#032 | Baurecht unter der Ampel - RA Prof. Dr. Heiko Fuchs, Kapellmann T 1/2
Shownotes
In dieser Folge sprechen wir mit Prof. Dr. Heiko Fuchs aus der Kanzlei Kapellmann, einem Top-Juristen aus einer der führenden Wirtschaftskanzleien Deutschlands und gleichzeitig auch einer der führenden Kanzleien im Bereich Bau- und Architektenrecht. - Prof. Dr. Heiko Fuchs wurde in diesem Jahr von der WiWo in Zusammenarbeit mit dem Handelsblatt Research Institute (HRI) in der Kategorie Baurecht als Legal All Star mit dem 1. Platz ausgezeichnet. Er ist Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht, geschäftsführender Partner in der Kanzlei Kapellmann und Partner Rechtsanwälte mbB mit Büros in Berlin, Brüssel, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Mönchengladbach und München sowie Honorarprofessor an der Juristischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Sein Arbeitsschwerpunkt liegt neben der gerichtlichen Tätigkeit auf dem Gebiet des juristischen Projektmanagements für mittlere und große nationale und internationale Bau- und Anlagenbauprojekte, wozu auch seine Tätigkeit als Schiedsrichter zählt. Prof. Dr. Fuchs ist durch zahlreiche Seminare und Veröffentlichungen zum Bauvertrags- und Architektenrecht bekannt. Er kommentiert die Kernvorschriften des Architektenrechts im Leupertz/Preussner/Sienz, BeckOK Bauvertragsrecht, ist Schriftleiter der Neuen Zeitschrift für Baurecht und Vergaberecht (NZBau) sowie Mitherausgeber des Fuchs/Berger/Seifert, Beck'scher HOAI- und Architektenrechtskommentar. Prof. Dr. Fuchs ist Leiter des Arbeitskreises IV (Architekten- und Ingenieurrecht) des Deutschen Baugerichtstags.
Teil 1/2 Baurecht unter der Ampel
Die Bundestagswahl liegt hinter uns und eine neue Regierung startet. Auch viele Themen, die die Bauindustrie tangieren, werden durch die neue Regierung beeinflusst. Welchen Stellenwert erhält das Thema Bauen künftig in Berlin? Wie gelingt das Zusammenspiel zwischen einem der Kernthemen der Ampel, nämlich “Nachhaltigkeit und Klimaschutz” und den Themen der Bauwirtschaft?
Welche Bedeutung hat das neue Bauministerium? Welche Themen werden angegangen?
Themen in der Folge
- Was zeichnet einen guten Wettbewerber aus?
- Bundesbauministerium – und welche Rolle spielen die anderen Ministerien?
- Reformkommission Bau von Großprojekten – wo stehen wir sechs Jahre später?
- Bauvertragsrecht – Reformbedarf im „neuen“ Bauvertragsrecht von 2018
- Architektenrecht – Die HOAI 202x wirft ihre Schatten voraus
- IPA – Der Bund als Motor für Integrierte Projektabwicklung mit Mehrparteienverträgen und seine selbst gewählten Hürden
- Nachhaltiges Bauen – vor dem „Wie“ muss das „Ob“ stehen
Fortsetzung in Teil 2/2 "Trends im Baurecht" am 17.12.2021
In dieser Folge
Prof. Dr. Heiko Fuchs: https://www.kapellmann.de/de/anwaelte/heiko-fuchs
Kapellmann Rechtsanwälte: https://www.kapellmann.de/de/kompetenzen/bau-und-architektenrecht
Prof. Dr. Heiko Fuchs LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/prof-dr-heiko-fuchs-37b17313b/
Kapellmann | Schiffers Baukongress | 13.01.2022 | Düsseldorf https://www.kapellmannschiffers.de/
Hosts und Podcast
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Website: Martin Ferger
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00:00:00: Moin aus Hamburg und Siegen und herzlich Willkommen zu unserem Podcast für die
00:00:12: Bauenindustrie Zukunft Bauen, dem Zukunftspodcast für alle, die sich für die Zukunft von Bauen
00:00:19: und Leben interessieren. Wir sind Martin und Christian und wir werfen in diesem Podcast einen
00:00:25: Blick auf die Zukunftsentwicklungen von Branche, Technologie und Lebenswelt. Es wird dabei um die
00:00:32: Veränderung der Baubranche gehen und darum, was dies für uns und für die Unternehmen der Branche
00:00:38: bedeutet. Heute haben wir mit Professor Dr. Heiko Fuchs aus der Kanzlei Kapellmann einen Top-Juristen
00:00:45: aus einer der führenden Wirtschaftskanzlei in Deutschland und gleichzeitig auch einer der
00:00:50: führenden Kanzlei im Bereich Bau und Architektenrecht zu Gast. Professor Heiko Fuchs wurde in diesem Jahr
00:00:56: von der Wirtschaftswoche in Zusammenarbeit mit dem Handelsblatt Research Institute in der
00:01:01: Kategorie Baurecht als legal All-Star mit dem ersten Platz ausgezeichnet. Er ist Fachanwalt für
00:01:09: Bau und Architektenrecht, Geschäftsführender Partner in der Kanzlei Kapellmann und Partner
00:01:14: mit Büros in ganz Deutschland sowie Honorarprofessor an der Juristischen Fakultät der Heinrich-Heine
00:01:20: Universität in Düsseldorf. Sein Arbeitsschwerpunkt liegt neben der gerichtlichen Tätigkeit auf dem
00:01:26: Gebiet der juristischen Projektbegleitung für mittlere und große nationale und internationale
00:01:33: Bau- und Anlagenbauprojekte, wozu auch seine Tätigkeit als Schiedsricht erzählt. Professor Fuchs
00:01:40: ist durch zahlreiche Seminare und Veröffentlichungen zum Baufertrags- und Architektenrecht bekannt.
