#003 | Digitale Transformation - Ketten sprengen im Kopf

Shownotes

In dieser Folge fragen wir nach disruptiven Potenzialen für die Bauindustrie durch die digitale Transformation. Ein Blick auf andere Branchen zeigt, wie Disruptoren a la Tesla, Uber oder Spotify bekannte Geschäftsmodelle und Branchenführer ins Straucheln bringen. Wir diskutieren, ob solche Szenarien auch in der Bauindustrie möglich sind und welche Ideen und Tendenzen es aktuell gibt. Es werden Konzepte besprochen, wie man sich als Bauindustrie auf Disruptionen vorbereiten oder selbst das Heft des Handelns in die Hand nehmen kann.

Themen in dieser Folge

  • Digitale Transformation
  • Was kommt auf die Bauindustrie zu?
  • Welche Disruptionen insbesondere durch digitale Transformation könnte es geben?
  • Wie sind wir vorbereitet?
  • Silicon Valley und Tech Unternehmen kapern anderen Branchen. Auch den Bau?
  • Wie sollten wir uns neu aufstellen?

In dieser Folge

Katerra: www.katerra.com

Hosts und Podcast

Website: Christian Haak

Christian Haak auf LinkedIn

Website: Martin Ferger

Martin Ferger auf LinkedIn

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Präsentiert von: Zukunft.Bauen. | Der Haak & Ferger Zukunftspodcast für die Bauindustrie

Der Zukunftspodcast für alle, die sich für die Zukunft von Bauen & Leben interessieren.

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00:00:00: Moin aus Hamburg und Sien.

00:00:09: Und herzlich willkommen zu unserem Podcast für die Bauindustrie Zukunft Bauen.

00:00:15: Dem Zukunftspodcast für alle, die sich für die Zukunft von Bauen und Leben interessieren.

00:00:21: Wir sind Martin und Christian und wir werfen in diesem Podcast einen Blick auf die Zukunftsentwicklungen

00:00:28: von Branche, Technologie und Lebenswelt.

00:00:31: Es wird dabei um die Veränderung der Baubranche gehen und darum, was dies für uns und für

00:00:37: die Unternehmen der Branche bedeutet.

00:00:39: Herzlich willkommen zur heutigen Folge "Digitale Transformation Kettensprengen im Kopf".

00:00:46: In der heutigen Folge wollen wir uns mit dem Thema Transformation beschäftigen, digitale

00:00:52: Transformation und der Frage, was bedeutet das eigentlich für die Bauindustrie?

00:00:57: Wie kann das Thema digitale Transformation diese Branche verändern und welche Folgen

00:01:04: hat das für die Themen, mit denen sich die Branche in den kommenden Jahren beschäftigen

00:01:10: muss?

00:01:11: Hat es das Potenzial, die Branche auf den Kopf zu stellen?

00:01:16: Hat es das Potenzial, maßgebliche Spieler der Branche vielleicht von heute auf morgen

00:01:22: aus dem Markt zu drängen?

00:01:24: Martin, schön, dass wir heute wieder zu diesem Thema beieinander sind und uns darüber austauschen

00:01:32: können, was mit unserer so geliebten Branche der Bauindustrie wohl in den nächsten Jahren

00:01:37: passieren wird.

00:01:38: Wie sind wir eigentlich auf dieses Thema gekommen?

00:01:40: Ich glaube, wenn man sich auf die letzten Jahre und auch auf anderen Branchen mal den Blick

00:01:45: wirft, dann ist der Gedanke ja gar nicht so weit weg, dass sowas auch für die Bauindustrie

00:01:49: passiert.

00:01:50: Also wenn man mal guckt, was so ein Tesla für die Automobilindustrie ist oder ein AirBnB

00:01:56: für die Touristik oder Spotify Apple Music für Plattenverlänge, dann stellt man sich

00:02:01: ja schon die Frage, passiert so eine disruptive Entwicklung, wo wirklich gestandene Unternehmen

00:02:07: aus einer großen Branche auf einmal von Disruptoren nahezu komplett verdrängt werden?

00:02:13: Da stellt sich ja schon die Frage, gibt es so Potenziale auch für uns in der Bauindustrie

00:02:17: oder sind wir da vollkommen immun gegen?

