#014 | GOLDBECK – Strategische Transformation eines Bauunternehmens - mit Jan-Hendrik Goldbeck
Shownotes
In dieser Folge sprechen wir mit Jan-Hendrik Goldbeck. Er ist Geschäftsführender-Gesellschafter von GOLDBECK. Das Bau- und Immobilienunternehmen, das sich gleichermaßen als Technologieunternehmen versteht, betrachtet Gebäude als Produkte und betreut sie nachhaltig über den gesamten Lebenszyklus.
Wie es gelingt, das eigene Unternehmen zukunftsfähig zu machen, die Bauwelt zu verändern und Seite an Seite an Seite mit Elon Musk die Welt von Morgen zu gestalten, verrät er uns im Gespräch.
Themen in dieser Folge
- Entscheidungen in Familienunternehmen - Spiel im Team
- Vision oder visionärer Pragmatismus - Was bestimmt den Erfolg?
- Der beste Rat, den Jan-Hendrik Goldbeck je erhalten hat
- GOLDBECK, das Technologieunternehmen - Paradigmenwechsel auch für die Branche?
- Büro im Silicon Valley & erneut Arbeitgeber des Jahres - wie Mitarbeitende den Erfolg bestimmen - "Jeder kann sich entscheiden außergewöhnlich zu sein"
- BIM, LEAN, KI & Co. - Wo stehen wir und wohin geht die Reise
- Wann wird Home-Office für BauleiterInnen Wirklichkeit?
- Wie man mit Elon Musk und Tesla ein ambitioniertes Projekt zum Erfolg führt
- Neue Bedingungen für den Erfolg in großen Infrastrukturprojekten
- Wohin geht die Reise? Wo steht die Bauindustrie und wo steht GOLDBECK in 5 Jahren?
- Erfolgsfaktoren für die Zukunft
In dieser Folge
Jan-Hendrik Goldbeck, GF, GOLDBECK GmbH: www.goldbeck.de
Hosts und Podcast
Website: Christian Haak
Website: Martin Ferger
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Präsentiert von: Zukunft.Bauen. | Der Haak & Ferger Zukunftspodcast für die Bauindustrie
Der Zukunftspodcast für alle, die sich für die Zukunft von Bauen & Leben interessieren.
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Transkript anzeigen
00:00:00: Moin aus Hamburg und Sien.
00:00:09: Und herzlich willkommen zu unserem Podcast für die Bauindustrie Zukunft Bauen.
00:00:15: Dem Zukunftspodcast für alle, die sich für die Zukunft von Bauen und Leben interessieren.
00:00:21: Wir sind Martin und Christian und wir werfen in diesem Podcast einen Blick auf die Zukunftsentwicklungen
00:00:28: von Branche, Technologie und Lebenswelt.
00:00:31: Es wird dabei um die Veränderung der Baubranche gehen und darum, was dies für uns und für
00:00:37: die Unternehmen der Branche bedeutet.
00:00:38: Es geht immer um the world's best, also alles andere wird nicht anerkannt.
00:00:43: Aber ich muss sagen, großes Lob an das Team da draußen, die diesen hell of a ride sozusagen
00:00:50: mitgeritten sind.
00:00:51: Liebe Zuhörerinnen, liebe Zuhörer, kurzer Hinweis in eigener Sache.
00:00:55: In dieser Folge sind offensichtlich nicht nur alle hier im Lande im Lockdown, sondern auch
00:01:01: hier und da die Internetverbindung und Zoom, über die wir dieses Interview hier heute
00:01:07: aufgezeichnet haben, sodass es im ersten Teil der Folge zu der einen oder anderen Tonverzerrung
00:01:12: und Knacken in der Leitung kommt.
00:01:15: Wir bitten das zu entschuldigen.
00:01:16: Aber wie im wahren Leben, die Dinge werden besser.
00:01:20: Wir haben die Probleme in den Griff bekommen und so haben wir eine wunderbare Tonqualität
00:01:26: zum weiteren Verlauf der Folge.
00:01:28: Viel Spaß beim Zuhören.
00:01:29: Heute haben Martin und ich Jan Hendrik Goldbeck zu Gast.
00:01:35: Er ist Geschäftsführer in der Gesellschaft der Goldbeck-Gruppe, die sich als Technologieunternehmen
00:01:40: auf die Fahne geschrieben hat, Gebäude als Produkte zu betrachten und sie nachhaltig über
00:01:45: den gesamten Lebenszyklus zu betreuen.
00:01:48: Jan Hendrik Goldbeck 1976 in Bielefeld geboren, studierte Wirtschaftsingenieurwesen in Karlsruhe
00:01:55: und Lausanne und verfasste seine Diplomarbeit in München zum Thema Immobilien.
00:02:00: Als Einsteiger arbeitete er bei der IVG Immobilien erst als Trainee, später als Assistent des
00:02:06: Vorstands, bevor er dann Ende 2005 in das Familienunternehmen einstieg.
00:02:11: Dort lernte er zunächst als Bauleiter bei Goldbeck International die Bauwelt vor Ort
00:02:16: auf der Baustelle kennen.
00:02:18: Später verantwortete er als Projektleiter, unter anderem dem Bau eines neuen Nokia-Werkens
00:02:24: in Rumänien, bevor er 2008 in die Geschäftsführung wechselte.
00:02:28: Wie es gelingt, diese Erfahrungen zu bündeln und zu übertragen und dann das eigene Unternehmen
00:02:35: zukunftsfähig zu machen, die Bauwelt zu verändern und Seite an Seite mit EleMask die
00:02:41: Welt von morgen zu gestalten, verrät er uns heute im Gespräch.
00:02:44: Herzlich willkommen, Jan Hendrik.
00:02:46: Vielen Dank.
00:02:47: Ja, Jan Hendrik, auch herzlich willkommen von mir.
00:02:50: Ich freue mich auf ein interessantes Gespräch.
00:02:52: Dann steigen wir gleich mal rein.
00:02:54: Also, wenn ein Familienunternehmen einsteigt, der möchte das in der Regel erfolgreich in
00:02:59: die Zukunft führen.
00:03:01: Kannst du dich noch erinnern, was war deine erste große Entscheidung nach deinem Start
00:03:06: in der Geschäftsführung?
00:03:07: Ja, das ist ein guter Punkt.
00:03:08: Es gibt bei uns diese individuelle Entscheidung selten.
00:03:12: Und meistens sind wir Agenten schon als Team im Kollektiv, weil wir gemeinschaftlich darum
00:03:18: ringen, die richtige Lösung zu finden.
00:03:19: Und das ist jetzt in diesem Fall mit meinem Bruder, der mit mir zusammen in der Geschäftsführung
00:03:23: ist, plus zwei weitere Geschäftsführer.
00:03:26: Damals weiß ich allerdings noch das erste, was mich wirklich so geprägt hat, bei unserer
00:03:31: gemeinschaftliche Entscheidung, für die man mich dann auch verantwortlich gemacht hat,
00:03:34: einen Betonfertigteilwerk in Hamm zu bauen.
00:03:37: Das war unser erstes Betonfertigteilwerk in Deutschland.