00:01:46: Er kommentiert die Kernvorschriften des Architektenrechts im Leubherz Preußersins,
00:01:51: Beck, OK, Baufertragsrecht, ist Schriftleiter der neuen Zeitschrift für Baurecht und Vergaberecht,
00:01:58: Mitherrausgeber des Fuchsberger Seifert-Baction-HOAI und Architektenkommentars und ebenfalls
00:02:06: Leiter des Arbeitskreises IV für Architekten- und Ingenieurrecht des Deutschen Baugerichtstags.
00:02:12: Neben der forensischen, insbesondere auch internationalen Schiedsgerichtbarkeit und
00:02:18: Tätigkeit berät Professor Fuchs öffentliche und private Auftraggeber und Auftragnehmer,
00:02:24: insbesondere auf dem Gebiet des juristischen Projektmanagements sowie zu dem Recht der
00:02:29: Architekten und Ingenieure. Der Schwerpunkt seiner Beratungspraxis liegt dabei auf dem
00:02:35: Gesundheitssektor und dort insbesondere dem Krankenhausbau sowie auf sonstigen technisch
00:02:41: hoch installierten Bauwerken, oftmals unter Einbindung innovativer Vertragsmodelle und
00:02:47: Planungsmethoden. Wir sprechen deshalb heute mit Professor Fuchs zum Thema Baurecht unter der
00:02:54: Ampel, also was erwartet uns unter der neuen Bundesregierung, welche Themenfelder gibt es,
00:03:00: welche Entwicklungen zeichnen sich ab und welche Weichenstellungen sind notwendig. Und wir wollen
00:03:07: mit ihm natürlich auch über Trends und Themen im Baurecht und der Bauindustrie allgemein sprechen
00:03:13: und die Schlüsse, die die Branche daraus ziehen sollte. Die Themen sind so komplex und vielfältig,
00:03:20: dass wir das heutige Gespräch in zwei Überschriften und Unterthemen geteilt haben. Im ersten Teil
00:03:29: wollen wir über das Thema Baurecht unter der Ampel sprechen. Die Bundestagswahl liegt jetzt hinter
00:03:35: uns und eine neue Regierung hat sich gebildet. Viele Themen, die die Baurecht tangieren, werden
00:03:41: durch die neue Regierung beeinflusst werden. Welchen Stellenwert erhält das Thema Bauenkünftig in
00:03:47: Berlin? Das fragen wir uns, wie gelingt das Zusammenspiel zwischen einem der Kernthemen
00:03:52: der Ampel, nämlich Nachhaltigkeit und Klimaschutz und dem Thema Bauwirtschaft. Welche
00:03:58: Bedeutung hat das neue Bauministerium und welche Themen werden angegangen werden? Herzlich willkommen,
00:04:06: Professor Heiko Fuchs. Ja, vielen Dank Herr Ferga, dass ich hier sein darf. Freue mich. Ja,
00:04:13: auf meiner Seite herzlich willkommen. Ich freue mich auf unser Gespräch. Ich möchte gleich in
00:04:18: diesen Teil hier einsteigen. Ich habe über Sie gelesen, Herr Professor Fuchs. Sie sind einer der
00:04:25: besten Wettbewerber. Schreibt das Juve Handbuch. Das hat mir gefallen. Ich bin ja selber Unternehmer
00:04:30: und wir leben vom Wettbewerb. Gleich so zum Einstieg mal die Frage, warum sagen andere das
00:04:37: über Sie? Was zeichnet Sie aus? Ich glaube, weil man mir vertrauen kann. Ich bin natürlich als
00:04:45: Anwaltvertreter der Interessen meines Mandanten. Aber ich bin auch immer für ein Telefonanruf zu
00:04:51: haben, um an den Hintergrundgespräch zu führen, um zu schauen, ob man nicht gemeinsam die Kuh vom
00:04:55: Eis bekommt. Und ich glaube, ich bin ein fairer und eben vertrauenswürdiger Verhandler. Und das
00:05:01: bringt einem natürlich, ich sage mal, in der Szene der Baurechtsanwälte, die denn nicht besonders
00:05:06: groß ist, so einen gewissen Ruf ein. Es gibt viele Kollegen, denen vertraut man eher nicht. Und dann
00:05:11: geht es eben meistens konfrontativ aus. Und das mag der Grund dafür sein. Ansonsten müssten Sie bitte
00:05:16: die Wettbewerber fragen. Mir gefiel der Begriff Wettbewerber und nicht Gegner. Das ist, glaube
00:05:21: ich, genau das, was wir brauchen. Ein gesunden Wettbewerb und Spitzenleistungen. Und vielleicht
00:05:26: ist das auch die Kurve schon zu unserem Thema. Baurecht unter der Ampel. Endlich ein Bundesbauministerium.