00:02:19: Und das war ja, glaube ich, so der Ansatzpunkt, dass man sowas gesehen hat und wir dachten,

00:02:24: was könnte da auf die Bauindustrie zukommen?

00:02:26: Also wir haben uns ja schon mal beschäftigt auch mit dem Thema BIM und rutschen natürlich

00:02:33: immer auch wieder ins Digitale hinein.

00:02:36: Das zieht sich durch unser aller Leben durch.

00:02:38: Wenn man so das Wort Disruption hört, da hast du jetzt einige, ja in der Tat gute Beispiele

00:02:48: genannt, die glaube ich jeder auch vor Augen hat.

00:02:51: Mein Eindruck in der Bauindustrie ist in Teilen schon, dass man glaubt gegen das eine oder

00:02:58: andere Immun zu sein und einfach zu sagen, wir sind da anders.

00:03:02: Und das birgt die Gefahr, dass man sich so eher in der Zuschauerperspektive sieht und

00:03:09: das beobachtet und vielleicht zu wenig daran denkt, was hat das mit mir zu tun und was

00:03:16: bedeutet das für mein Unternehmen?

00:03:18: Wenn wir uns mal vor Augen halten, dass diese Branche, die ja in Deutschland im Bauhauptgewerbe

00:03:27: um die 135 Milliarden Euro bewegt, gerade mal in etwa 1% ihres Umsatzes für Innovation

00:03:35: ausgibt, dann drückt das natürlich schon aus, welchen Stellenwert dieses Denken in

00:03:41: Veränderung hat und wie fest die Ketten im Kopf möglicherweise in der Branche tatsächlich

00:03:48: auch sind.

00:03:49: Ja, ich glaube es auch unabhängig davon, wie viel Geld wir für F&E ausgeben in der

00:03:54: Bauindustrie auch eine andere Art der Herangehensweise an Forschung und Entwicklung.

00:03:58: Ich glaube, die Herangehensweise ist relativ risikoscheu.

00:04:04: Sie ist so, dass wir sagen, wir probieren was Neues, wir verbessern vielleicht den Beton

00:04:10: nochmal um 2%, wir verbessern den Asphalt ein bisschen, der Radlader fährt auf einmal

00:04:16: ein bisschen besser, aber dass wir sagen, wir wollen jetzt hier diese ganz großen Würfe

00:04:21: mit F&E erreichen, ist häufig, glaube ich, gar nicht der Anspruch.

00:04:23: Das ist aber eher der kleinen Schritte.

00:04:25: Und das ist, glaube ich, eine andere Herangehensweise bei diesen Disruptoren, die da vielleicht

00:04:30: an die Tür klopfen könnten.

00:04:31: Wir brauchen also im Kopf mehr Revolution statt Evolution, wenn ich das mal so zusammenfasse.

00:04:40: Und ich glaube, da sind dann Unternehmen natürlich, wie wir es auch in den Beispielen gesehen haben,

00:04:45: die aus anderen Branchen kommen und ihr Know-how und ihr Wissen aus anderen Branchen anwenden

00:04:51: auf eine Branche mit großem Potenzial, eine große Gefahr.

00:04:56: Also ich sehe hier schon und kenne es auch aus Gesprächen mit Unternehmen aus Amerika,

00:05:03: die dort eben anders denken und anders herangehen und einfach sagen, wie können wir eine Branche,

00:05:07: die sehr viel Kapital bewegt, vielleicht dadurch verändern, indem wir das, was wir können,

00:05:14: in der Logistik, in der Technisierung, in der Software für uns besser nutzbar machen

00:05:19: und denken eben nicht in der Verbesserung von Beton oder Asphalt.

00:05:23: Der deutsche Automobilingenieur hat eben die Kutsche immer ein bisschen besser gemacht

00:05:28: und verbessert heute eben den Verbrennungsmotor immer ein bisschen weiter.

00:05:32: Und dann kommt, wie schon im Beispiel Tesla genannt, jemand um die Ecke, der sagt, ich

00:05:37: stelle einfach meinen Computer auf 4 Räder und betrachtet das Thema aus einer ganz anderen

00:05:43: Blickweise und nicht aus der Ingenieur Sicht des Verbrennungsmotorexperten.