00:03:40: Und damals auch die größte Einzelinvestitionen ins Vermitteln drin, in Zeiten der Finanzkrise.
00:03:46: Da braucht man schon ein bisschen Rückgrat zu sagen, ja, ich mache das jetzt, obwohl
00:03:50: ich noch nie ein Betonfertigteilwerk in Deutschland gebaut habe.
00:03:53: Es hat sich aber glücklicherweise alles gut entwickelt.
00:03:56: Also gleich eine richtig große Entscheidung, auch wenn sie dann gemeinschaftlich gestützt
00:04:02: worden ist sozusagen.
00:04:04: Und wenn man sich so die Reise anguckt von damals bis heute, hattet ihr damals oder
00:04:10: hattest du damals schon eine Vision, wo du hin wolltest mit dem Unternehmen?
00:04:14: Das ist ja so ein Knackpunkt auch im Wechsel der Geschäftsführung, auch Wechsel der Generation
00:04:19: in so einem Unternehmen.
00:04:21: War das schon so klar oder ist die vielleicht erst auch beim Gehen entstanden?
00:04:26: Ja, Christian, das ist eine ganz spannende Frage.
00:04:29: Insofern, als dass ich immer gerne sage, ich liebe es unklar zu sein in der Vision, also
00:04:35: einfach mal so als Poleme in Raum geschmissen.
00:04:37: Denn alle, die sagen, ich habe eine Vision, dass wir die und die Zahlen machen.
00:04:41: Das ist für mich unrealistisch.
00:04:44: Für mich sind Zahlenresultanten aus gutem Handeln.
00:04:47: Also erst kommt das gute Geschäftsmodell, an dem ich baue.
00:04:49: Das hat was mit Regionalität zu tun.
00:04:52: Das hat was mit Prozessen zu tun.
00:04:53: Das hat was mit Technologie zu tun.
00:04:55: Und wenn das aufgesetzt ist, da habe ich noch den zweiten Gastglockenblock, nämlich Kutscher.
00:05:02: Es ist mit ihm am sein Stakehold und umgehe, das hat mit Menschen zu tun.
00:05:05: Die Kunden selbst nehmen die Mitarbeiter, die Partner unternehmen, aber auch die Genetzer.
00:05:10: Wenn ich das zusammen tue, ist das der nächste.
00:05:12: Und so sind wir eigentlich da auch immer rangegangen.
00:05:14: Das heißt, das Ziel da und da werde ich dann sein, dass gab es die, wir haben einfach
00:05:18: noch das, wir wollen uns immer irgendwo ein Stück weiter dem Morgen nähern, eben mit
00:05:23: guten Erschreibungen die richtigen Weichen für die langfristige und mittel- und langfristige
00:05:27: Zustellen.
00:05:28: Ihr habt das Unternehmen vom Vater übernommen für das Weiter.
00:05:34: Gibt es da sowas, ich kenne die Situation selbst, gibt es da sowas wie den besten Rat,
00:05:40: den man dann aus der Generation mitbekommt?
00:05:43: Kannst du dich da etwas erinnern?
00:05:45: Ja, das Gute ist ja, mein Vater ist nach wie vor mit dabei.
00:05:48: Also der kommt noch jeden Tag in der Firma, hat er bei uns den Freiraum gelassen.
00:05:52: Also es gibt auf jeden Fall einen ganz wichtigen Rat im Generationswechsel, nämlich dass
00:05:56: die ältere Generation irgendwann auch loslässt und vielleicht noch beratend, aber nicht mehr
00:06:01: steuern daneben im Hintergrund ist.
00:06:03: Und das andere, was wir mitgenommen haben und auch immer evolutionär weiter gespielt
00:06:09: haben, ist das Thema der Unternehmenskultur, die prima auf Vertrauens- und Verantwortung
00:06:15: und um gewissen, ich sage mal, innovationsgetriebenen Geist der Neugierde basierte.
00:06:19: Und diesen Rat, den hat mein Vater quasi als Bestandteil unserer Unternehmenskultur entsprechend
00:06:25: damals bei uns schon eingeflanzt und wir konnten und durften ihn einfach evolutionär mit mitnehmen
00:06:32: und weiterentwickeln.
00:06:33: Also eine ganz kluge Haltung, ich glaube, das kann man gar nicht genug herausstellen, das
00:06:39: beobachte ich auch in vielen Vergleichen.
00:06:41: Die übergebende Generationen praktisch als Rahmengeber und auch als weise Beratungsinstanz,
00:06:48: sage ich mal, aber nicht mehr als aktör im Tagesgeschäft.
00:06:52: Und ich glaube, das ist sehr klug, wenn man das so hinbekommt und dann auch den Kindern
00:06:58: am Ende diesen Raum lässt, dann eigene Wege zu gehen und das neu zu gestalten und weiter
00:07:02: zu führen.
00:07:03: Das ist wahrscheinlich die beste Kombination aus beiden Welten, die dann am Ende entsteht
00:07:06: daraus.
00:07:07: Und das macht ja auch ein Stück der Kultur dann aus und wahrscheinlich auch ein Stück
00:07:11: des Erfolges, der dann dadurch fortgeführt werden kann.
00:07:15: Letzte Frage von meiner Stelle hier in diesem Anfangspart.
00:07:20: Ihr seht euch selber inzwischen so als Technologieunternehmen.
00:07:25: Martin, wir haben das auch diskutiert zusammen.
00:07:28: Ist das eigentlich jetzt so ein Paradigmenwechsel nur für Goldbeck oder sieht sich die Branche
00:07:34: möglicherweise generell in einer anderen Rolle?
00:07:37: Also ich halte es dann nicht immer mit der Segelnbote alle Rühner nicht das Mal.
00:07:42: Wenn man sich vor 100 Jahren dem Segeln gewidmet hätte, dann ist sicherlich dort die schnellsten
00:07:49: Boote waren dort dann hochoptimierte Segelboote.
00:07:53: Und wir haben irgendwann mal gesagt, wir setzen uns aber auf dem Speedboard mit dem Motor,
00:07:58: wobei die damalige Variante eines Speedboards sicherlich noch langsamer war als das optimale
00:08:03: Segelboot.
00:08:04: Also ich glaube so, dass es heutzutage so ist, dass man, wenn man prozessstarkes Bauunternehmen
00:08:09: führt, heute auch ohne Digitalisierung und Technologie ein Topprojekt hinbekommen kann
00:08:16: und sehr erfolgreich sein kann.
00:08:17: Auch nur bis zu einer gewissen Größe, aber auch nicht beliebig in die Zukunftskale herber.
00:08:24: Irgendwann kommt zu dieser Schwenkpunkt, wo Veränderungen in der Technologie, in der
00:08:29: Prozessualität so dominant sind, dass andere Unternehmen, die sich eben weiterhin auf dem
00:08:36: Segelboot befinden, einfach ihre Daseinsbrennenberechtigung beim Rennen um die Welt sozusagen
00:08:42: dann entsprechend verlieren.