00:05:33: Da stellt sich die Frage, was macht das Bundesbauministerium und welche Rolle spielen dann die
00:05:38: anderen Ministerien? Also erst mal freut es mich wirklich, dass wir jetzt einen Ministerium für
00:05:45: Bauen und Wohnen bekommen, dass endlich das Bauen in der Bundesregierung den entsprechenden Stellenwert
00:05:50: bekommt. Ich weiß gar nicht, wo das Bundesbauministerium schon überall gehangen hat. Ich glaube nur
00:05:55: unter dem Familienministerium noch nicht. Ansonsten jetzt zuletzt Ministerium für das Inneren für
00:06:02: Bau und Heimat. Und man berichtet dann aus diesem Bundesbauministerium halt, aus dem Bauabteilung,
00:06:07: dass man allein Jahr gebraucht hat und zu definieren, was macht eigentlich ein Heimatministerium? Und
00:06:12: in der Zeit konnte man sich mit dem Bauen halt überhaupt nicht beschäftigen. Dann müssen
00:06:17: ständig neue Formulare eingeführt werden, neue Meldwege und so. Das heißt, bis die arbeitsfähig
00:06:21: sind in so einer neuen Konstellation, dauert es einfach. Und dann war es halt beim Inneren doch
00:06:26: eher ein Anhängsel gefühlt. Und ich glaube, jetzt bekommt es die Bedeutung auch aus dem Thema
00:06:33: Klimaschutz, aber auch natürlich Wohnungssituation, Infrastruktur, die das Bauen eigentlich in der
00:06:39: Bundesregierung auch verdient. Die anderen Ministerien spielen aber leider, muss man fast sagen,
00:06:45: weiter eine große Rolle. Beispielsweise ist das Verkehrsministerium immer noch autark. Was jetzt
00:06:51: nicht schlimm ist, die machen gute Arbeit. Aber man hätte sich schon eine Vernetzung der beiden
00:06:56: großen Bauresource gewünscht. Das Bundesbauministerium ist eben von Hochbau zuständig klassischerweise.
00:07:01: Und das Verkehrsministerium eben für die verkehrliche Infrastruktur. Und zudem das große Thema der
00:07:08: Ampel, nämlich der Klimaschutz, ist beim Bundeswirtschaftsministerium angesiedelt. Und der
00:07:14: der Bausektor ja mit ungefähr 40 Prozent, sagen wir über den Lebenszyklus einer Immobilie an den
00:07:20: Treiberhausemissionen, ja, participiert, hätte man sich den Klimaschutz auch gut in Kombination
00:07:25: mit Bau- und Verkehr vorstellen können in einem Klimasuperministerium. Das ist jetzt nicht so
00:07:29: gekommen, ist aber auch nicht schlimm. Also für mich ist schon eigentlich ein Erfolg, dass der Bau
00:07:33: jetzt eine entsprechende Aufmerksamkeit bekommt. Also wir sagen ja eigentlich so in der Branche auch
00:07:39: im Grunde gedanklich müssen wir raus aus den Silos der Experten, die wir teilweise ja haben. Es
00:07:44: kommt zu einer Vernetzung vieler Technologien und vieler Themen. Ist das nicht an der Stelle sogar
00:07:50: ein bisschen kontraproduktiv, wenn wir dann wieder sozusagen dann auf drei Kanälen unterwegs sind,
00:07:55: die koordiniert und abgestimmt werden müssen? Naja, es kommt immer darauf an, wie es gelebt wird
00:08:01: nachher. Und ich glaube allein durch den Zuschnitt eines Ministeriums wird nichts besser und
00:08:06: letztlich ist es ja so, es hängt alles mit allem zusammen. Also man könnte ja in diesen Kanon
00:08:11: hätte man jetzt auch noch die Digitalisierung aufnehmen können, die natürlich am Bau eine
00:08:15: große Rolle spielen wird, spielen muss und auch nicht nur im Bau, sondern auch im Betrieb von
00:08:20: Immobilien. Und so kann man natürlich ganz viele Themen dann dazu addieren, dann hätte man irgendwann
00:08:25: ein Superministerium, was auch nicht mehr steuerbar ist. Also so eine gewisse Trennung ist, glaube ich,
00:08:30: einfach natürlich. Ja, ich denke gerade die Ministerien, egal ob es jetzt Verkehr oder
00:08:36: Bundesbauministerium ist, werden ja auch in Zukunft das Thema der Großprojekte auch
00:08:41: schultern können und auch schultern müssen. Da haben wir jetzt mal ohne polemisch zu werden,
00:08:45: ja in den letzten Jahren das ein oder andere eher schlechte Bild abgegeben. Man wurde ja vor einigen
00:08:51: Jahren dort die Reformkommission eingesetzt zum Thema Großprojekte. Wie ist da Ihrer Wahrnehmung
00:08:57: nach, sag ich mal, der Stand der Dinge und was erwarten Sie sich da vielleicht auch noch in
00:09:01: der Zukunft? Ja, das ist, sagen wir mal, man blickt da schon so ein bisschen mit Trennen in den Augen
00:09:08: darauf, dass das im Jahr 2016 schon passiert ist, dass der Abschlussbericht da veröffentlicht wurde.
00:09:13: Und da stehen viele Dinge drin, die eigentlich selbstverständlich sind. Also erst planen,
00:09:18: dann bauen beispielsweise kooperatives Plan im Team, dass man auch mal den Bedarf ermittelt,
00:09:24: bevor man überhaupt in die Vergabe externer Leistungen geht. Das sind ja alles richtige Themen,
00:09:30: Risikomanagement und Erfassung. Also man muss sich vorstellen, bis zum heutigen Tage wird im
00:09:37: Haushalt für ein Bauprojekt keinen Risikoveranschlag, nicht mal die Baupreissteigerung, obwohl die ja
00:09:42: als Risiko quasi feststeht. Das heißt also im Haushalt ist eine Momentaufnahme und dann wird
00:09:48: nachher nachgesteuert. Das sind alles Themen, sagen wir mal, die die hätte man schon längst
00:09:54: angehen können und müssen. Man muss aber schon sagen, durch die integrierte Projektabwicklung,
00:10:00: da werden wir heute vielleicht noch das Öfteren drauf zu sprechen kommen, hat sich da im
00:10:05: Bundeshochbau und auch im Verkehrswegebau schon einiges geändert. Und ich glaube,
00:10:09: dass wir jetzt durch diese neue Abwicklungsform auch wirklich die Möglichkeit haben,
00:10:14: diese ganzen Punkte mal anzustoßen. Da kommen ja noch viel mehr dazu,
00:10:18: partnerschaftliche Zusammenarbeit, außergerichtliche Streitbeilegung, kooperatives Plan im Team,
00:10:24: eben dass man auch Ausführungsnahau mit dazu holt in die Planungsphase und so weiter. Das sind ja
00:10:30: kluge Ansätze, die sind auch nicht revolutionär und man ärgert sich manchmal, wie langsam das
00:10:35: alles geht, aber man sieht schon jetzt in der letzten Zeitbewegung, das muss man schon sagen.
