#017 | Klimaschutz - Schlüsselrolle der Bauindustrie
Shownotes
In dieser Folge sprechen wir mit Philipp Elsäßer und Louis Rittersberger vom COREUM. Wir waren im Rahmen eines Live-Talks zu Gast und haben uns über Emissionsvermeidung und Klimaschutz ausgetauscht. Martin und Christian diskutieren in dieser Folge auf der Grundlage des spannenden Austausches inwieweit der Klimaschutz eine Schlüsselrolle für die Bauindustrie hat. "Das COREUM ist eine europaweit einmalige Plattform für Innovationen – und eine einzigartige Kulisse für Events. Ein offener, unabhängiger Ort. An dem Menschen Technik und Ideen bewegen. Sich aus- und weiterbilden. Und Gastfreundschaft erleben." Es ist ein faszinierender Ort, der die unterschiedlichen Akteure der Industrie zu Dialog und gemeinsamen Ausprobieren zusammenbringt. Dieser Rahmen ist aus unserer Sicht ideal, um auch den großen Zielen schrittweise näher zu kommen.
Themen in der Folge
- Welche Rolle spielt die Bauindustrie für den Klimaschutz und umgekehrt?
- Wie finden die Akteure der Branche für die Themen zusammen, die nur gemeinsam gelöst werden können?
- Welche Baustoffe/Ressourcen können wir in den kommenden Jahren einsetzen?
- Wo stehen wir im Thema Recycling heute?
- Anreize für nachhaltige Geschäftsmodelle - Klimaschutz als Chance
- Holz als Werkstoff, Modulbauweise und Recycling
- LEAN, BIM, Prozeßoptimierung für Wirtschaftlichkeit und Klimaschutz
- Intelligente Planung - Merfachnutzung und Lifecycle von Gebäuden
- Nutzen digitaler Tools
- Mut zur Innovation - Neue Wege gehen - mehr Mut zur offensiven Fehlerkultur
- Staatliche Rahmenbedingungen
- Positive Entwicklungen bei Projekten zwischen Hochschulen und Unternehmen
- Employer Branding und Klimaschutz - Menschen und Werte
- Mut zum Machen, Zeigen, Beteiligen
- Anreize setzen - Ermutigung zum Mitmachen beim Klimaschutz
In dieser Folge
COREUM: www.coreum.de
Hosts und Podcast
Website: Christian Haak
Website: Martin Ferger
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Präsentiert von: Zukunft.Bauen. | Der Haak & Ferger Zukunftspodcast für die Bauindustrie
Der Zukunftspodcast für alle, die sich für die Zukunft von Bauen & Leben interessieren.
Live-Events von Zukunft.Bauen.
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00:00:00: Moin aus Hamburg und Siegen und herzlich Willkommen zu unserem Podcast für die
00:00:12: Bauenindustrie Zukunft Bauen, dem Zukunftspodcast für alle, die sich für die Zukunft von Bauen
00:00:19: und Leben interessieren. Wir sind Martin und Christian und wir werfen in diesem Podcast einen
00:00:25: Blick auf die Zukunftsentwicklungen von Branche, Technologie und Lebenswelt. Es wird dabei um die
00:00:32: Veränderung der Baubranche gehen und darum, was dies für uns und für die Unternehmen der Branche
00:00:38: bedeutet. In der heutigen Folge geht es um Klimaschutz und die Schlüsselrolle der Bauenindustrie.
00:00:45: Martin und ich waren im Rahmen eines Live-Podcasts zu Gast im Coreum bei Philipp und Louis, einem
00:00:54: Ort, an dem verschiedene Menschen und Hersteller zusammenkommen und vor Ort praktisch orientiert
00:01:01: Zusammenarbeit, neuer Technologien und neuer Gedanken diskutieren und erproben. In diesem Rahmen haben wir
00:01:10: uns über Aspekte von Klimaschutz, von Reduktion, von Emissionen, von Nachhaltigkeit und verschiedenen
00:01:18: Aspekten ausgetauscht. Martin, wir wollen heute miteinander über einige Gesichtspunkte sprechen
00:01:25: und einige Kerngedanken noch einmal aufgreifen. Was ist für dich so als zentraler Punkt des
00:01:32: Gesprächs hängen geblieben? Ja, hallo Christian, erst mal auch von mir, hallo zur heutigen Folge.