00:08:43: Und deswegen sind wir so stark in den letzten Jahren noch mal verstärkt, diesem Thema Technologie
00:08:50: und Innovation hinterher gewesen, weil wir das Gefühl haben, wenn man die Welt um sich
00:08:54: herum wahrnimmt und exponentielle Veränderungen im Bereich Digitalisierung, Robotik, Automatisierung,
00:09:00: Junemit entsprechend wahrnimmt, dann weiß man, dass das mit jeder Branche etwas machen
00:09:05: wird.
00:09:06: Auch mit der Baubranche, die zwar physisch immer noch mit der rumpeligen Baustelle irgendwie
00:09:10: konnotiert ist, aber auch hier werden Prozesse verändert, werden Technologien andere Arbeitsweisen
00:09:18: ermöglichen und Schnittstellen schlanker machen, Schnittstellen Fehler kosten minimieren.
00:09:24: Und wenn man das weiß, dann muss man gucken, an welcher Stelle sind denn das die Technologien
00:09:29: der Zukunft, auf welche Ferne muss man setzen und welche kann man vielleicht selber auch
00:09:32: mit prägen mitentwickeln.
00:09:33: Total spannend die Themen, die ihr auch da schon angesprochen habt.
00:09:37: Ich habe gelesen und auch schon mehrfach mit Spannung verfolgt.
00:09:40: Ihr habt ja schon vor Jahren ein Büro oder ein Campus im Silicon Valley eröffnet.
00:09:44: Das geht ja genau in die Richtung, den, den, am Nabel der Zeit da zu sein, vorne mitzuschwimmen.
00:09:50: Welche Ziele und Erwartungen habt ihr damit verbunden, als ihr das gemacht habt und welche
00:09:55: Ergebnisse oder Beobachtungen habt ihr seitdem schon entsprechend für euch ins Tagesgeschäft
00:10:00: oder zumindest in die Strategie übernehmen können?
00:10:02: Also erstmal ist das geprägt natürlich von diesem Geister der Neugier.
00:10:08: Jeder weiß, dass im Silicon Valley unter anderem, es gibt auch andere Orte an dieser
00:10:13: Welt eine ganze Menge passiert, viel Technologien geprägt werden und dementsprechend, wenn
00:10:19: man erstmal neugierig was passiert in so.
00:10:21: Und es gab so eine Zeit lang, so ich nördlich mal ein bisschen Augen zwingend diesen Iakarturismus,
00:10:27: wo man sagt, da fahre ich mal eine Woche ins Silicon Valley und gucke mir den Google Campus
00:10:31: an, den, den Hospitality Bereich.
00:10:33: Das ist ja wirklich eine Tourismusindustrie gewesen, wo man da bei Apple nochmal vorbei
00:10:38: und dann geht man einmal über ein Stanford Campus, aber dann ist das wirklich optisch
00:10:42: schön und für ne Kurzreise hat das touristischen Wert aber wirklich in die Community rein und
00:10:47: was das letztendlich bedeutet und wo denn wirklich die Technologien sich jetzt gerade
00:10:51: verändern, kriegt man nicht somit.
00:10:53: Ich war damals mit unserem strategischen Partner Autodesk, hat mal ne USA-Reise gemacht
00:10:59: und wir sind dann in Stanford vorbeigekommen und dann habe ich das Gefühl gehabt, Moment,
00:11:04: hier ist Stanford mit dem SciFi Lehrstuhl, hier ist Autodesk, hier ist diese gesamte
00:11:09: Property and Construction Digitech Community, hier müssten wir eigentlich sein.
00:11:15: Wir brauchen diesen Ort für neugierige Mitarbeiter, dass sie hier mal ein paar Jahre leben können
00:11:20: und erfahren, welche Gedanken da gerade gespielt werden.
00:11:23: Gerade das SciFi in Stanford, also CIFE von Martin Fischer, sind Vorreiter im Digitalisierungsbereich
00:11:32: seit 20, 30 Jahren schon und da kommen auch Unternehmen aus der ganzen Welt zusammen
00:11:37: und in diesem Schmelz-Tiegel neuer Ideen und neugieriger Menschen wollten wir einfach sein.
00:11:42: Was haben wir jetzt mitgebracht, ne verschiedenste Kontakte zu Start-ups deren Technologien wir
00:11:48: auch schon einsetzen.
00:11:49: Das sind teilweise Smart-Building-Technologien, alles natürlich eher so momentan noch in
00:11:54: Test-Bereichen, aber jetzt das erste Projekt hier gemacht, das erste Datenprojekt da
00:11:58: gemacht, Augmented Reality, dann geht es jetzt darum, wir haben gerade vor ein, zwei Wochen
00:12:05: von Microsoft den Intelligent Malfuring Award gewinnen dürfen, wo wir zusammen mit einem
00:12:12: Aachener Start-up, Aachen Zenfinskos, da haben wir Meolo-Bilder, ein Newscales gebaut haben,
00:12:20: wo wir eben über die Nutzung von 360 Grad-Kameras, Baustellenfall-Love-Tracking und KI-Algorithmen
00:12:29: bei den Aufnahmen Fehler, also Mengel erkennen lassen.
00:12:33: Und das sind natürlich Online-Forschungen, aber wenn ich vorstelle, dass vielleicht
00:12:36: in fünf bis zehn Jahren im Grunde genommen eine Drohle, ein Roboter oder auch ein Mensch
00:12:41: eine Baustelle immer in echt, sie sieht über solche Aufnahmen und eine KI, in der in jeden
00:12:47: Abend potenzielle Mengel vorschlägt und die sind dann auch noch exakt und treffen auch
00:12:52: noch sozusagen den Nagel auf den Kopf, dann kommt sogar das, was die Baubranche immer
00:12:58: lächelnd über Jahrhunderte als Wissen hat, das Remote Work als Solidarität realist,
00:13:04: also diese These wird dann in Frage gestellt.
00:13:07: Was ich spannend finde, ist, dass man sich auch traut, wenn man zum Beispiel in Silicon
00:13:12: Valley oder auch sonst wohin mit Start-ups zusammenarbeitet, dass man sich auch traut,
00:13:16: Fehlschläge hinzunehmen und auch vielleicht mal Systeme einzusetzen und zu probieren, die
00:13:21: noch nicht komplett fertig sind.
00:13:22: Also ich erinnere da, wer jetzt WhatsApp auf seinem Handy hat, der kann da mittlerweile
00:13:27: Sprachnachrichten, Videos und alles Mögliche mitmachen.
00:13:29: Die erste Version, da waren Texte ohne jegliche Smilies zu versenden.
00:13:34: Und wir haben, glaube ich, oft den Ansatz, dass wir immer warten, bis irgendwelche Entwicklungen
00:13:38: komplett ausgereift und fertig hergestellt sind, dann setzen wir sie ein und dann sind
00:13:42: die nach einem Jahr schon wieder veraltet.
00:13:44: Deswegen ist eigentlich der Ansatz, vielleicht auch mal in Pilotierungsphasen zu gehen, auch
00:13:48: mal einen Fehlschlag zu riskieren, genau der Richtige, glaube ich, an der Stelle.
00:13:51: Also da bin ich voll beide.