00:10:40: Haben Sie aus Ihrer Kenntnis da schon Projekte, die man nennen könnte, die dort schon fortschrittlicher
00:10:46: laufen und das schon berücksichtigen oder sind wir da noch wirklich in den Kinderschuhen?
00:10:50: Also konzeptionell sind wir schon relativ weit. Der Bund hat ganz mutig verschiedene Pilotprojekte
00:10:58: angestoßen in der letzten Zeit. Davon begleiten wir auch eins, das dürfen wir auch sagen,
00:11:03: das Neubau des Paul-Ehrlich-Instituts in Langen. Ein hoch installiertes Laborgebäude ist ja im
00:11:08: Moment bekannt aus der Impfstoffdiskussion und das ist ein Volumen von gut 500 Millionen Euro,
00:11:15: was als, wo gerade geprüft wird, ob es als integrierte Projektabwicklung mit einem Mehrparteienvertrag
00:11:21: tatsächlich durchgeführt wird, mit den ganzen vergaberechtlichen Herausforderungen, die sich
00:11:27: da stellen, den vertragsrechtlichen Herausforderungen, das ist noch nicht entschieden, aber der Prüfauftrag
00:11:32: ist da und es gibt weitere große Projekte, auch über fast die Milliardengrenze, die der Bund im
00:11:39: Moment vorbereitet, als potenzielle IPA, also integrierte Projektabwicklungsprojekte, was
00:11:46: einen sehr positiv stimmt. Gleichzeitig die Deutsche Bahn hat ein großes Projekt aufgelegt,
00:11:52: Partnerschaft China, was in die ähnliche Richtung geht und von daher, da ist Bewegung und da ist
00:11:59: sehr viel politischer Wille und ich glaube, auch wenn sich das alternative Vertragsabwicklungmodelle
00:12:05: leider im Koalitionsvertrag der Ampel nicht wiederfindet, bin ich mir aber ziemlich sicher,
00:12:09: dass diese Abwicklungsformen weitergeführt werden, auch unter der neuen Bundesregierung,
00:12:15: im neuen Zuschnitt, weil so hört man eben auch aus den Bauverwaltung, der Leidensdruck einfach so
00:12:20: hoch ist, weil man einfach merkt, dass man mit der konventionellen Abwicklung, also gewerkeweise
00:12:26: Vergabe von Planung und Leistung, also Leistungsbilder, der sogar noch getrennt an die Ausführungsleistung
00:12:30: irgendwann viel später und auch mit dem klassischen Claim und Anti-Claim-Management einfach
00:12:36: nicht mehr weiter kommt und dass man vor allen Dingen im Moment auch als öffentliche Handwirk
00:12:43: die Schwierigkeiten hat, Bieter zu finden, die noch Spaß am bauen haben und die Spaß an öffentlichen
00:12:49: Projekten haben und das erzwingt so ein bisschen ein Umdenken und das wird auch jeden Koalitionsvertrag
00:12:55: überleben, dieses Umdenken, da bin ich mir sehr sicher und da werden schon jetzt auch sehr mutige
00:13:01: Schritte gemacht, das muss man einfach sagen, weil eins ist auch klar, wenn man früher mit dem Bund
00:13:06: zu tun hatte, mit dem Bundeshochbau, da einen Halbsatz aus dem RB-Bau-Vertragsmustern abzuendern,
00:13:13: Projekt spezifisch oder sowas, da haben sie 32 Genenium einholen müssen, bis sie das irgendwie
00:13:17: durch hatten, also das war sehr formal und inzwischen ist der Bund in der Lage, sagen wir mal auch
00:13:24: wirklich Dokumen und Grundsätze mal völlig neu zu denken und gegebenenfalls auch zu revidieren und
00:13:29: das sieht man halt, also es ist jetzt manchmal hat man ein bisschen eher furcht, dass vielleicht ein
00:13:33: bisschen viel auf einmal ist, was sich der Bund vornimmt, aber da ist man schon mit sehr viel
00:13:38: Mut und Innovationsfreude auch zu gangen, das ist eine positive Entwicklung. Ich würde da gerne
00:13:44: nochmal einsteigen, wenn wir mal schauen, dass wir ja eine riesige Transformation unserer Wirtschaft
00:13:50: und Gesellschaft im Grunde vor uns haben durch das ganze Klimatheber und die Wirtschaft hängt am
00:13:55: Ende da dran, da drin. Was muss, damit wir auch beschleunigt bauen und umbauen können im wahrsten
00:14:02: des Wortes, was muss da bauen, vergaberechtlich im Wesentlichen verändert werden von der Politik
00:14:07: in den nächsten Jahren, damit wir das überhaupt umsetzen, was ja zumindest in Teilen politischer
00:14:12: Wille ist? Ja, das ist natürlich eine schwierige Frage, weil wenn ich die beantworten könnte,
00:14:17: würde ich mich gleich als Bundesbauminister bewerben. Also es hat ja sehr viele Aspekte,
00:14:23: das eine ist, da kann ich fachlich gar nichts zu sagen, ist das ganze öffentliche Baurecht,