00:05:48: Was könnte das in der Bauindustrie sein und was könnte da auf uns zukommen?

00:05:53: Also ich stelle mir mal grad vor, wenn man sagt, die setzen den Computer auf 4 Räder

00:05:57: und bauen dann jetzt zufällig ein Auto um den Computer, dann sehe ich natürlich die Möglichkeit,

00:06:03: dass sich die großen Player zum Beispiel aus Kalifornien, ohne jetzt alle Namen nennen

00:06:08: zu wollen, vielleicht mal überlegen, fahre ich nur mit den Fahrzeugen eines Logistikanbieters,

00:06:15: keine Pakete an über Straßen, mit denen ich nichts zu tun habe, von denen ich nichts weiß

00:06:20: oder kommt dann irgendwann mal Ideen im Silicon Valley auf.

00:06:23: Aber vielleicht bin ich auch derjenige, der die Straßen mitbaut, weil ich da Sensoren

00:06:28: reinpacke, Daten rausgewinne, um vielleicht zu wissen, welche Autos fahren von wo nach

00:06:34: wo, um vielleicht zu wissen, wo kann ich ein Shop aufbauen oder ähnliches.

00:06:38: Also ich glaube, diese andere Rangehensweise, dass man Bauwerke nicht nur als Bauwerke für

00:06:43: sich sieht, sondern vielleicht auch als Datenlieferanten, könnte die ganz großen Spieler da auf dem

00:06:48: Plan heben oder aber halt diejenigen, die einfach sagen, wir kommen wirklich, wie du gesagt hast,

00:06:53: aus der Logistik.

00:06:54: Wir haben es ideal hinbekommen, Konsumgüter von A nach B in einer idealen Zeit zu bringen

00:07:02: mit einem idealen Prozessablauf und die sich dann denken, naja gut, ob ich jetzt Beton

00:07:06: oder eine Musikanlage durch die Gegend fahre oder ein Fernseher ist für die vom Gedanken

00:07:12: her, für uns Ingenieure klingt das ganz furchtbar, erstmal das Gleiche.

00:07:15: Auch die denken vielleicht ganz anders und auch die könnten diejenigen sein, die auf

00:07:20: die Bauindustrie dann einprasseln werden.

00:07:23: Heißt, ja, wie kann man es eigentlich schaffen, so zu denken, ja?

00:07:29: Es ist ja nicht damit getan, dass ich mich auf einen Steinsetzer auf mehr schaue und

00:07:33: sage, ich denke jetzt anders, sondern wenn wir mal die Branche anschauen, die ja so ist,

00:07:39: wie sie ist, was braucht es, um die verkusteten Strukturen an der Stelle aufzubrechen.

00:07:46: Dieses Denken in Daten, dieses Denken in Datenströmen und Prozessen, dieses Denken in der anderweitigen

00:07:53: Verwendung dieser Daten ist ja für die Branche möglicherweise wirklich neu.

00:07:59: Wir finden zum Beispiel den großen Automobilhersteller, momentanen Bestrebungen, ganze Städte

00:08:05: und ganze Wohnviertel zu bauen, über das Thema Mobilität sich zu erschließen, wofür

00:08:12: bestimmte Kompetenzen eben in einem Automobilkonzern vorhanden sind, aber damit eben einzudringen

00:08:17: auch in die eigentliche Domäne der Bauindustrie.

00:08:20: Und zu sagen, wir bauen hier einen Stadtviertel, das wir mit Sensorik versehen, indem wir

00:08:24: Mobilität und Logistik anbieten, kommen aber gar nicht aus dem Baubereich, sondern

00:08:29: holen uns Dienstleister aus dem Baubereich hinzu, um unser Projekt zu realisieren.

00:08:34: Wo ist dieses Denken in der Branche selbst?

00:08:38: Oder haben wir da wirklich vor uns möglicherweise genau diesen Effekt, dass der branchen Experte

00:08:45: rechts und links aus dem toten Winkel überholt wird von denen, die er gar nicht erwartet?