00:13:54: Ich glaube schon, das ist hier eben den Themen Start-ups Technologie, die wir derzeit ausprobieren.
00:13:59: Wird ganz voll relevant sein und wahrscheinlich dann am Ende wird es auch eingegeben, die
00:14:06: dann irgendwo in ältere guten Ideen dann verschwinden werden.
00:14:10: Ich würde da gerne noch mal einsetzen, der Gedanke vorhin auch.
00:14:13: Du hast es im Nebensatz gesagt, wir schicken da mal ein paar Leute längere Zeit hin.
00:14:17: Ihr seid ja auch wieder Arbeitgeber des Jahres geworden.
00:14:21: Irgendwie scheint ihr da ja mit den Mitarbeitern auch einiges richtig zu machen.
00:14:25: Wie funktioniert das da bei euch?
00:14:26: Wer darf da hin?
00:14:28: Wer ist da jetzt und wie kommen die dann mit dem Wissen vielleicht auch wieder irgendwann
00:14:32: zurück oder bleiben die so als Satellit dort in Amerika?
00:14:37: Also grundsätzlich ist es so, dass die Leute, die jetzt dort vor Ort sind, alles Leute sind,
00:14:42: die langjährig bei Goldberg schon gewesen sind, zwar noch relativ junge Leute, aber
00:14:46: Leute mit einer hohen Technikaffinität, mit einer hohen Digitalisierungaffinität und
00:14:50: die haben sich als erstes sozusagen aufgedrängt, als wir gefragt haben, wer darüber will.
00:14:55: Das ist jetzt eine gute Anzahl.
00:14:57: Momentan sind drei Leute von uns dann vor Ort auf einem eigenen Campus.
00:15:01: Also es ist wirklich so vier kleine Häuschen und in der Mitte ist so ein Innenhof.
00:15:05: Es ist wirklich sehr nett da.
00:15:06: Perspektivisch wird aber sicherlich er von denen jemand wieder rübergehen.
00:15:11: Und den werden wir natürlich dann in Deutschland gucken, wie wir ihn einbinden und die Fähigkeiten
00:15:17: entsprechend benutzen können, die Kontakte nutzen können und auch neue Leute wieder rüberbringen.
00:15:22: Perspektivisch kann ich mir aber eben auch gut vorstellen, dass wir diesen gesamten Campus
00:15:26: ein bisschen aufbauen, um die Wertschöpfungskette des Bauerns, inklusive Planung mit verschiedenen
00:15:34: Firmen, mit verschiedenen Leuten, mit ähnlichen Forschungsinteressen aus der gesamten Wertschöpfungskette
00:15:40: da entsprechend aufzuwerten.
00:15:42: Also diesen Standort noch ein bisschen bunter machen, um so die ganzen Netzwerkeffekte zu nutzen,
00:15:47: Kreativität, Kenntnisse, Connections und so weiter.
00:15:50: Weil da kommt immer das Beste raus und die spannendsten neuen Gedanken, wenn man möglichst
00:15:55: viele Gedanken miteinander mischt.
00:15:56: Ist das ein Geheimnis auch, warum ihr wieder Arbeitgeber des Jahres geworden seid?
00:16:04: Ist das ein Stück der Geheimformel vielleicht?
00:16:06: Ja, das war eine Frage, die ich auch tatsächlich auf den sozialen Netzwerken erbebekommen habe.
00:16:12: In diesem Bezug war eben auch eigentlich genau das meine Antwort zu sagen.
00:16:18: Wir haben immer eine Firmenkultur von Vertrauen, dem Mitarbeiter gegenüber, von Verantwortung,
00:16:25: dass Leute eben auch frühzeitig Verantwortung übernehmen dürfen, Sachen machen dürfen,
00:16:29: aber eben auch diesen Geist der Neugier, dem Spaß an neuen Ideen, an neuen Technologien.
00:16:36: Ich glaube, wenn man alles kombiniert, dann ist das eine gute Grundlage, wirklich gutes
00:16:40: Talent für Leute, die was bewegen wollen, für einen so begeistert.
00:16:45: Dieser Gedanke, dass man auf dem Campus dann vielleicht auch mittelfristig auch mit anderen
00:16:51: Playern aus der Bauwirtschaft zusammenarbeitet, ist ja der, dass man als Bauwirtschaft auch
00:16:55: gewisse Dinge auch zusammen angehen kann und muss.
00:16:58: Also auch beim Thema Personal.
00:16:59: Christian hat es gerade angesprochen.
00:17:00: Attraktivität eines Unternehmens ist eine Sache, aber überhaupt erst mal einer Fachdisziplin
00:17:05: ist eine andere.
00:17:06: Wenn ich jetzt mal so ein Gedankenspiel mache und sage 18-jährige Abiturientin, Abiturientin,
00:17:11: technisches Interesse, was sagst du dir oder ihm, warum Bauingenieurwesen oder Architektur
00:17:16: oder, sag ich mal, ein Studiengang unserer Branche anstatt Maschinenbau, E-Technik, Informatik,
00:17:22: die ja was das Marketing, was Personal angeht, zumindestens offensichtlich immer so ein bisschen
00:17:27: aggressiver ja sind.
00:17:28: Ja, also ich glaube, dass wir bei uns eine wunderbare Zeit vor uns liegen haben, weil
00:17:35: wir eben zum Beispiel nicht der online Handelsinfo Jeff Bezos vor 30 Jahren angefangen hat, die
00:17:42: Welt zu verändern.
00:17:43: Also die Welt wird jetzt noch verändert.
00:17:46: Die Baubranche ist im Wandel und jeder, der Lust hat mitzumachen und Technologieaffinität
00:17:53: hat, sehen möchte, wie sich die komplette Wertschöpfungskette anhand von automatisierter
00:18:00: Planung neuen Materialien, digitalen Prozessen komplett verändern wird.
00:18:05: Der kann hier ein Billiardendollermarkt eben oder das sprechen die Startups in der USA
00:18:11: immer so go into the construction industry, it's a trillion dollar market so, also unendlich
00:18:17: großer Markt, unendlich verschneicht auch dementsprechend noch ganz viel Potenzial zu
00:18:22: heben und dementsprechend glaube ich, hat gerade dieses verschneichte, dieses fiese Insitu-Thema
00:18:29: der Baubranche, dass jedes Mal die Baustelle wieder neu ist mit allen Lästigkeiten, die
00:18:33: man so eine Baustelle mit sich bringt.
00:18:35: Das hat eben zur Folge, dass wir jetzt im heutigen digitalen Zeitalter noch ganz
00:18:39: viel Veränderungspotenzial haben werden und es wird kommen.
00:18:43: Deswegen ist für alle die gestalten wollen, die müssen jetzt in die Baubranche gehen.
00:18:46: Ich finde das ganz wunderbar, dass du das so siehst und so ausdrückst, weil ich empfinde
00:18:53: das auch seit vielen Jahren so Menschenpersonal.
00:18:56: Das ist ja auch mein Thema und ich sage eben auch, jungen Leuten, wenn ihr was bewegen
00:19:01: wollt und nicht ins gemachte Nest gehen wollt, sondern wirklich was gestalten und verändern
00:19:05: wollt, dann müsst ihr in die Bauindustrie gehen.