00:14:28: also ganze Planungsrecht in öffentlicher Hinsicht, Öffentlichkeitsbeteiligung, Rechtsschutzmöglichkeiten,
00:14:34: da die ja "not in my backyard" unheimlich viele Projekte verhindern im Thema Windkraft. Ich habe
00:14:42: dann neulich noch mit einer Bekannten drüber gestritten, die wohnt in Niedersachsen auf dem
00:14:45: Land und sagt, die Städter hat immer gut reden, ne, erneuerbare Energien und ich habe dann die
00:14:49: Schatten durch meinen Garten flitzen. Das ist schwierig, aber das ist überhaupt nicht mein
00:14:56: Terrain, weil ich mich ja nur mit dem Vertragsrecht ein bisschen vergaberecht beschäftige, aber da ist
00:15:03: natürlich unheimlich viel Zeit verzug drin in diesen ganzen Genehmigungsverfahren. Dann das andere
00:15:09: ist vergaberechtlich, kann man gar nicht so viel beschleunigen, weil wir davon der EU recht strikte
00:15:16: Vorgaben haben, die auch richtig sind, weil wenn man sich mal überlegt, wie Privataufträge vergeben
00:15:21: werden, dann ist das, sagen wir mal, wäre das eigentlich, wenn man es gut macht, gar nicht so
00:15:28: viel anders als nach öffentlichem Vergaberecht. Das einzig wirklich störende da sind die
00:15:33: Nachprüfungsverfahren und deren ewig lange Bearbeitungsdauer. Also das ein unterlegender
00:15:37: Beater, das tatsächlich schaffen kann, so ein Vergabeprozess über ein Jahr lahm zu legen. Das
00:15:43: ist ein Drama, was dringend abgeschafft gehört, aber das ist natürlich schwierig. Man müsste da die
00:15:48: Vergabekammern personal stärken, auch die Gerichte, die Oberlandesgerichte, wäre so mein Eindruck,
00:15:52: damit diese Themen nicht unter Verkürzung des Rechtsschutzes der Beater aber trotzdem schneller
00:15:58: abgearbeitet werden. Weil klar, wenn sie da einen Schlüssel gewerkt, die Vergabe aufhalten durch
00:16:03: den Nachprüfungsantrag, da können sie ein ganzes Projekt verschieben. Also sind das Getriebe. Genau.
00:16:08: So, und vertragsrechtlich ist es halt, wenn man sich mal überlegt, was die großen Gründe für
00:16:17: Verzögerungen, aber auch für Kostenexplosionen sind, dann ist es natürlich immer als erstes der
00:16:21: Flucht der ersten Zahl. Ein Kollege von mir aus einem anderen Kanzlei, Professor Thierau, der hat
00:16:27: man im Aufsatz so schön geschrieben, es gibt gar keine Kostenexplosionen, es gibt nur die gelogene
00:16:32: erste Zahl und da ist auch viel Wahres dran, der Zeit mit der man in die Politik, in die Gremien
00:16:38: geht. Dann natürlich, sagen wir mal, auch die Vorbereitung eines Projektes muss viel sorgfältiger
00:16:45: erfolgen, die Bedarfsermittlung. Also warum fange ich erst in der Leistungsphase 3 in der Entwurfplanung
00:16:52: an, die Nutzer einzubeziehen oder in der Leistungsphase 5? Ich habe jetzt ein Großprojekt in
00:16:56: den Krankenhausbereich, da macht man jetzt in der Leistungsphase 5 die Nutzerabstimmung, wo man
00:17:00: denkt, oh Gott, das will, da sind die Messen gesungen, was will ich da noch mit dem Nutzer
00:17:05: sprechen? Und diese Dinge, weil die Bauherren oft schlecht vorbereitet sind, stören sie den
00:17:12: Planungsprozess und ein gestörter Planungsprozess führt immer zu einem gestörten Ausführungsprozess,
00:17:16: das ist so. Und wenn man da vorne anfängt zu optimieren, kriegt man auch hinten raus mehr
00:17:22: Geschwindigkeit. Und ich bin auch der festen Überzeugung, wenn man diesen blöden Satz erst
00:17:27: planen, dann bauen oder erst die Pläne, dann die Kräne, wenn man denen mal ernst nehmen würde und
00:17:32: wirklich mal ein Gebäude in der Ausführungsplanung einfach mal durchplanen, dann glaube ich,
00:17:37: baut man am Ende des Tages schneller, als wenn man baubegleitend die Ausführungsplanung erstellt,
00:17:43: immer wieder nachjustieren muss, immer wieder umplanen muss, immer wieder Nachtragsdiskussion,
00:17:47: Leistungsverweigerung, was auch immer hat. Ich glaube, am Ende des Tages dauert das alles viel länger.
00:17:53: An dieser Stelle ein kurzer Hinweis in eigener Sache für diejenigen unter unseren Zuhörern,
00:18:07: die sich gerade in ihrem eigenen Unternehmen mit relevanten Zukunftsfragen befassen und die deren
00:18:13: Ausgestaltung und die Umsetzung von Lösungen bemerken.
00:18:16: beschleunigt und ergebnisorientiert für den Erfolg vorantreiben wollen.