00:01:37: Ja, was ist bei mir hängen geblieben? Also einmal das Thema, dass die Bauenindustrie für große Anteile
00:01:45: der Emissionen natürlich verantwortlich ist. Ich glaube, das ist uns allen sehr bewusst. Was aber auch
00:01:49: gleichzeitig bedeutet, dass die Bauenindustrie einen großen Hebel hat, bei dem Thema Klimaschutz
00:01:54: positive Akzente zu setzen. Die Bauenindustrie, wenn man gleich mal ins
00:01:59: Eingemachte geht, ist ja ein ressourcenintensives Geschäft und auch die Gesetzeslage an einer
00:02:07: oder anderen Stelle ist nicht gerade auf Ressourcenschonung ausgelegt. Also ein großer Hebel
00:02:13: besteht allein durch die Menge und das Volumen, aber auch durch die Rahmenbedingungen, die gegeben
00:02:19: sind. Wie kann man diesen Schlüssel denn, wenn man in einem Schloss umdreht, in die richtige
00:02:24: Richtung drehen für die Zukunft? Also ich glaube, man muss sich auf verschiedenen
00:02:29: ebenen Fragen stellen. Das ist zum einen, wie wir bauen. Also da sprechen wir auch über Themen,
00:02:34: Emissionen von Baumaschinen, Bauprozesse, Bauverfahren. Wir sprechen auch über, was wir bauen, also welche
00:02:41: Baustoffe verwenden wir, wo bauen wir Gebäude, wie sind diese geplant, wie können die umgenutzt
00:02:47: werden. Aber aber auch insgesamt die Thematik müssen wir an manchen Stellen uns vielleicht
00:02:53: grundsätzliche Gedanken über Konzepte machen, wie wir vielleicht auch klimafreundlicher insgesamt
00:03:00: als Unternehmen arbeiten können. Meine These ist ja immer, wir bauen in der Bauenindustrie die Welt
00:03:07: von morgen, in der wir morgen leben wollen und werden oder vielleicht sollte man es umdrehen und
00:03:13: sagen, in der wir leben werden und hoffentlich bauen wir sie auch so, dass wir in der Welt leben
00:03:17: wollen. Also wir sollten das, was wir tun, in die richtige Richtung beeinflussen. Wie sieht es da
00:03:24: mit dem Thema Energie aus, Energiebilanz aus? Wie können wir da Ansätze finden, um smarter vorzugehen
00:03:32: als bisher? Also ich glaube, da müssen sich alle an einen Tisch setzen vom Bauherren, vom Projekt
00:03:39: Entwickler, über den Planer, über den Fachplaner, über die Bauunternehmen bis zum Nutzer. Wir müssen
00:03:46: überlegen, an welcher Stelle können wir intelligente Baustoffe verwenden, andere Baustoffe
00:03:53: verwenden oder aber die Prozesse so ansetzen, dass die Verwendung eines Baustoffes oder der Einbau
00:03:59: eines Baustoffes möglichst klimafreundlich geschehen kann. Und ich glaube, da gibt es viele
00:04:05: verschiedene Ansätze und es gibt aktuell meines Erachtens auch viele sehr vielversprechende
00:04:11: innovative Forschungsansätze oder auch schon Ansätze in der Umsetzung, weil ich glaube, wir
00:04:16: müssen uns eines einem bewusst sein. Wir arbeiten aktuell in vielen Projekten mit Ressourcen,
00:04:21: wo wir wissen, die sind endlich, also wir sprechen über die Themen Sand, Holz, Beton, Asphalt.