00:08:51: Also die Frage ist ja zum einen, ob ich zum Beispiel als Bauunternehmen, wenn ich eine

00:08:55: entsprechende Größe habe, dass ich mir auch eine F&E-Abteilung halte, ob in meiner F&E-Abteilung

00:09:00: grundsätzlich immer nur Bauingenieurinnen, Bauingenieurinnen, Architektinnen, Architekten

00:09:03: sitzen oder vielleicht auch mal irgendwer ganz anderes, um einfach so einen Blick von

00:09:08: außen zu haben.

00:09:09: Und dann ist natürlich auch die Frage, müssen denn F&E-Abteilung eines deutschen Baukonzerns

00:09:15: oder eines deutschen Baufirma auch am Hauptsitz sitzen oder müssen die irgendwie das Projektgeschäft

00:09:20: mitkriegen?

00:09:21: Ich glaube, ja, die sollten zum Teil das Projektgeschäft mitkriegen, worum es geht.

00:09:25: Ich sage mal, ich will jetzt nicht das Wort Praktikum nennen.

00:09:28: Zum Wissen, worum es geht im Bauen.

00:09:31: Und dann wäre ja die Frage, also ich weiß, es gibt ja ein deutsches Bauunternehmen,

00:09:34: die haben das glaube ich in der Art jetzt mal angedacht oder haben es auch umgesetzt,

00:09:39: vielleicht auch einfach mal ein bisschen Geld in die Hand zu nehmen.

00:09:41: Sie sagen, wir schicken jetzt ein paar kluge, klemmere Köpfe von uns, zum Beispiel in Silicon

00:09:46: Valley oder einfach nur in ein Ort, der vielleicht freies Denken da ermöglicht, dass man sich

00:09:51: Inspirationen holt und sagt, und dann kommt ihr immer nach einer gewissen Zeit wieder

00:09:54: und dann sagt ihr, was ihr für Ideen für uns habt.

00:09:56: Und wenn von zehn Ideen vielleicht eine umsetzbar ist und nicht nur der kleine Schritt ist,

00:10:01: sondern vielleicht ein größerer, dann könnte das in der Erränge ins Weise sein.

00:10:04: Ich glaube, wir müssen hier auch von anderen Branchen lernen.

00:10:09: Ich glaube, wir brauchen in der heutigen Zeit auch hier das Denken in mehreren Geschwindigkeiten.

00:10:14: Wir brauchen sicherlich auf der einen Seite Prozesssicherheit und natürlich Qualität

00:10:19: in dem, was wir tun.

00:10:20: Also wir können nicht überall experimentieren und wir können nicht, wie es in manchen Branchen

00:10:25: üblich ist, mit dem Minimum Vibe-Product auf den Markt gehen, wenn es irgendwo um große

00:10:31: Gebäudekomplexe geht, wo am Ende auch die Sicherheit von Menschen und Umwelt betroffen

00:10:37: ist.

00:10:38: Aber wir brauchen neben dieser eher evolutionären Entwicklung, die ja auch weiterhin ihren Stellenwert

00:10:44: hat und behalten wird, glaube ich, so etwas für eine Überholspur.

00:10:48: Und das, was du gerade genannt hast, also eine Dependance in einem für uns interessanten

00:10:55: Markt, wo wir Erfahrungen sammeln können, wo wir Netzwerk aufbauen können, wo wir uns

00:11:00: mit völlig branchenfremden neuen Ideen einmal in Verbindung bringen können, ist sicherlich

00:11:07: ein guter Weg, den man dann eben vernetzen muss mit dem evolutionären System und mit

00:11:14: dem traditionellen Arbeiten, um die Veränderungsgeschwindigkeit einfach zu erhöhen.

00:11:20: Das könnte im Übrigen auch natürlich für die Mitarbeiter und auch jungen Mitarbeiter

00:11:26: in einem Unternehmen eine spannende Option sein, über diesen Weg sich mit neuen Technologien

00:11:34: und neuen Gedanken in Verbindung zu bringen und die dann im Heimatmarkt anzuwenden.

00:11:39: Genau, und ich glaube, diese Überholspur ist eins, das kontinuierlich verbessern parallel

00:11:44: das andere.

00:11:45: Wo ich nochmal kurz darauf eingehen will, ist dieses Thema dieser Glaube an die eigene

00:11:50: Immunität gegen Disruptoren zum Beispiel.