00:19:07: Die ist sozusagen auf der Startrampe im Moment und da kann man wirklich was bewegen und
00:19:13: noch wirklich Dinge mitgestalten und verändern.
00:19:15: Ist nicht mehr das die dritte Kommastelle irgendwo wie in manchen anderen Industrien
00:19:19: inzwischen.
00:19:20: Toll.
00:19:21: Das würde ich so unterschreiben, genau.
00:19:23: Wenn wir da konkret mal über die Technologien sprechen, über die alle sprechen, das ist
00:19:27: der BIM, das ist LIN, das ist KI, das ist 3D Druck und Co.
00:19:32: Was glaubst du, ist davon das Thema oder kann man das so nicht abgrenzen und wie verändert
00:19:38: sich von einem Bauleiter oder einer Bauleiterin bei zum Beispiel bei euch bei Goldback so
00:19:43: der Alltag durch diese Themen in den nächsten fünf Jahren?
00:19:46: Kann man das irgendwie konkret fassen?
00:19:47: Ja, ich glaube erst mal als Grundsatz, es gibt so verschiedene Wellen der Digitalisierung,
00:19:53: die uns jetzt betreffen werden.
00:19:55: Aber allen muss man Zeit geben, denn die Technologien sind noch nicht reif, die entwickeln sich gerade
00:20:03: erst.
00:20:04: Also viele sprechen heute davon, dass sie BIM machen und vielleicht rutscht es dem einen
00:20:09: oder anderen bei uns auch aus.
00:20:11: Es ist dabei immer nur eine Vorstufe von dem, was wir eigentlich unter BIM verstehen.
00:20:16: Ich spreche mal so von der Singularität des Bauern.
00:20:20: wenn alle Disziplinen ineinandergreifen und wirklich alle Räder, alle Informationen in einem
00:20:26: Zielmodell zusammenlaufen und das bedeutet eben nicht nur die drei Raumdimensionen, sondern das
00:20:32: bedeutet die Zeit, das bedeutet die Kosten, das bedeutet Bauteileigenschaften in der Bauffase,
00:20:37: aber auch in Betrieb dann. All das fließt in das Modell ex ante ein im Kontext des Frontloadings
00:20:44: und da brauchen wir auch noch einige Jahre dafür bis diese Modelle dann dargestellt sein werden.
00:20:49: Und dann hat man eben diesen zweiten Bereich der Digitalität der Realitätserfassung auf
00:20:55: digitale Art und Weise. Das ist jetzt das zum Beispiel, was wir mit Holobilder machen, wo wir
00:21:00: derzeit eben gucken, wie wir die Baustelle als Modell in Echtzeit digitalisieren, so dass wir
00:21:06: dann ein digitales Sol und ein digitales Ist haben. Das können wir miteinander vergleichen.
00:21:11: Der dritte Schritt ist dann, wenn ich diese digitalen Sol ist, dann gleich habe, kann ich besser
00:21:16: Augmented Reality einsetzen, dann kann ich besser auch alles rund um den Einsatz von Robotik
00:21:24: ermöglichen, weil die Roboter ein digitales Orientierungsnetz, also sehend gemacht werden
00:21:29: sind. Das ist da wesentlich, sagen wir mal, greifbarer für die Baustelle dann. Und Last
00:21:37: Partner List geht es auch darum, zu gucken, wie kann ich Schritte, die redundant sind oder
00:21:43: automatisch ableidbar sind aus einem Vorschritt, wie kann ich die vorwegnehmen? Also wenn ich von einem
00:21:49: Kunden beschrieben bekomme, was er haben möchte, wie kann ich dann möglichst schnell ein ganz
00:21:53: heitliches Modell ableiten, welches dann auch baubar ist und welches in Regeln des jeweiligen
00:21:59: Bundeslandes entspricht. Da gibt es also noch eine ganze Menge zu tun, wo wir noch nicht sind.
00:22:04: Ja, wenn ich das alles mal habe, der Mensch darf in der Baubranche, glaube ich, immer kreativer
00:22:09: auf Problemlösungen und neue Möglichkeiten auf Ästhetik, auf Mensch zu Mensch Interaktionen
00:22:17: sich erfordern, weil repetitive und anstrengende Aufgaben natürlich mehr und mehr durch Algorithmen
00:22:23: Maschinen erledigt werden. Und ich glaube tatsächlich daran, dass wir durchaus auch ein Remote
00:22:30: Work an Teil von Bauleitern der Zukunft haben werden.
00:22:33: An dieser Stelle ein kurzer Hinweis in eigener Sache für diejenigen unter unseren Zuhörern,
00:22:46: die sich gerade in ihrem eigenen Unternehmen mit relevanten Zukunftsfragen befassen und die deren
00:22:52: Ausgestaltung und die Umsetzung von Lösungen beschleunigt und ergebnisorientiert für den
00:22:57: Erfolg vorantreiben wollen. Sprechen Sie gern Martin Ferger für Themen zu Lean, BIM,
00:23:02: Digitalisierung und Prozessoptimierung über www.ferger-conculting.de und mich Christian Haag
00:23:11: zu strategischer Transformation, Strategieführung und Sparring für Top-Entscheider über www.christianhaag.de
00:23:21: an. Im Rahmen dieses Podcasts, aber auch darüber hinaus, tragen wir gern als Speaker in Präsenz
00:23:26: oder online zur Inspiration ihres Publikums im Rahmen ihrer Veranstaltungen bei. So oder
00:23:32: so freuen wir uns auf und überregen Austausch mit Ihnen und euch. Nehmen Sie, nehmt einfach
00:23:38: Kontakt zu uns auf.
00:23:39: Wechseln wir mal das Thema, springen wir mal ein Thema rein, dass wir einfach auch ansprechen
00:23:54: müssen. Tesla baut in Brandenburg, ihr seid mit an Bord und wenn man in einem Maske kennt,
00:24:03: dann weiß man, der hat ambitionierte Ziele, ist ein ganz knallhater Verhandler und ja,
00:24:10: da würde mich einfach interessieren und uns interessieren, wie hast du den, wie habt
00:24:14: ihr den geknackt, wie habt ihr, wie seid ihr mit in sein Boot gestiegen oder wie seid
00:24:18: ihr gemeinsam in ein Boot gestiegen für dieses Projekt? Was macht Goldback und auch einige
00:24:23: andere Beteiligten an dem Projekt da anders in den Augen von Tesla als vielleicht andere
00:24:29: in der Branche?
00:24:30: Naja, wir haben erst noch, ich glaube ich vor allen Dingen, glaubhaft darstellen können,
00:24:35: dass wir in der Lage sind, die ambitionierten Ziele besser als andere darstellen zu können.