00:04:29: Da muss man schauen, welcher Baustoff ist für welches Projekt am technisch sinnvollsten, aber auch
00:04:34: wie nachhaltig ist es in der Stelle, den jeweiligen Baustoff auch einzusetzen. Wenn wir da auch an das
00:04:40: Thema Wiederverwendung von Baustoffen denken, wie weit sind wir da aus deiner Einschätzung,
00:04:47: unabhängig mal von rechtlichen Gesichtspunkten, die da auch immer eine Rolle spielen. Was ist
00:04:54: technisch möglich an der Stelle? Also ich glaube, ohne dass wir jetzt zu stark in die Tiefe gehen,
00:04:59: wir hatten ja auch schon mal darüber gesprochen, dass wir sicherlich das ein oder andere Thema auch
00:05:04: nochmal ganz speziell beleuchten können und müssen in separaten folgen. Ich glaube, es geht
00:05:10: technisch schon viel mehr als das, wir aktuell umsetzen. Also das Thema Recyclingfähigkeit von
00:05:17: Baustoffen spielt in den Planungen aktuell noch eine zu untergeordnete Rolle im Vergleich zur
00:05:23: Wichtigkeit für die nächsten Jahre und Jahrzehnte und dabei spreche ich nicht nur den Klimaschutz
00:05:28: Aspekt an, sondern auch den unternehmerischen finanziellen Aspekt. Weil das ist auch eine
00:05:33: Quintessence, die ich auch aus dem Gesprächen beim Kurium auch von dir speziell mitgenommen habe,
00:05:38: Klimaschutz oder Aktivitäten insbesondere von Unternehmen, die Klimaschutzaspekte haben
00:05:45: sollen, müssen damit sie langfristig erfolgreich sind und keine Einzelveranstaltungen bleiben,
00:05:50: auch immer ein unternehmerischen Aspekt haben. Und ich glaube, da können wir mehr machen,
00:05:55: als wir aktuell tun. Sprich, am Ende ist auch der Staat wieder mit im Boot, weil er Rahmenbedingungen
00:06:01: schaffen muss, die eben reizvoll für Unternehmer sind, wo Unternehmer sagen, da kann ich ein
00:06:07: Geschäftsmodell entwickeln, da kann ich einen Vorgehen entwickeln, das für mich wirtschaftlich
00:06:12: interessant ist und gleichzeitig eben in die richtige Richtung weist, also weg von wirtschaftlichen
00:06:19: Raubbau an den Ressourcen hin zum wirtschaftlichen Haushalten mit den Ressourcen als Anreizsystem.
00:06:25: Wir sprechen da häufig ja auch über das Thema Holz zum Beispiel. Bei vielen Baustoffen wird CO2
00:06:34: freigesetzt in der Produktion und im Thema Holz sagen wir immer Holz bindet CO2 und hat eigentlich
00:06:44: eine positive Bilanz. An der Stelle Modulbauweise ist zuträglich für das Thema Recyclingfähigkeit,
00:06:51: also wenn ich genau weiß, wann und wie ich die Dinge technisch zusammenfüge und sie auch
00:06:56: möglicherweise so baue, dass ich sie wieder demontieren kann nach dem Ende der Lebenszeit
00:07:02: des Bauwerkes habe ich dort Vorteile. Ist das eine aus deiner Sicht zentrale
00:07:10: Denkrichtung in dem ganzen Thema oder müssen wir da noch viel weiter und breiter denken?
00:07:14: Also ich glaube, dass die Themen über die wir auch sonst schon im Podcast gesprochen haben,
00:07:19: Technologie, Daten, Innovation, alle in irgendeiner Form auch auf das Thema Klimaschutz abzielen können,
00:07:27: weil gerade wie im Bau, wenn wir Logistikprozesse verbessern, ich denke an unsere Folge mit
00:07:32: Christian Hülsewig von Schüttfligs, dann sprechen wir auch darüber Leerfahrten zu vermeiden,
00:07:37: Fahrwege zu optimieren, auch das hat einen unternehmerischen Aspekt, aber auch einen
00:07:42: klimarelevanten Aspekt. Wenn wir Prozesse auf der Baustelle optimieren,
00:07:46: Thema Lean, Thema BIM, auch dann sprechen wir davon, alles was an Prozessen optimiert werden
00:07:51: kann, führt häufig auch zu verbesserten Aspekten im Thema Klimaschutz. Also ich glaube, wir müssen
00:07:58: bei allen Dingen, die wir tun, auch immer davon ausgehen, dass wir nicht nur optimieren,
00:08:04: um mehr Geld zu verdienen, sondern dass wir auch optimieren und das Schöne ist,
00:08:09: dass es häufig ein Her geht miteinander, dass ich, wenn ich Dinge optimiere im Bereich
00:08:15: Logistik, im Bereich der Planung, auch nachhaltige Effekte auf den Klimaschutz habe,
00:08:20: aber auch damit Geld verdiene. Und das ist, glaube ich, so ein Mindset, den wir im Bau erreichen
00:08:25: müssen, dass wir keine Angst haben vor dem Thema Klimaschutz, sondern den als Chance für auch
00:08:31: Geschäftsmodelle erkennen. Wenn ich da mal in einen konkreten Gedankengang hineingehe,
00:08:37: ich in der jetzigen Situation, in der ja viele Investitionen im Bürogebäude, in Hotels,
00:08:44: auf Pausentaste liegen, die Leute überlegen, wie geht es nach der Corona-Pandemie weiter,
00:08:51: wie geht es mit den Klimaschutzgesichtspunkten weiter, was wird die Bundestagswahl bringen.
00:08:58: Also stehen viele Unsicherheiten im Raum und es stehen auch viele Weichenstellungen im Raum.