00:11:53: Klar haben wir eine sehr, sehr hohe Qualifikation im bautechnischen Bereich.

00:11:58: Also gerade auch hier in der nationalen Baunustrie ist eine sehr, sehr hohe Qualität auch an

00:12:04: Ingenieuren, Ingenieuren, Vorarbeitern und auch gewerblichen Personal vorhanden.

00:12:08: Was man aber überlegen muss, wenn man auch wieder da einen Vergleich ziehen will zu

00:12:13: anderen Branchen, die Artikel der einzelnen Journalisten in den Fachzeitschriften, in

00:12:19: den Zeitungen, sind ja weiterhin qualitativ hochwertig und niemand bei einem der sozialen

00:12:24: Medien schreibt den Artikel selbst.

00:12:26: Aber die Fachzeitschriften und die Verlähge sind in der Nahrungskette potenziell eins einfach

00:12:31: nur runtergerutscht.

00:12:33: über eine Plattform die Artikel gelesen werden. Und das ist potenziell das, was auch in der

00:12:37: Bauindustrie passieren kann. Also Fachwissen schützt nicht davor, dass sich einer mit einem

00:12:42: Distributionennetzwerk wie einer Plattform einfach über einen schiebt und sagt, ich bin jetzt aber

00:12:47: derjenige, der mit dem Kunden kommuniziert und du bist dann in der Nahrungskette eins,

00:12:51: zwei, da unten und führst dann für mich die handwerkliche Tätigkeit aus. Da muss man auch

00:12:56: aufpassen, dass man da nicht blind wird aufgrund der eigenen Kompetenz.

00:13:00: Wir sehen es ja in verschiedenen Märkten und ich glaube eben auch, wir dürfen uns nicht unbetroffen

00:13:08: fühlen von diesen Dingen. Und "to big to fail" ist ja so ein schöner Satz. Jeff Bezos hat gerade

00:13:15: vor geraumer Zeit seine Aktionäre dadurch geschockt, dass er gesagt hat, Amazon wird

00:13:20: irgendwann Bankrott gehen und wird irgendwann vom Markt verschwinden, weil im Durchschnitt alle

00:13:25: großen Unternehmen nach ca. 30 Jahren vom Markt verschwinden. Amazon ist jetzt etwa über 20 Jahre

00:13:33: alt und ich glaube, da hat er seinen Mitarbeiter und auch Aktionäre ein bisschen Angst gemacht.

00:13:38: Er meint damit aber eben, man darf nicht aufhören, trotz der Größe und trotz der Fachkenntnis und

00:13:45: trotz der Sicherheit, die man möglicherweise in seinem Markt hat, immer wieder sich neu zu

00:13:52: erfinden und eigentlich immer wieder sich selbst auch zu schlagen, bevor der Wettbewerb einen

00:13:57: schlägt oder irgendein anderer einen schlägt. Und ich glaube, diese Fähigkeit braucht natürlich

00:14:03: gerade eine Branche, wie die Bauindustrie verstärkt, weil die Welt in vielen Bereichen eben sehr viel

00:14:08: schneller geworden ist und diese Branche an sich eben, da sie keine Konsumgüter, sondern langfristigen

00:14:14: Investitionsgüter produziert, ohnehin in etwas anderen Geschwindigkeit unterwegs ist. Das heißt,

00:14:21: aber man muss eben in die Köpfe der Leute und das war ja auch unser Ausgangspunkt hinein

00:14:29: bekommen, dass man offen sein muss und es für möglich halten muss, dass man überholt wird

00:14:36: und dass sich die Dinge verändern. Wir sehen bei Unternehmen wie in den USA auch Caterra zum

00:14:42: Beispiel, dass die Frage der seriellen Fertigung der Vorfertigung mal ganz neu gedacht wird. Das

00:14:49: ist ein Unternehmen, das ist als Start-up entstanden von Leuten, die mit der Bauenrestriege

00:14:53: gar nichts zu tun haben und die eben auch einfach einen frischen freien Blick auf die

00:15:00: Branche und den Markt geworfen haben und gesagt haben, es gibt Millionen von Eigenheimen hier in

00:15:05: den USA, die alle in Einzelfertigung gefertigt werden. Warum können wir das nicht irgendwie

00:15:10: anders schneller und besser machen und ihr Wissen aus ihrer Branche auf das Thema angewendet haben?