00:24:40: Und am Ende geht es immer darum, wenn man so ein Mammutprojekt hat mit sehr, sehr sportlichem
00:24:47: Zeitplan, dass man in der Lage ist, möglichst viel Informationen selber frühzeitig im Projekt
00:24:53: so zusammen zu packen, dass sich etwas Baubares daraus generieren kann. Und da haben wir
00:24:58: von vornherein auch einige der Planungsschritte an uns gerissen in Anführungszeichen, weil
00:25:03: wir ja das Prinzip haben, dass wir eigentlich nur das planen, was wir selber auch bauen wollen,
00:25:07: nur das bauen, was wir selber auch geplant haben und haben aber auch uns darauf kapriziert
00:25:16: am Ende letztendlich Themen dieses Gebäudes zu bauen, die für uns gut baubar sind. Da
00:25:21: ist es dann eine Automobilfabrik, das ist jetzt nicht speziell nur Tesla, hat auch immer
00:25:26: sehr individuelle Ingenieurbau-Grundbauteile, die nichts mit irgendeiner standardisierten
00:25:31: alle zu tun haben. Und wir haben große Flächen gebaut, die man besser ins System und ins
00:25:37: Produkt bringen kann. Und damit sind wir jetzt auch beinahe durch mit unserem Scope und
00:25:42: es war sehr anstrengend, wie du gesagt hast, es ist schon sehr sportlich, es geht immer
00:25:47: um the world's best, also alles andere wird nicht anerkannt. Aber ich muss sagen, großes
00:25:53: Lob an das Team da draußen, die diesen hell of a ride sozusagen mitgeritten sind und jetzt
00:25:59: hoffen wir mal, dass wir auf die letzten Meter unsere Aufgaben so weit erfüllen. Und dann
00:26:03: dürfen andere das finalisieren, denn wenn man weiß, wenn der Halle fertig ist, ist längst
00:26:09: noch nicht die Maschinen und die TGA installiert. Das ist dann aber nicht mehr bei uns die Aufgabe.
00:26:16: Man liest ja sehr viel auch über das Projekt und auch über das Thema Genehmigung und Co.
00:26:20: Wir hatten in einer der letzten Folgen Professor Leupaz hier zu Gast und er hat ein Zitat geprägt,
00:26:26: wir sollen in Deutschland oder müssen in Deutschland auch wieder ein Bekenntnis ablegen, Infrastrukturprojekte
00:26:32: zu können und zu wollen. Was siehst du da seitens, sag ich mal Politik, seitens Gesellschaft,
00:26:38: aber auch seitens der Bauindustrie für eine Pflicht, dass wir vielleicht auch da wieder
00:26:42: hinkommen, dass wir nicht so viele Nebengeräusche immer haben, wenn wir, sag ich mal, große
00:26:47: oder Leuchtturmprojekte umsetzen wollen in Deutschland?
00:26:50: Ja, das ist in der Tat ein Thema, das mich durchaus bewegt zu sagen. Was heißt denn Rechtsstaatlichkeit
00:26:59: und was heißt Bürokratie? Das sind ja gemein in ganz wichtige Grundpfeiler unseres Nachkriegserverständnisses,
00:27:07: die uns viel Positives gebracht haben. Aber in einer Volatilien sich schnell
00:27:11: ändernen Welt, wo ich auch schnelle Reaktionen im komplexen Umfeld erzeugen möchte, muss
00:27:18: ich als Gesellschaft wissen, was sind denn meine Zielvektoren hinter denen ich meinen
00:27:23: Handeln entsprechend unterordne? Und wenn ich dann sage, an jeder Stelle jeder Zielvektor
00:27:28: zählt in allem Maße, also Beispiel ist ja immer so, man trifft irgendwo so diesen Spezialnurch
00:27:35: und der verbietet einem dann das komplette Tesla-Projekt. Dann hängen da 20.000 Arbeitsplätze
00:27:41: perspektivisch dahinter, Energiewende usw. Und jetzt kann man natürlich vertrefflich
00:27:46: über das Schicksal des einzelnen Lurchs diskutieren und das wird ja gemacht. Da muss man aber
00:27:52: einen gewissen Pragmatismus behalten lassen und sagen einfach, okay, ich gucke, dass ich
00:27:56: jetzt das eigentliche Ziel des Schutzes des Lurches vielleicht anders durchsetze, indem
00:28:01: ich irgendwo an anderer Stelle kompensiere, um dann auch tatsächlich was umzusetzen.
00:28:06: Weil wenn ich immer über jedes als Präzedenzfall legisch debattiere, dann werde ich in Deutschland
00:28:13: nicht handlungsfähig sein. Und dann ist es okay, wenn ich das Schicksal meiner Kinder
00:28:19: in die Hände der etwas pragmatischeren Amerikaner und Chinesen gebe, die zugesächten nicht unbedingt
00:28:26: unserem Wertesystem entsprechen, aber grundsätzlich damit schnelle Handlungsfähig sind. Das ist
00:28:31: ein Generationenkonflikt, den wir jetzt gedanklich und gesellschaftlich ausfechten müssen.
00:28:36: Das heißt, das Thema eigentlich nicht nur ein deutsches Thema, sondern auch eine Frage,
00:28:41: wie wollen wir uns da international positionieren?
00:28:43: Es ist ein europäisches Thema, denke ich. Es gibt keinen nur deutschen Themen. Also das
00:28:49: ist, meines Erachtens, sehr kurz gegriffen, weil wir müssen uns im Kulturraum Europa verworten,
00:28:55: dass Deutschland alleine die zukünftige Schweiz der Welt, Platz der Schweiz ist schon besetzt,
00:29:02: sage ich mal. Und wir haben, glaube ich, in Europa die Aufgabe, dass wir uns auf diese
00:29:06: positiven Werte der Nachkriegszeit in einer modernen Interpretation rückbesinnen, um
00:29:14: auch wieder handlungsfähig zu werden. Das sind wir den nächsten Generationen noch schuldig.
00:29:18: Das ist eigentlich ein ganz wichtiger, guter Punkt, wenn wir da mal nach vorne schauen.
00:29:23: Ich habe gesehen, ihr habt, glaube ich, 500 offene Stellen auf eurer Seite, also ihr sucht
00:29:29: und ihr seid ja auch in den letzten Jahren rasant gewachsen. Jetzt hast du eingangs gesagt,
00:29:35: zu große Visionen lieber gestalten und machen und tun, also etwas mehr Hands-on-Mentalität
00:29:42: nehme ich daraus. Aber wenn wir uns in ein paar Jahren treffen würden, sagen wir mal
00:29:47: fünf Jahre, zehn Jahre und ich würde, wir würden uns gar nicht kennen und ich würde
00:29:50: auch Goldberg gar nicht kennen und ich würde einfach fragen, Mensch, Jan-Henrik, wer bist
00:29:53: du, was machst du da in Deutschland? Du würdest dein Unternehmen mit einigen Worten beschreiben,
00:29:58: welches Unternehmen würdest du mir beschreiben? Wie viel von heute wäre da noch drin und
00:30:02: was wäre anders? Selbst wenn es kein ganz konkretes Bild ist vielleicht?