00:18:20: Sprechen Sie gern Martin Ferger für Themen zu Lean, BIM, Digitalisierung und Prozessoptimierung
00:18:27: über www.ferger-conculting.de und mich Christian Haag zu strategischer Transformation, Strategieführung
00:18:36: und Sparring for Top-Entscheider über www.christianhag.de an.
00:18:43: Im Rahmen dieses Podcasts, aber auch darüber hinaus, tragen wir gern als Speaker in Präsenz
00:18:48: oder online zur Inspiration ihres Publikums im Rahmen Ihrer Veranstaltungen bei.
00:18:53: So oder so freuen wir uns auf und überregen Austausch mit Ihnen und euch.
00:18:58: Nehmen Sie, nehmt einfach Kontakt zu uns auf.
00:19:09: Was mir aufgefallen ist und welche Pokabel mir da besonders wichtig ist, ist das Thema Mut.
00:19:14: Also unabhängig von Vergaberegelungen, von Gesetzen oder Rechtsprechungen, glaube ich, brauchen die Mitarbeiterinnen
00:19:21: und Mitarbeiter, egal ob jetzt in der Bundesbaubehörde oder runter bis in die Städte und Kommunen,
00:19:26: A, den Mut und B, dafür auch die notwendige Rückendeckung, auch mal Dinge anders zu machen,
00:19:32: als sie ursprünglicherweise immer ausgeschrieben werden.
00:19:35: Ich weiß noch aus der eigenen Berufspraxis in der Kalkulation.
00:19:39: Ich habe oft nicht verstanden, warum ein Häkchen bei Nebenangebote sind ausgeschlossen gesetzt worden,
00:19:44: ob das einfach nur war, um möglichst keine unangenehmen Entscheidungen treffen zu müssen.
00:19:48: Das sind doch Themen, die, glaube ich, aus volkswirtschaftlicher Sicht auch keinen Sinn ergeben,
00:19:53: wenn ich das Know-how der Unternehmer absichtlich quasi aus den Verfahren aussperre.
00:19:58: Und ich glaube, dass es neben den Rahmenbedingungen, die die Gesetzgebung und die Juristerei schaffen muss,
00:20:03: auch ein Führungsthema in den jeweiligen Kommunen, Verbänden, Behörden und Co.
00:20:12: dass den Leuten auch die Rückendeckung gegeben wird.
00:20:14: Ihr könnt auch mal was, ein Stück außerhalb des Standards Verfahrens machen.
00:20:19: Ja, vor allem ihr könnt auch mal was falsch entscheiden.
00:20:23: Also wir wissen doch alle Bauprojekte leben von schnellen Entscheidungen.
00:20:27: Ja, und wenn ich eine schnelle Entscheidung treffe, dann ist die mit Sicherheit in vielen Fällen falsch.
00:20:32: Aber es ist eine Entscheidung und es geht weiter und das ist meistens schon ein positiver Wert an sich.
00:20:37: Und wenn ich als Projektleiter im öffentlichen Bau Entscheidung treffe
00:20:42: und dann zehn Jahre später mir der Rechnungshof oder das Rechnungsprüfungsamt ein überbräht,
00:20:46: weil ich irgendeinen Nachtrag freigegeben habe, der vielleicht doch nicht berechtigt war,
00:20:50: dann ist das ein falscher Anreiz, der da gesetzt wird.
00:20:52: Dann ist das nämlich der Anreiz, lieber keine Entscheidung zu treffen, sich lieber verklagen zu lassen.
00:20:58: Dann kann ich Verantwortung wegschieben und das meine ich wirklich überhaupt nicht mit den Finger zeigend
00:21:03: auf die Projektleiter, die da Verantwortung tragen, weil ich würde wahrscheinlich irgendwann genauso reagieren.
00:21:08: Da liegt der Fehler wirklich im System. Kontrolle ist wichtig, Kontrolle ist richtig,
00:21:13: aber man darf die Entscheidungsfreude der Leute nicht behindern.
00:21:18: Apropos schnell, ein anderes Thema.
00:21:22: Da bin ich ja fast froh, dass es noch Leute gibt, die die Bauindustrie in den letzten Jahren, was die Geschwindigkeit angeht,
00:21:27: schlagen. Wir sprechen ja vom 2018er Baufertragsrecht immer noch vom neuen Baufertragsrecht.
00:21:35: Also nach drei Jahren ist es immer noch neu.
00:21:38: Wenn ich das so mitkriege in der Praxis, ich habe nicht das Gefühl, dass das alles schon so wirklich angekommen ist.
00:21:44: Wie sehen Sie da die Perspektive auch vielleicht unter dem Deckmantel jetzt einer neuen Bundesregierung?
00:21:50: Ist da Nachbesserungsbedarf oder Veränderungspotenzial?
00:21:55: Also erstmal muss ich Ihnen Illusionen nehmen.
00:21:57: Ich rede bei meinen Studenten in der Vorlesung immer vom neuen Schuldrecht.
00:22:01: Das ist 2002 in Kraft gedreht.
00:22:03: Ja, und das ist für uns Juristen immer noch flamm neu im BGB von 1900.
00:22:07: Also von daher, also das neue Baufertragsrecht wird noch lange neu bleiben.
00:22:12: Gleichwohl, ja, man muss daran, die Zeit ist reif, es zu evaluieren.
00:22:18: Vielleicht auch gerade, weil es noch gar nicht in der Praxis angekommen ist.
00:22:21: Also ich bin völlig bei Ihnen diese 30-tägige Verhandlungsfrist bei Änderungen,
00:22:25: die einstweilige Verflügung, die man sich da ausgedacht hat.