00:15:17: Mein Eindruck ist hier in Deutschland, wenn man das zur Sprache bringt, wird man manchmal

00:15:23: verständlichlos angeguckt und die Leute sagen einem, na ja, Fertigteilwerke und Vorproduktion,

00:15:30: das ist alles so eine Sache, das kann funktionieren, wenn dann, also da gibt es immer ganz viele

00:15:35: Einschränkungen. Wie siehst du das? Also die Fertighaushersteller hier in Deutschland

00:15:41: machen es ja vor, dass es geht. Caterra treibt das Ganze ja noch ein bisschen auf die Spitze

00:15:45: mit Methoden, digitalen Tools, Optimierung, Logistikoptimierung, letztendlich einfach nur noch

00:15:51: weiter gedacht und noch mehr Richtung Modellbaukasten. Also ich weiß noch an dem Gespräch aus meiner

00:15:57: Zeit in der Bauindustrie, dass da eine Führungskraft die Vision von BIM hatte. Jetzt sind wir wieder fast

00:16:05: bei dem Thema der letzten Folge. Ich wünsche mir für BIM, dass ich beim Auftrag Geber sitze

00:16:11: und er sagt, ich möchte jetzt nicht mehr dieses Pflaster, sondern dieses oder ich möchte jetzt

00:16:15: Mauerwerk statt Betonwand und ich ändere das in meiner Software, in meinem Modell und in der

00:16:23: Kalkulation und kann binnen kürzester Zeit dem Auftrag Geber sagen und das hat die und die

00:16:27: Auswirkungen auf die Kosten. Auch hier wieder der Vergleich zum Modellkonfigurator beim Autokauf.

00:16:33: Und genau das ist was. Diese Vision, die bei uns noch relativ weit weg erscheint aktuell,

00:16:38: die versucht man da mit der Vision einfach umzusetzen. Wir machen relativ einfachen Modellbaukasten

00:16:45: und man kann sich sein Haus wie einem einfachen Computerspiel zusammenklicken. Auch das wieder

00:16:50: für den Ingenieur, streiben sich da erstmal die Nackenhaare hoch, weil da ja so ganz viele Details

00:16:55: und Arbe dranhängen, aber die machen einfach erstmal und ich glaube, da ist ein ganz wichtiger

00:16:59: Punkt. Wir müssen bei Innovation, bei Forschung, bei neuen Ideen auch den Mut haben zu Fehlschlägen.

00:17:07: Also von zehn Dingen, die man angeht, werden mindestens neun schief gehen, wenn man den

00:17:12: Anspruch hat, auch was zu finden, was einen richtig weit nach vorne bringt. Also da muss

00:17:17: man den Mut auch haben, dass man was daneben gehen wird. Ich glaube, wenn man da eins und

00:17:22: eins zusammenzieht und sagt, der Markt ist gewaltig groß in Europa, der Innovationsgrad ist

00:17:32: relativ gering, dann ist das im Grunde genommen genau die Kombination, die Spieler einlädt,

00:17:38: disruptiv in diesem Markt hinein zu gehen. Und ich glaube, wir sehen es im kleinen Maßstäben,

00:17:44: in Logistikbereichen, da werden wir auch hier im Podcast den ein oder anderen Gast sicherlich

00:17:50: noch haben. Aber ich beobachte es auch zum Beispiel im Bereich Automatisierung. Also da höre ich oft

00:17:59: auch von den Ingenieuren 3D Druck und Roboter an der einen oder anderen Stelle, das geht nicht oder

00:18:08: nur bedingt oder nur in sehr einfachen Anwendungsformen. Und mein Eindruck ist, ähnlich wie du es eben

00:18:13: auch geschildert hast. Man sucht Gründe, warum es nicht geht, weil man Angst hat, scheitern zu

00:18:18: können. Und wir haben das schon häufiger gesagt, wir brauchen mehr Mut auszuprobieren,

00:18:24: dann ist es einfach auch für normal zu halten, dass das ein oder andere nicht sofort geht oder

00:18:27: nicht für jede Anwendungsform. Und dass wir einfach mal schauen, wo in der Kombination von