00:30:06: Ja, ich glaube, das Schöne ist, wir haben das Glück gehabt, dass wir zumindest mit der
00:30:12: Gründungs-DNA, also sprich, diesem Fokus auf ein systemorientiertes, produktorientiertes
00:30:21: Bauen etwas mit Indivige gelegt bekommen haben, gewürzt noch mit der Unternehmenskultur aus
00:30:27: Vertrauen und Verantwortung, ein Cocktail, der sich mit der Zeit im Grunde genommen frisch
00:30:32: geblieben ist. Ich würde mal sagen, so wie ein guter Wein ist ja eigentlich sogar noch
00:30:36: besser geworden, so diese Kombination aus diesen Themen. Und wenn man jetzt zum Beispiel
00:30:42: den Annual Construction Report von McKinsey im letzten Jahr liest, da sind ganz viele
00:30:47: Kernaussagen, die eigentlich eine Blaupause unserer Strategie sind. Das ist jetzt Zufall
00:30:53: in der Richtung, wir haben das Glück gehabt, auf das richtige Pferd zu setzen und da setzen
00:30:57: wir beherzt weiter drauf, aber sagen, das Pferd ist vielleicht dann gar kein Pferd,
00:31:01: sondern im Grunde genommen die Elektro-Auto-Version davon. Es ist also zukunftsfähig, was wir
00:31:07: jetzt hier haben, wie wir dann wachsen, ist mir eigentlich fast, nein, es ist mir völlig
00:31:13: egal, also weil mir geht es überhaupt nicht um Wachstum. Also Wachstum und Rendite sind
00:31:18: Resultate aus gutem Arbeiten und wenn das dann heißt, dass wir eben doppelt so groß sind,
00:31:22: wir jetzt sind freundlich, dass so lange die Leute noch gerne bei uns arbeiten und die
00:31:27: Kunden zufrieden sind. Und wenn nicht, wenn wir einfach so bleiben, wie wir sind, das
00:31:32: wird nicht passieren, weil die die Parameter sich erändern, aber wenn so sein sollte oder
00:31:37: auch wenn wir schrumpfen würden, wenn wir alles richtig gemacht haben und unsere Produkte
00:31:41: und die Menschen richtig weiterentwickelt haben, wäre das Auffallen. Wer gerade gut
00:31:46: zugehört hat, hat vielleicht auch aus den vergangenen Folgen aufgemerkt, dass du gesagt
00:31:51: hast, unsere Kunden sind zufrieden. Christian und ich haben uns oft auch mit dem Schmunzeln
00:31:55: drüber unterhalten, dass die Bauindustrie den Kunden ja nicht selbstverständlich Kunden
00:32:00: nennt, sondern tendenziell eher Auftraggeber. Ich glaube, das ist auch schon eine Philosophie
00:32:04: und eine Frage oder überinterpretiere ich das. Nee, ganz bestimmt. Also wenn man selber
00:32:09: denkt, also wir definieren ja letztendlich unser Leistungsbild nicht als Bauleistung.
00:32:18: Es gibt ja so diese klassischen Worte, Bauleistung oder Baumasse ist noch schlimmer. Ein Stück
00:32:24: Baumasse produzieren, das ist extrem Mutsexy, mit dem Bauherren für den Bauherren als
00:32:29: Unternehmen Baumasse zu produzieren, sondern wir reden über unseren Kunden und eben
00:32:35: entsprechend über unser Produkt. Und das Produkt ist selber auch kein Produkt mehr in Zukunft,
00:32:43: sondern ähnlich wie ein heutiges Telefon, ein Produkt-Service-Ökosystem. Das heißt,
00:32:47: der Fokus ist auf die Nutzungsphase, auf die Erfahrung unseres Kunden mit dem Gebäude
00:32:54: in der Nutzungsphase. Das ist ein Grundverständnis von, von wie wir das Bauherren herangehen.
00:33:00: Und alles abgeleitet aus dem Verständnis, dass wir hoch individuell konfigurierbare Produkte
00:33:06: machen wollen. Komm, aber es sind Produkte, keine Einzelprojekte. Daraus spricht ja ein
00:33:13: Stück weit auch, oder man sieht Sprache, Gedanken, Projekthaltung und vielleicht macht das ja
00:33:20: auch Lust, damit zu machen. Also die Baubranche gemeinhin tut sich hier und da ja doch schwer,
00:33:26: auch Menschen eben zu gewinnen für sich im Konkurrenzkampf mit anderen Branchen. Aber
00:33:31: ich glaube, es ist eben ein Stück weit auch dieses Selbstverständnis, ist diese Haltung,
00:33:34: die manchmal nicht mehr zeitgemäß ist. Als Empfänger irgendeines Auftrages sozusagen der
00:33:41: Dienstknecht zu sein, entspricht glaube ich nicht so sehr dem Selbstbild vieler, die in der
00:33:46: Branche arbeiten wollen oder eben auch nicht arbeiten wollen. Und das Denken, so wie du es auch
00:33:51: gerade skizziert hast, als Partner, als Gestalter, als Auf-Augenhöhe-Projekt-Realysierer ist glaube
00:33:59: ich das, was viel aktiver und auch damit im Grunde viel zeitgemäßer für junge Menschen auch
00:34:03: ansprechend ist. Absolut, finde ich ein super Gedanken. Ich glaube wirklich, dass das auch ein
00:34:09: toller Impuls ist an alle Führungskräfte, jede wieder Art, genau diesen Gedanken bei der Gesamtheit
00:34:17: der Mitarbeiter auch entsprechend zu schüren und zu ermutigen. Das ist, hört sich immer so banal an,
00:34:25: das Potenzial der Mitarbeiter wecken, aber da geht es ja ganz einfach um eine Win-Win-Situation. Jeder
00:34:29: möchte wahrgenommen werden, ernst genommen sich einbringen, wenn er eine gute Idee hat,
00:34:33: darüber sprechen und so. Und das ist eigentlich was ganz normal menschlich ist. Trotzdem geht es
00:34:38: hier und da in Vergessenheit und wenn wir das dann wieder ausbuddeln, dann tun wir für alle
00:34:42: Beteiligten was Gutes. Ja und ich glaube auch insgesamt, die Qualität unserer Mitarbeiterinnen
00:34:48: und Mitarbeiter in der deutschen Bauindustrie ist im Schnitt, denke ich, sehr, sehr hoch. Also
00:34:52: zumindest das, was ich bis jetzt mitbekommen habe. Das ist bei der Polierebene, Bauleitungsebene,
00:34:57: aber auch alle eben da drüber, aber auch im kaufmännischen Bereich habe ich bis jetzt
00:35:03: eine sehr, sehr hohe Qualität kennengelernt. Ja, kann ich bestätigen. Ich glaube, man muss am Zeit
00:35:06: am besten natürlich kontinuierlich auch den Leuten zuhören, was die für Ideen zur Verbesserung
00:35:13: haben. Also es können kleine kontinuierliche Verbesserungen sein, aber auch Google nennt
00:35:18: es immer Moonshots, also wirklich mal ganz spinnende Ideen, die vielleicht ein ganzes Geschäftsmodell
00:35:24: irgendwie in irgendeiner Form infrage stellen. Da ist glaube ich wirklich der Appell wichtig,
00:35:28: auch den Leuten im Unternehmen zuzuhören. Ich glaube, manchmal ist es den Führungskräften
00:35:33: vielleicht nicht immer bewusst, welches Potenzial im eigenen Hause sogar schon schlummert.