00:22:29: Selbst das Abrechnen nach Ist-Kosten, dieses relativ komplizierte Modell,
00:22:33: das ist ja in der Praxis überhaupt nicht angekommen.
00:22:36: Man macht es im Prinzip weiter wie bisher und irgendwann wird es halt mal knallen
00:22:39: und dann wird es halt mal die Instanzen durchlaufen, so ein Nachtragsstreit.
00:22:43: Aber im Moment in der Projektberatung spielt das alles relativ wenig.
00:22:48: Eine Rolle auch diese Abnahmeverweigerung mit der Zustandsfeststellung und Beweislastunkehr
00:22:54: und so, da hat einer wirklich so eine Kopfgeburt ins Gesetz geschrieben,
00:22:58: was, glaube ich, völlig an der Praxis vorbeigeht.
00:23:02: Der Baugerichtstag, so viel kann ich verraten, hat sich jetzt vorgenommen,
00:23:06: in der nächsten Präsenzsitzung 2023 tatsächlich eine Evaluation durchzuführen.
00:23:12: Also die Frage, was muss man reformieren, aber vor allem, was für Regelungen fehlen noch.
00:23:17: Und da kommen ja spontan sehr viele Gedanken.
00:23:20: Also das ist im Baufertragsrecht erst mal das ganze Thema,
00:23:24: was wir allerdings jetzt schon beim Metzenbaugerichtstag behandelt haben,
00:23:26: die zeitlichen Störungen.
00:23:28: Also was ist bei Behinderung, welche Nachweisflichten,
00:23:32: Dokumentationspflichten, Anzeigepflichten gibt es da und Feiningen?
00:23:35: Natürlich, welchem monetären Folgen hat das?
00:23:37: Da muss dringend was getan werden.
00:23:39: Das Thema Mengelechte vor Abnahme.
00:23:41: Der BGH sagt so schön, es gibt keine Mengelechte vor Abnahme.
00:23:45: Da fragt man sich als Bauherr, wenn man vor seinem Bauvorhaben steht
00:23:49: und es wird gerade schief gebaut, ja und jetzt, ja, jetzt habe ich keine Mengelechte,
00:23:53: jetzt warte ich bis zur Abnahme und sag dann, es ist schief, ja.
00:23:56: Das kann nicht die Rechtsfolge sein.
00:23:58: Also da muss man was machen.
00:24:00: Das Thema Rechtsschutz, dieses ganze System des Nachtragswesens
00:24:06: im neuen Baufertragsrecht hatte eine wesentliche Komponente
00:24:09: in der Idee des Baugerichtstags, in dem Konzept,
00:24:12: nämlich die sogenannte Bauverfügung, so ein bisschen wie die Adjudikation,
00:24:16: das bedeutet, wenn ich mich über die Änderung oder die Vergütungsfolgen nicht einige,
00:24:23: dann haben beide Parteien die Möglichkeit, das staatliche Gericht anzurufen,
00:24:28: was dann eine vorläufig bindende Entscheidung trifft, über diesen Nachtrag
00:24:32: und die ist dann bindend bis zur Abnahme, bis zur Schlussrechnung.
00:24:36: Und dann kann ich das wieder aufmachen, kann dann sagen als Bauherr,
00:24:38: nee, der Nachtrag den akzeptiere ich nicht oder nicht der Höhe nach
00:24:41: oder der Unternehmer sagt, ich hätte gern mehr.
00:24:43: Aber man verschiebt den Streit aus der Bauphase raus in die Schlussabrechnung
00:24:48: und hat eine vorläufig bindende Regelung.
00:24:50: Und das ist was ganz anderes als diese komische,
00:24:54: einzweilige Verfügung, die wir da jetzt drin haben,
00:24:56: wo keiner so richtig weiß, was für eine, was für eine Voraussetzung,
00:25:01: wie hat was für Rechtsfolgen, wie hat, wie das alles funktionieren soll.
00:25:04: Deswegen findet sie ja auch kaum Anwendung.
00:25:06: Es gibt einen offensichtlich sehr mutigen Baurechtsanwalt in Berlin,
00:25:10: der das scheinbar immer lostritt, also jedenfalls beim Landgericht und Kammergericht
00:25:13: gibt es jetzt erste Entscheidungen dazu.
00:25:15: Aber ansonsten spielt das ja in der Praxis gar keine Rolle.
00:25:18: Und da müsste man nochmal dringend hin, diese Bauverflugung wieder zu etablieren.
00:25:23: Es gibt aber auch Wirkungen des neuen Bauvertragsrechts in der Praxis,
00:25:28: die glaube ich gar nicht so schlecht sind, auch wenn sie gar nicht so intendiert waren.
00:25:32: Also ich merke das immer wieder, wenn ich der Praxis versuche,
00:25:35: dieses Nachtragsprozedern, Änderungsprozedere mit dem Angebot und verhandeln
00:25:39: und 30 Tage und so weiter, dann anordnen und dann 6,50 C und dann 80 Prozent Abschlag.
00:25:44: Und so wenn man das versucht zu erklären, dann merkt man ja schon,
00:25:47: wie die Leute irgendwie nach Folie 3 aussteigen, weil die sagen,
00:25:50: um Gottes Willen, dieser, wie soll ich mir das als merken
00:25:52: und wie soll ich das in meine Prozesse einfegen.
00:25:55: Und das führt in der Praxis allerdings dazu, dass man sich,
00:25:59: glaube ich, tatsächlich vermehrt einigt, weil man einfach beide Seiten wissen,
00:26:05: wenn ich das jetzt hier auf den Streit ankommen lasse,
00:26:07: ich weiß überhaupt nicht, wie das ausgeht, ob das zu meinen Gunsten ausgeht oder nicht.