00:09:05: Wenn ich also heute ein Gebäude baue, das eine längere Zeit ja existieren wird und genutzt wird,
00:09:12: vielleicht als Büro oder als Hotel, inwieweit kann ich das Thema Umnutzung möglicherweise schon
00:09:18: auch in die Konstitution dieses Gebäudes einbauen. Also ich denke daran, ich baue ein Hotel und stelle
00:09:26: nach 10, 20 Jahren fest, vielleicht wäre es besser Wohnraum daraus zu machen oder smarten Büroraum
00:09:33: daraus zu machen. Inwieweit können solche Konzepte dann dazu führen, dass ich also Ressourcen schonen
00:09:40: da, auf der einen Seite, aber auf der anderen Seite eben auch in meinem Geschäftsmodell flexibler und
00:09:46: smarter sein kann. Also ich glaube, das ist ein ganz wesentlicher Aspekt beim intelligenten Plan
00:09:53: und Bauen der Zukunft, dass man nicht nur für den Erstnutzer sich Gedanken macht, sondern
00:09:58: zumindest auch noch im Hintergedanken hat, wie kompliziert würde es sein, diese jenige Planung
00:10:04: jetzt so um zu ändern, dass wie du es gesagt hast, zum Beispiel aus einer Hotelnutzung,
00:10:07: eine Wohnraumnutzung wird oder aus einem Büro, oder aus Einzelbüros, Schertbüros werden können.
00:10:15: Also ich glaube, man muss mehr Gehirnschmalz da reinstecken, welche Nutzungsoptionen habe ich
00:10:23: für dieses Gebäude an der Stelle, weil dann habe ich halt auch die Möglichkeit, was die
00:10:29: Wertschöpfung angeht aus diesem Gebäude, das nicht nur einmal Wertschöpfen zu nutzen als zum
00:10:34: Beispiel Immobilienentwickler, sondern vielleicht auch mehrfach. Das hat auch wieder positive Aspekte
00:10:39: in Bezug auf das Klima, aber auch positive Aspekte in Bezug auf die unternehmene Tätigkeit.
00:10:44: Wir kennen das Verwaltungsgebäude, das ist so ein Vorzeigegebäude in Fenlo, da habe ich gehört,
00:10:52: gibt es schon Pläne für die Demontage des Gebäudes, auch mit Erwirtschaftlichkeitsrechnungen
00:10:58: hinterlegt, sodass man im Grunde heute schon weiß, also man könnte sagen, wie zerlege ich mein
00:11:04: IKEA-Schrank wieder am Ende und was wird mich das kosten und was wird am Ende auch die Weiterverwendung
00:11:11: bringen. Also ich muss eigentlich schon im übernächsten Geschäftsmodell oder im nächsten
00:11:15: Geschäftsmodell denken, wenn ich heute baue. Genau und wie du es gerade sagst, du hast Fenlo
00:11:22: angesprochen, es gibt noch weitere Beispiele, das hast du auch im Korreum schon erwähnt. Ich
00:11:27: glaube, bei gerade in der aktuellen Phase des Thema Klimaschutzes im Bau brauchen wir auch
00:11:32: Leuchtturmprojekte. Also wir müssen Projekte mit Strahlkraft haben, die exemplarisch zeigen,
00:11:39: was alles gehen kann, also entsprechende Fassaden, Umnutzung, Cradle to Cradle,
00:11:45: alternative Baustoffe und Co. All das wird, glaube ich, in die Breite getragen über innovative
00:11:52: Leuchtturmprojekte.
00:11:53: An dieser Stelle ein kurzer Hinweis in eigener Sache für diejenigen unter unseren Zuhörern,
00:12:06: die sich gerade in ihrem eigenen Unternehmen mit relevanten Zukunftsfragen befassen und die deren
00:12:12: Ausgestaltung und die Umsetzung von Lösungen beschleunigt und ergebnisorientiert für den
00:12:18: Erfolg vorantreiben wollen. Sprechen Sie gern Martin Ferger für Themen zu Lean, BIM, Digitalisierung
00:12:24: und Prozessoptimierung über www.fergar-conculting.de und mich Christian Haag zu strategischer
00:12:33: Transformation, Strategieführung und Sparring for Top-Entscheider über www.christianhaag.de
00:12:42: an. Im Rahmen dieses Podcasts, aber auch darüber hinaus, tragen wir gern als Speaker in Präsenz
00:12:47: oder online zur Inspiration ihres Publikums im Rahmen ihrer Veranstaltungen bei. So oder
00:12:53: so freuen wir uns auf und überregen Austausch mit Ihnen und euch. Nehmen Sie, nehmt einfach
00:12:59: Kontakt zu uns auf.