00:18:33: künstlicher Intelligenz, von Robotik, von Daten und Mensch irgendwo ein Mehrwert entstehen kann,

00:18:41: die wir bisher so noch nicht realisiert haben. Ich glaube, gerade bei diesem "Das geht nicht,

00:18:48: das ist aber", wir vergessen auch ganz gerne, dass wir auch Dinge jetzt so machen, die man sich

00:18:53: vielleicht vor 50 Jahren so hätte gar nicht vorstellen können oder vielleicht noch vor mehr

00:18:56: Jahren. Also, wenn damals jemand mit der Schaufel eine Baugrube ausgehoben hat bis in den letzten

00:19:02: Zentimeter ganz genau und dem hätte man gesagt, übrigens in 50 Jahren macht das einen Baggerfahrer

00:19:08: komplett alleine, der braucht keinen Zollstock mehr, der braucht nichts, sondern das macht er

00:19:12: alles über eine GPS-Steuerung und das auch noch auf ein Zentimeter genau, dann hätte der das

00:19:18: wahrscheinlich auch nicht geglaubt und hätte zehn Gründe gefunden, warum das nicht geht. Und ich

00:19:22: glaube, da muss man auch immer mal zurückgucken und sagen, was machen wir denn jetzt schon anders als

00:19:27: Leute vor uns, die sich das gar nicht so haben vorstellen können. Und auch zu dem Thema nochmal,

00:19:32: wie schnell können wir uns in der Baunastriebe wegen im Vergleich zu solchen Disruptoren,

00:19:38: Start-ups von außen? Ich glaube, da ist diese Mischung ganz gut. Ich habe immer das Bild noch vor

00:19:42: Augen, was mir immer gesagt wurde, so ein großes Unternehmen ist wie so ein Tanker, der braucht

00:19:47: relativ lange, um sich mal zu drehen, dem Kurs zu ändern. Aber wenn er dann mal auf dem Kurs ist,

00:19:52: dann wahlst er auch zur Not alles nieder. Und ich glaube, die Mischung macht es. Schickt man

00:19:57: ein paar Leute als kleine unabhängige Einheit, um sich schnell zu drehen und die Ergebnisse

00:20:02: dieser Drehung dann auf den Tanker aufzusetzen, dass man dann die Mischung hat aus dieser Kraft,

00:20:07: die die deutsche Baunustrie ja hat durch ihr technisches Wissen, auch durch ihre Marktposition,

00:20:13: durch die Kenntnisse des lokalen Marktes, gepaart mit diesen Impulsen von außen, die dann quasi

00:20:20: irgendwie auch Impulse von innen sind. Das zu mixen ist, glaube ich, schon ein ganz guter Ansatz.

00:20:26: Die Struktur der Branche gibt es ja her, die ist ja sehr stark auch mittelständisch geprägt. Und da

00:20:33: ist dieses Bild vom Tanker kann man vielleicht nochmal erweitern. Also man könnte es als Schwarm

00:20:38: auch bezeichnen. Wie ein Schwarm hat praktisch, wenn er Informationen schwimmt, diese Loette des

00:20:43: großen Tankers oder des großen Fisches besteht aber eben aus vielen kleinen Teilen oder vielen

00:20:48: kleinen Schnellbooten, wenn man in dem Bild bleiben will. Und wenn man in Bewegung kommt,

00:20:54: gemeinschaftlich in eine Richtung, natürlich eine wahnsinnige Durchschlagskraft entfalten,

00:20:58: bietet aber eben auch die Freiheit in der Branche dann an einzelnen Stellen schon mal andere

00:21:04: Kurse zu fahren und auszuprobieren, ohne dass sich das Ganze eben sofort drehen muss. Und ich glaube,

00:21:10: diese Fähigkeit, die müssen große Unternehmen der Branche für sich adaptieren und die muss

00:21:16: die Branche insgesamt für sich auch anwenden, um einfach nicht dann doch möglicherweise von

00:21:22: jemandem überholt zu werden oder überwalt zu werden, der aus einer ganz anderen Richtung kommt,

00:21:30: sprich aus einer ganz anderen Branche kommt. Mein Eindruck ist hier auch, dass das oft dieses