00:35:36: Das sehe ich auch so. Man kann prägend unternehmerisch tätig sein. Das ist für uns auch ganz wichtig
00:35:44: als Bestandteil unserer Unternehmenskultur oder sich fragt, wie so sind die in so stark gewachsen.
00:35:50: Ich glaube, weil wir eben ganz viele neugierige Leute hatten, die mit der Engländer würde
00:35:56: sagen, mit der High-Level-of-aspiration, also mit allem Ambitionsniveau, wo ich sage, ich will
00:36:01: noch weiterkommen. Aber ich kann auch was verändern. Also es ist gewollt, dass ich mich einbringen.
00:36:06: Es ist gewollt, dass ich auch mal kritische Stimmen walten lasse, wenn ich sie reflektiert habe.
00:36:11: Und dieses Thema einer Mitmachkultur, wo man sagt, wir ziehen mal irgendwo jetzt mal alles mal von links
00:36:17: auf rechts und gucken, wie wir was Besseres zusammenbekommen. Und wenn mal was nicht läuft,
00:36:21: dann sage ich es auch. Und ich bin offen, solange man das prägen kann in einer Unternehmung, ganz
00:36:27: egal ob groß oder klein, solange bleibt die Unternehmung gesund, weil die Menschen dieses
00:36:32: Unternehmen, die Arbeitnehmer sozusagen, die eigentlichen Mitarbeiter diese Unternehmen mit
00:36:36: tragen. Und dann hat man viel mehr Energie, als wenn irgendwelche Despoten und neunmalklube
00:36:41: Menschen von oben herab sagen, so wird die Zukunft. Und das muss so sein, weil dann verlierst du die
00:36:46: Mitarbeiter und die richtig guten, vor allen Dingen auf der halben Strecke. Und damit hast du gar nichts gewonnen.
00:36:51: Jan-Henrik, vielleicht so als letzten Gedanken, ja, die Zeit im Moment schwierig für alle Corona-Pandemie.
00:36:58: Wir können es alle, glaube ich, gar nicht mehr hören und auch nicht abwarten, bis sich die Dinge
00:37:02: wieder normalisieren. Was nimmt ihr? Was nimmst du so mit aus dieser jetzigen Zeit? Und was kann
00:37:07: man vielleicht auch unseren Zuhörern mitgeben? Auf welche Punkte wird es in den nächsten ein,
00:37:12: zwei, drei Jahren besonders ankommen, um erfolgreich zu sein in dieser Branche?
00:37:16: Also vor dem Hintergrund von Corona, ich bin so, ich sag mal, Berufsoptimist und da sage ich immer,
00:37:24: das mitnehmen, was man mitnehmen kann. Also, ah, die Baubranche ist ja schon, erst mal kann
00:37:28: jeder, der bei uns in der Branche, erst mal dreimal auf Holz klopfen, weil ich will nicht sagen,
00:37:34: es gibt auch sicherlich bei uns Nischen in der Baubranche, die jetzt unten oben, was weiß ich,
00:37:39: Hotel- und Messebau, arg gelitten haben, aber das Ohr der Baubranche ist gut drüber weggekommen,
00:37:44: weil wir eben weitermachen durften und das ist erst mal schon mal klasse. Ansonsten glaube ich
00:37:49: alle Chancen, die das Thema Remote mit Sicht bringt, sollten wir nutzen, weil es gibt einige
00:37:54: Formate, die sind völlig überflüssig persönlich. Auch was Schulungen, Weiterbildung angeht,
00:38:00: kann man sicherlich mit einem beherzten Remote-Konzept einiges vorantreiben. Aber bitte dabei nicht
00:38:05: vergessen, dass der zwischenmenschliche Diskurs in der Live-Begegnung auch immensen Wert in sich
00:38:11: trägt. Also alles, was so ein Management bei Korridor ist, ich fange zufällig mal spontan an zu
00:38:16: quatschen. Und das passiert in der persönlichen Begegnung eben viel leichter, viel fluffiger,
00:38:21: als wenn man sich jetzt irgendwo so zwanghaft, wo muss sich jetzt auch so um unterhalten hat. Und
00:38:28: von daher glaube ich stecken in dieser letztendlich Remote-Kultur Chancen und ganz viele Möglichkeiten
00:38:36: auch drin. Man muss sie halt richtig tarrieren und das eben in eine Nachcoronavelt mitzunehmen,
00:38:41: das schon wichtig. Und ich sage mal so eine Thematik, in der wir sicherlich alle mal arbeiten
00:38:46: können bei uns in der Branche, ist das Thema weibliche Führungskräfte in der Baubranche. Das
00:38:51: hast du vielleicht hier und da noch im Bereich der Architektur. Dann wird es aber auch schon ganz
00:38:56: dünne danach in den Ingenieurdisziplinen und bei uns GUs und so weiter auch. So da haben wir auch
00:39:01: im eigenen Stall noch viel zu tun sozusagen. Aber wenn ich jetzt in der Lage bin,
00:39:05: doch wirklich tolle Besprechungen auch mal Remote zu machen und meine Sachen hintereinander zu bringen,
00:39:10: Herr Gott, normaler muss es doch auch möglich sein, dass eine Frau, die eben aufgrund ihrer
00:39:15: Situation mit den Kindern zu Hause eben mit einer Halbentags- plus Remote-Stelle eben ein Team
00:39:22: führen kann, da müssen wir uns einfach mal dran wagen an diese Themen. Und das sind dann die
00:39:27: positiven Sachen, die wir mitnehmen können. Herr Hendrik, vielen vielen vielen Dank für deine
00:39:32: Zeit und die Wert von Impulse und guten Gedanken. Ich sende Grüße und gute Wünsche in deine Richtung,
00:39:39: dass sich die Dinge so spannend weiterentwickeln, wie du das geziert hast und freue mich, wenn wir
00:39:44: den Dialog hier fortsetzen. Ich glaube, das Thema weibliche Führungskräfte, das wäre eine
00:39:48: ganze eigene Folge. Insofern herzlichen Dank. Sehr gerne, hat mir viel Spaß gemacht. Vielen
00:39:53: Dank euch. Ja, Jan Hendrik, von mir auch vielen Dank. Ich fand es extrem spannend. An der ein oder
00:39:58: anderen Ecke, glaube ich, könnten wir alleine nochmal eine ganze Folge zusammen machen. Ich hoffe,
00:40:03: wir bleiben da in Kontakt und alles Gute für euch und das Unternehmen. Danke sehr Martin. Danke,
00:40:09: Christian. Danke schön. Vielen Dank an Sie und euch fürs Zuhören bei Zukunft Bauen, dem Zukunftspodcast
00:40:18: für die Bauindustrie. Wenn euch der Podcast gefällt, würden wir uns über eine Bewertung freuen und
00:40:23: natürlich darüber, wenn ihr den Podcast bei einem Podcast Provider eures Vertrauens abonniert.
00:40:28: Wir freuen uns auf ein Wiederhören. Bis bald.
00:40:31: [Musik]