00:13:00: Du beschäftigst dich ja intensiv auch mit den digitalen Aspekten des Bounds. Welches Potenzial
00:13:17: siehst du denn auf der Seite des ganzen Themas im Thema Einsparung und Prozess?
00:13:24: Also einmal sehe ich ganz klar die Möglichkeiten einer optimierten Planung, also dass ich zum
00:13:29: Beispiel durch Szenarienbildung deutlich früher im
00:13:35: im Planungsprozess schon absehen kann, was könnte ich besser machen, um zum Beispiel
00:13:39: das Thema Wärmeverlust, Wärmegewinnung im Gebäude zu sagen, okay, ich mache Sonnenstandsanalyse,
00:13:46: ich gucke, wie muss ich das Gebäude ausrichten, um möglich energetisch optimal zu sein,
00:13:50: das sind wir sehr, sehr technisch. Aber ich kann auch dieses Thema der Umnutzung und Variabilität
00:13:56: im Rahmen der digitalen Planungstools auch schon deutlich besser entsprechend vorplanen,
00:14:01: als es, sag ich mal, ohne digitale Hilfsmittel geht. Und wenn wir dann einen Schritt weiter denken,
00:14:06: in die Bauabwicklung, auch da können entsprechende digitale Tools dazu beitragen, dass wir zum
00:14:13: Beispiel weniger Korrekturarbeiten, Stemmarbeiten und Co. haben, dass wir letztendlich einfach
00:14:19: auch hier wieder der Liengedanke Verschwendung vermeiden und jede Art von Verschwendung ist
00:14:25: in der Regel auch klimaschädlich, wenn wir unter dem Gesichtspunkt des Thema Klimaschutzes sind.
00:14:31: Und wenn wir dann weitergehen in die nächste Phase, auch da digitale Tools im Gebäudebetrieb,
00:14:36: auch da, wenn wir entsprechende Betriebsszenarien, Wartungsszenarien digital optimieren,
00:14:43: kann das auch nur positiven Aspekt auf die Klimafreundlichkeit eines Gebäudes zum Beispiel haben.
00:14:49: Ich habe im vergangenen Jahr mit einem Berliner Start-up gesprochen, die sich eben auch mit
00:14:55: genau solchen Energieoptimierenden Modellen beschäftigen, die also aus Wetterdaten, aus
00:15:02: Klimadaten, aus Sonnenstandsdaten, Computermodelle erzeugen, die eben den Energiebedarf des
00:15:10: Gebäudes prognostizieren oder modellieren, sodass eben in der Auslegung der Flächen,
00:15:16: ja der Fassadengestaltung und so weiter schon berücksichtigt werden kann, was die optimale
00:15:24: Form ist, was die optimale Ausrichtung ist, was der optimale Stand ist. Ich glaube, das ist ja,
00:15:28: wenn man mal in ältere Gebäude hineinschaut oder sich ältere Gebäude anschaut, bei vielen
00:15:33: offenkundig nie wirklich berücksichtigt worden, sind das Dinge, die in der Branche heute schon
00:15:41: Standard sind? Ist es ein Start-up oder ist das eine relativ neue Idee? Also ich denke,
00:15:48: das ist noch eine relativ neue Idee, aber auf jeden Fall verfolgungswert. Und das ist, glaube
00:15:54: ich, auch eine ganz wichtige Überlegung oder beziehungsweise eine gewichtige Grundhaltung,
00:16:00: die man haben muss. Wenn jetzt zum Beispiel ein Start-up eine solche Idee hat, dann muss man
00:16:04: die auch mal verfolgen, ohne zu wissen, ob sie 100%ig zum Erfolg führen wird. Also es wird wie
00:16:10: bei allen innovativen Themen auch im Bereich des Klimaschutzes am Bau auch Themen geben,
00:16:16: die man angeht, eine App, eine Bauweise, ein Baustoff, eine Weiterentwicklung,
00:16:21: die vielleicht nicht funktionieren wird. Aber das muss man mit einkalkulieren und nicht sagen,
00:16:25: okay, seht ihr, wir machen es wieder, wie wir es schon seit 100 Jahren machen, weil wir haben
00:16:30: was Neues probiert, es ist schiefgegangen. Also da muss man, glaube ich, auch den Mut haben,
00:16:35: neue Dinge auszuprobieren und vielleicht auch mal den anderen Fehlschlag entsprechend hinzunehmen.