00:21:36: Schutzschild des komplexen und komplizierten vor sich hergetragen wird. Also wenn man über

00:21:41: Automatisierung spricht, dann hört man oft, das geht bei uns alles gar nicht, weil es ist alles so

00:21:47: eng und es ist alles so kompliziert. Bei den Automobilisten ist es ja ähnlich, wenn wir autonomes

00:21:52: Fahren sehen, natürlich entwickelt keiner ein autonom fahrendes Auto zuerst in der Innenstadt

00:21:58: einer Großstadt, sondern natürlich fängt man irgendwo in Nevada in der Wüste auf einer

00:22:03: geraden Straße an und kommt dann, wenn man das einigermaßen im Griff hat, in die anspruchsvolleren

00:22:08: Anwendungsgebiete. Und ich glaube ähnlich ist es hier in der Branche auch, wir müssen mal dahin

00:22:13: schauen, wo ist Raum für die einfachen Anwendungen, wo man dann eben auch lernen kann, wie es gehen

00:22:20: kann, um das dann immer weiter voranzutreiben, statt nichts zu tun, weil man sagt, es ist einfach

00:22:26: viel zu komplex. Wir können es, wir können keine Kreuzung asfaltieren mit automatischen

00:22:31: Maschinen in der Hamburger Innenstadt oder in der Frankfurter Innenstadt. Wir können aber vielleicht

00:22:37: ein Kilometer geradeaus auf dem Platten Land asfaltieren. Das wird möglicherweise automatisch

00:22:44: passieren können und die ganzen Prozesse, die darum herum ranken, die werden sicherlich auch

00:22:50: schon mal in Teilen Anwendung eben auf komplexere Problemformen haben können und Vorteile bringen

00:22:57: können. Also man muss hier auch wieder den Mut haben und anfangen und ausprobieren,

00:23:01: statt die Energie da reinzustecken, Gründe zu finden, warum es nicht geht.

00:23:06: Genau, ausprobieren, vielleicht auch mal danebentreten, aber auch Erfolg haben und vielleicht um dieses

00:23:11: hanseartische Bild dann nochmal zu bewegen mit den Booten und den Fischen. Also ich glaube,

00:23:17: die Bauindustrie muss auch verstehen, dass die ganzen Unternehmen der Bauindustrie,

00:23:20: was das angeht, diese Abwehr gegen Disruptoren von außen, dadurch, dass man selber Ideen hat,

00:23:26: dabei sitzen alle Unternehmen der Bauindustrie eigentlich in einem Boot und das ist, glaube

00:23:31: ich, ganz wichtig auch noch mal als Erkenntnis. Das braucht die Branche, glaube ich, insgesamt,

00:23:37: dass man vielleicht auch weniger in einem nebeneinander oder gegeneinander arbeitet,

00:23:42: sondern viel stärker in einem miteinander, vielleicht auch stärker kooperiert und die Kräfte

00:23:48: bündelt, weil man möglicherweise tatsächlich nicht die Kapitalreserven einer IT-Branche hat,

00:23:54: könnte man natürlich auch als Schwarm, wenn man die Kräfte bündelt, mehr Energie zusammenbringen

00:24:01: und am Ende würden alle davon profitieren. Also viele Herausforderungen, viele spannende Aufgaben,

00:24:09: die werden uns hier im Podcast auch in Zukunft weiter beschäftigen und umtreiben. Ich denke mal,

00:24:16: das war ein ganz gutes Eintauchen mal in diese Thematik hier heute. Vielen Dank, Martin,

00:24:22: und wir bleiben da im Gespräch, denke ich mal. Genau, und ich denke, wir bleiben alle zusammen

00:24:28: neugierig. Das sollten wir tun und immer in Bewegung bleiben und die Ketten im Kopf sprengen.

00:24:36: Vielen Dank an Sie und Euch fürs Zuhören bei Zukunft Bauen, dem Zukunftspodcast für

00:24:44: die Bauindustrie. Wenn euch der Podcast gefällt, würden wir uns über eine Bewertung freuen und

00:24:49: natürlich darüber, wenn ihr dem Podcast bei einem Podcast Provider Eures Vertrauens abonniert.

00:24:54: Wir freuen uns auf ein Wiederhören. Bis bald.

00:24:56: [Musik]