau des jeweiligen Gebäudes.
00:21:50: Also ich glaube, das sind auch Themen, die auch seitens der Planung berücksichtigt werden können.
00:21:56: Also ich nehme das so für mich mal so mit, wir müssen praktisch die Zukunft schon heute einbauen.
00:22:05: Und vielleicht schließt das ja auch das Motto unserer heutigen Folge nochmal ganz gut.
00:22:10: Wir müssen umbauen. Heißt, wir müssen vielleicht alle miteinander erst auch mal ein Stück im Kopf umbauen
00:22:16: und Konzepte und viele herangehensweisen neu denken.
00:22:20: Wir wollen ja auch in diesem Podcast, in den nächsten Folgen und in vielen Interviews und Gesprächen einfach auch in Beispiele eintauchen,
00:22:28: wie dies konkret gelingen kann und wie das dann eben auch in verschiedenen Fassetten aussehen kann und konkret gemacht werden kann.
00:22:38: Ich greife nochmal das Stichwort auf. Es gibt da schon viele Überlegungen, aber es ist vieles noch in der Pilotierungsphase.
00:22:46: Ich glaube, das ist ja genau das Reizvolle auch, dass in dieser Branche ein unheimliches Gestaltungspotenzial
00:22:52: und auch eine gewisse Gestaltungsverantwortung liegt und eine große Kompetenz, das auch umzusetzen,
00:22:59: es muss am Ende nur realisiert werden und jemand braucht den Mut.
00:23:03: Das Wort hast du eben auch schon mal benutzt, den Mut das anzuschieben.
00:23:07: Also den Mut zum Umbau, den müssen wir alle haben und den sollten wir auch alle haben.
00:23:12: Ich finde, das war ein spannender kleiner Spaziergang durch aktuelle Themen
00:23:21: und man sieht, dass Corona und Nachhaltigkeit eng zusammengehören
00:23:26: und wenn man sie positiv betrachtet, viele Chancen haben, mit den Risiken müssen wir umgehen,
00:23:32: aber die Chancen sollten wir dabei nicht aus dem Blick verlieren
00:23:35: und wir sollten auch lernen, den Blick nicht nur noch auf die eine oder die andere Thematik zu lenken,
00:23:41: sondern auch den Horizont geweihtet zu behalten, um dann eben auch alle Facetten unserer Realität wieder besser zu erfassen.
00:23:50: Ja, und ich denke auch, wir sollten, wie du es gesagt hast, den Mut haben,
00:23:54: die Chancen oder die Gelegenheit, die sich jetzt durch diese Themen auftun, auch anzugehen
00:23:59: und nicht am Ende vielleicht wieder eine Rolle rückwärts zu machen, weil es bequemer ist.
00:24:04: Also da muss man jetzt die Themen angehen und auch für sich die Potenziale erkennen,
00:24:09: die dann vielleicht auch das eigene Geschäftsmodell erweitern, die vielleicht auch die eigene Wertschöpfung verbessern
00:24:16: oder aber einfach attraktiver machen für potenzielle neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
00:24:22: Martin, vielen Dank für heute und für die heutige Folge.
00:24:27: Wir hören uns bald wieder.
00:24:29: Vielen Dank für heute Martin. Tschüss bis bald.
00:24:32: Ja, vielen Dank auch von meiner Seite und wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.
00:24:37: Vielen Dank an Sie und Euch fürs Zuhören bei Zukunft Bauen, dem Zukunftspodcast für die Bauindustrie.
00:24:46: Wenn euch der Podcast gefällt, würden wir uns über eine Bewertung freuen und natürlich darüber,
00:24:51: wenn ihr dem Podcast bei einem Podcast Provider eures Vertrauens abonniert.
00:24:55: Wir freuen uns auf ein Wiederhören. Bis bald.
00:24:58: [Musik]