00:16:40: Heißt Innovationen fördern mutig sein? Wir haben das auch neulich in dem Gespräch mit
00:16:45: Jan-Hendrik Goldbeck gehört. Einfach mal ausprobieren, aus den Fehlern lernen,
00:16:51: weitermachen, der entsprechende Fehlerkultur erzeugen. Und auch das ist gerade kürzlich in
00:16:57: einem Gespräch der Bau- und Industrieverbände mit der Autobahn-Gesellschaft thematisiert worden.
00:17:04: Wir brauchen einfach Leuchtturm- und Pilotprojekte, um daran gemeinsam zu lernen,
00:17:09: was für die Zukunft geht. Also es muss hier und da mal Geld in die Hand genommen werden,
00:17:13: mit dem Mut auch zu scheitern, nicht mit der Absicht zu scheitern, aber mit dem Risiko,
00:17:19: dass eben scheitern im ursprünglichen Sinne des Projektes doch passiert. Aber der Lerneffekt
00:17:26: so groß ist, dass man für die Zukunft eben die richtigen Schlüsse daraus ziehen kann.
00:17:30: Und da scheut sich, glaube ich, diese Branche oft doch sehr.
00:17:34: Ja, ich glaube, die Branche lernt, glaube ich, auch mittlerweile dazu. Also ich habe es eine
00:17:41: oder andere anstelle jetzt auch schon mitbekommen, dass man auch einfach mal Dinge zusammen mit
00:17:45: Start-ups oder neuen Softwareprodukten ausprobiert. Ich glaube, da ist die Branche auf dem richtigen
00:17:51: Weg. Ob sie den Weg jetzt schon schnell genug beschreitet, muss man schauen. Aber du hast
00:17:56: eben auch dieses Stichwort genannt, Innovationen fördern. Das muss einerseits seitens der
00:18:01: Bauindustrie kommen, also dass die Bauindustrie Innovationen selber nach vorne bringt oder
00:18:05: in Kooperation mit anderen fördert, aber auch zum Beispiel der Staat Innovationsförderung betreibt.
00:18:11: Nicht nur dadurch, dass er Gelder zur Verfügung stellt zur Förderung von innovativen Forschungen,
00:18:17: sondern auch – da erinnere ich mich an unsere Folge mit Fabian Meier-Brötz von Peri,
00:18:21: mit diesen Einzelzulassungen für die 3D-Betong-Drucke – wir brauchen einen Staat, der flexibel genug ist,
00:18:29: was auch Genehmigungsverfahren, was Vergabeverfahren, was rechtliche Aspekte angeht, um auch innovative
00:18:36: Dinge dann auch auf die Straße oder ins Gebäude zu bringen. Wenn du als Unternehmen mehr Angst vor
00:18:41: dem Papierkrieg hast als vor dem eigentlichen innovativen Produkt, dann haben wir den falschen
00:18:46: Rahmen geschaffen. Also Innovationen müssen auch vonseiten der öffentlichen Hand möglich gemacht
00:18:51: werden, indem man auch eine Flexibilität in der Gesetzgebung oder im Vergabepereich hat.
00:18:55: Nun verbringst du viel Zeit an der Hochschule, also der Institution, wo man sich mit neun Dingen,
00:19:02: natürlich auch der Vermittlung von Standards beschäftigt. Wie empfindest du das da? Wie ist
00:19:08: da das Zugehen auch auf die Wissenschaft aus der Wirtschaft heraus? Ich stelle mir vor,
00:19:13: jetzt gerade auch als Mittelständler, wenn ich nicht alles selber machen kann in meinem Unternehmen,
00:19:18: weil ich vielleicht gar keine entsprechende ausgestattete F&E-Abteilung habe, dann würde
00:19:24: ich doch die Hand reichenden Richtung Hochschule und mal versuchen, dort eine Partnerschaft einzugehen
00:19:29: oder ein Projekt auf die Bahn zu bringen. Wie sieht das im Moment aus? Haben wir da schon
00:19:34: genug offensives Verhalten oder würdest du dir da mehr wünschen? Also genug kann es da, glaube
00:19:41: ich, nie geben, aber es gibt schon sehr viel. Also insgesamt gerade den von dir angesprochenem
00:19:46: Mittelstand aus meiner Erfahrung, auch aus Erfahrung von vielen Kolleginnen und Kollegen,
00:19:50: da gibt es interessante Kooperationen, Fördervereine, gemeinsame Projekte, aber auch einfach über das
00:19:57: Thema Ausbildung, also die Studierenden sind in den Unternehmen, machen dort Praxisprojekte,
00:20:04: Abschlussarbeiten, gemeinsame Projekte, sodass man das Thema Forschung, Entwicklung und Ausbildung
00:20:10: miteinander kombinieren kann. Also ich habe Leute, die zum Beispiel innovativ ausgebildet werden
00:20:16: und die schicken wir in die Unternehmen rein und dann bearbeiten die vielleicht auch ein Thema,
00:20:20: was jetzt nicht hundertprozentig im Projektalltag des Unternehmens liegt, aber mit den Ressourcen
00:20:26: der Hochschule und des Unternehmens zusammen. Also ich glaube, da gibt es sehr, sehr interessante
00:20:31: und gute Ansätze, mehr geht immer, aber da sind wir, glaube ich, auf einem ganz guten Weg. Aber wie
00:20:37: du es auch angesprochen hast, ich glaube, die Generation der jetzt Studierenden spielt auch
00:20:42: beim Thema Klimaschutz eine wichtige Rolle und warum die Bauindustrie dort auch einsteigen sollte.
00:20:46: Stichwort Employer Branding, vielleicht kannst du noch mal ausführen, was das vielleicht miteinander
00:20:53: zu tun hat. Wir haben das ja auch in einer separaten Folge stärker vertieft, das wollen wir hier
00:20:58: natürlich nicht doppel machen, aber im Grunde geht es ja darum, die im Grunde die Werte der
00:21:05: Branche und die Werte auch der Gesellschaft, die wir für morgen für richtig halten und die wir
00:21:10: heute leben und von denen wir versuchen, sie für morgen noch besser zu leben in unserem Unternehmen
00:21:17: so sichtbar und transparent und glaubhaft zu machen, dass sie als Markenmantel könnte man sagen
00:21:24: wirken und junge Menschen, aber auch natürlich Menschen anderen Alters dazu anreizen, bei dem
00:21:34: Unternehmen arbeiten zu wollen oder beim Unternehmen bleiben zu wollen und sich eben auch mit diesem
00:21:38: Unternehmen an der Stelle zu identifizieren. Und wir haben es an anderer Stelle auch diskutiert.
00:21:44: Im Grunde geht es darum, dass das eine sehr, sehr starke Bindung erzeugt, an einem Thema mitzuarbeiten,
00:21:50: mit dem ich mich identifiziere und das ist die Branche als oberstes Dach, wenn man mal dieses
00:21:56: Bild des Hauses nimmt. Das ist dann aber auch eben das Unternehmen als oberstes Stockwerk unter
00:22:03: diesem Dach und das sind dann die vielen, vielen Räume und Zimmer, in denen ich mich als Mitarbeiter
00:22:08: oder als Teil des Unternehmens dann heimisch fühlen muss und wiederfinden muss und wiedererkennen
00:22:13: muss. Ich glaube in diese Richtung gedacht, da gehört ein großer Raum mit dem Türschild
00:22:20: Innovation versehen und ein großer Raum mit dem Thema Nachhaltigkeit versehen und so können
00:22:25: wir viele weitere Räume mit entsprechenden Themenchildern versehen, um eben für Menschen
00:22:32: allen Alters mit Gestaltungswillen auch ein spannendes Betätigungsfeld zu bieten.
00:22:37: Genau, also wie du sagst, also ich glaube die Menschen der Generation, die jetzt im Nächsten
00:22:42: in die Unternehmen strömen, die wollen abends beim Grillen nicht von ihren Freunden gesagt bekommen,
00:22:48: du arbeitest in einer Branche, denen der Klimaschutz egal ist. Und das ist glaube ich ganz wichtig,
00:22:52: um gute junge Leute auch zu akquirieren. Ich will noch ein Thema vielleicht ansprechen,
00:22:58: du hast gerade auch nochmal Nachhaltigkeit als einen Raum genannt. Wir haben jetzt ja heute
00:23:03: schwerpunktmäßig über Klimaschutz gesprochen. Nachhaltigkeit, da gibt es ja auch noch viele
00:23:07: andere Aspekte, soziale Gerechtigkeit, Bezahlung, Umweltschutz haben wir drüber gesprochen,
00:23:13: Klimaschutz, aber auch noch viele, viele andere Themen, die alle unter dem Dach der Nachhaltigkeit,
00:23:18: wo auch unternehmerische Nachhaltigkeit zugehört fallen. Und ich glaube, da haben wir noch enormes
00:23:23: Potenzial zu weiteren Gesprächen auch mit entsprechenden Interviewgästen.
00:23:28: Da bin ich ganz bei dir, da ist ja auch einiges geplant, da wird einiges kommen, das wollen
00:23:34: wir jetzt noch nicht verraten, aber das wird in den nächsten Wochen und Monaten Stück für
00:23:39: Stück Gesicht annehmen. Vielleicht noch ein Gedanke auch zum Abschluss, der ja auch in
00:23:46: dem Gespräch mit Philipp und Louis nochmal ankam, am Ende auch einfach mal machen. Also wir haben
00:23:52: über die Leuchtturmprojekte gesprochen, aber wir müssen auch immer darüber sprechen, dass
00:23:57: wir das wirklich sichtbar machen. Und die Branche macht schon viel an dieser Stelle,
00:24:01: vielleicht noch nicht genug, vielleicht auch noch nicht alles richtig, aber sie macht schon viel.
00:24:06: Und sie sollte den Mut haben auszuprobieren und das, was sie ausprobiert und macht,
00:24:11: auch sichtbar zu machen, damit sich Menschen identifizieren, damit Menschen sagen, Mensch,
00:24:16: so könnte es gehen, da habe ich Lust mitzumachen, denn die tun da etwas, das geht in die richtige
00:24:22: Richtung. Ich glaube der Anspruch, dass schon alles perfekt sein muss, der ist bei vielen in der
00:24:28: Erwartungshaltung gar nicht vorhanden. Aber wir wollen alle sehen und nicht nur sehen,
00:24:33: sondern auch spüren, dass sich Unternehmer, Unternehmer, Menschen auf den Weg machen.
00:24:37: Und wir wollen Teil von diesem Weg sein und den mitgestalten. Und das könnte ein Appell auch
00:24:43: hier Richtung Mittelstand, aber auch der großen Unternehmen sein, einfach die Projekte anzupacken
00:24:49: und mal zu machen, die Schritte in die richtige Richtung aufzeigen und da vielleicht auch kleine
00:24:54: Leuchttürme und Leuchtfeuer sein können. Genau und ich glaube ganz wichtig, als Bauwirtschaft
00:25:00: das Thema Nachhaltigkeit und speziell auch Klimaschutz als Chance zu erkennen und nicht
00:25:06: als Damocless Schwert, was in irgendeiner Form die Industrie bedroht, sondern ich glaube,
00:25:10: da steckt ganz, ganz viel Möglichkeiten drin, auch Innovationsfreude zu fördern,
00:25:14: Leute zu akquirieren, aber auch insgesamt einfach nochmal die eigenen Prozesse zu verbessern und
00:25:20: zu optimieren. Der Mensch folgt gerne Anreizen im positiven Sinne und in diesem Sinne,
00:25:28: glaube ich, sollten wir positive Anreize setzen als staatlicher Rahmen. Das ist die eine Seite,
00:25:34: aber eben auch im unternehmerischen zu sagen, wir gestalten uns das so, dass wir damit Geld verdienen.
00:25:39: Können, denn das ist am Ende der nachhaltigste Wirtschaften, wenn ich als Unternehmen meine
00:25:46: Zukunft dadurch sichere, dass ich mit dem, was ich tue, Geld verdiene und nicht das,
00:25:50: was ich tue, so tun muss, dass ich die Kosten, die das tun, verursacht, damit bestreiten kann.
00:25:58: Ich möchte im Grunde Zukunftsgestaltung durch Wirtschaftlichkeit haben und die Gleichung
00:26:07: zu lösen. Das ist im Grunde die Aufgabe für alle Unternehmer. Warum wird mein Unternehmen
00:26:11: in den nächsten 3, 4, 5, 6 Jahren mit dem Thema Klimaschutz Geld verdienen? Die Frage gilt
00:26:17: es zu beantworten. Ja, Christian, ich glaube, ein besseres Schlusswort kann man für die
00:26:22: heutige Folge nicht finden. Vielen Dank für das interessante Gespräch. Ich freue mich auf
00:26:27: viele, viele vertiefende Aspekte alleine zu dem Thema. Martin, vielen Dank für den super
00:26:32: Austausch. Heute wieder bis zur nächsten Folge. Bis dann. Tschüss. Vielen Dank an Sie und euch fürs
00:26:41: Zuhören bei Zukunft bauen, dem Zukunftspodcast für die Bauindustrie. Wenn euch der Podcast
00:26:49: gefällt, würden wir uns über eine Bewertung freuen und natürlich darüber, wenn ihr den
00:26:53: Podcast bei einem Podcast Provider eures Vertrauens abonniert. Wir freuen uns auf ein Wiederhören.
00:26:58: Bis bald.
00:26:59: [Musik]