00:26:11: Und das ist natürlich unheimlich wichtig für die Verhandlungssituation
00:26:14: und die Frage, wie hart bleibe ich, gebe ich mich jetzt hier.
00:26:18: Wenn ich klar prognostizieren kann, mit dem Nachtrag komme ich mit Sicherheit durch,
00:26:21: dann schreibe ich auch mal die Leistung ein, dann erhöhe ich einfach den Druck.
00:26:25: Aber durch diese Unvorhersehbarkeit, wo er jetzt der BGH auch noch die VUB anschießt
00:26:31: und daran rumsägt und sagt, ja, nee, Kalkulationsvorschreibung stand da ja noch nie drin.
00:26:36: Wir haben seit 80 Jahren das erste Mal in den Text geguckt
00:26:39: und guck mal, da steht ja gar nichts vor Kalkulationsvorschreibung.
00:26:42: Das ist ja auch so eine lustige Entscheidung.
00:26:44: Aber jedenfalls erhöht das natürlich die Prognoseunsicherheit weiter.
00:26:47: Ich kann mich ja nicht mal mehr auf die VUB verlassen.
00:26:50: Und dementsprechend einigen sich die Parteien im Moment mehr als vorher ist,
00:26:55: so meinen Eindruck.
00:26:56: Und das Gleiche haben wir beim Architektenrecht.
00:26:59: Da gibt es diese merkwürdige Zielfindungsphase, die vor der Planung liegen soll,
00:27:04: wo man erst mal zusammensetzt und überlegt, was bauen wir denn eigentlich?
00:27:07: Oder planen und bauen wir eigentlich.
00:27:08: Und dieses Sonderkündigungsrecht, wo dann nach dieser Zielfindungsphase
00:27:13: beide Parteien unter bestimmten Voraussetzungen im Vertrag kündigen können,
00:27:17: was kein Mensch braucht in so einer frühen Projektphase.
00:27:21: Aber allein dieses drohende Recht und das ist die Diskussion um die Zielfindungsphase gibt,
00:27:26: hat in meiner Wahrnehmung dazu geführt, dass sich Bauherren viel mehr Gedanken machen
00:27:31: über die Planungsziele, bevor sie die Planner beauftragen.
00:27:35: Und dass die Architekten und Ingenieure auch erst mal nachfragen,
00:27:38: sagen wir mal, bist du dir sicher, dass das alles ist?
00:27:40: Hast du mal Zertifizierung gedacht?
00:27:41: Hast du an dies gedacht? Jenes gedacht?
00:27:43: Und dieses viel mehr reden, bevor man plant, ist ein guter Effekt, glaube ich,
00:27:51: den das, also der nicht unmittelbar im Prinzip angestrebt wurde,
00:27:57: der sich jetzt so mittelbar quasi einstellt.
00:27:59: Architektenrecht ist ja ein Stichwort, was glaube ich ganz besonders ist.
00:28:04: Ich weiß noch, ich habe damals in meinen Vorlesungen im Studium noch ordinär richtig,
00:28:09: also wirklich wichtig gelernt, wie man nach Hawaii sein eigenes Honorar ermittelt,
00:28:13: als Architektur oder Ingenieurbüro.
00:28:16: Jetzt bringen wir es den Studierenden immer noch bei, aber mit dem Hinweis,
00:28:19: es ist eigentlich ja nicht mehr so richtig bindend, aber es wird halt trotzdem noch so gemacht.
00:28:24: Jetzt steht die Hawaii ja so ein bisschen auf dem Prüfstand.
00:28:27: Das ist jetzt ja nur Novellierung geplant.
00:28:31: Was erwarten Sie sich da jetzt auch, sage ich mal, vielleicht von politischer Seite,
00:28:35: aber auch von Auswirkungen für die Praxis?
00:28:39: Ja, das ist spannend.
00:28:41: Also in der Tat, in Folge des OGH-Urteils, ist ja die Hawaii 2021 minimal invasiv überarbeitet worden,
00:28:48: also minimal invasiv, insofern man hat eine kleine Regelung geändert
00:28:52: und dadurch die Verbindlichkeit genommen.
00:28:54: Das hat natürlich maximale Auswirkungen, aber ansonsten an Leistungsbildern und Honorar hat sich ja nichts geändert.
00:28:59: Und die Hawaii ist nur noch Orientierung, allerdings ist sie auch nicht völlig,
00:29:05: sagen wir mal, überflüssig, weil, A, die Praxis orientiert sich weiterhin daran,
00:29:10: hat sie ja auch vorher getan, wo sie es nicht musste.
00:29:13: Oberhalb der Tafelwerte hat man dann mit fortgeschriebenen Honorartafeln gearbeitet
00:29:17: und so, weil man die Systematik irgendwie doch gut fand.
00:29:20: Und das wird auch weiter der Fall sein.
00:29:23: Und es gibt so ein, das ist jetzt wieder so ein juristisches Steckenpferd,
00:29:26: aber die Hawaii wird auch Maßstab sein für die AGB-Kontrolle von Verträgen, die einer vorgibt.
00:29:33: Also sei es der Architekt für den Verbraucher meistens oder die öffentliche Hand
00:29:36: oder der große Auftraggeber für die Planner.
00:29:39: Wenn ich da im Prinzip drüber schreibe, wir vereinbaren ein Hawaii Honorar
00:29:43: haben Weiche dann aber rosinenpickmäßig an bestimmten Stellen ab.
00:29:48: Von der Hawaii wussten wir nicht passen, dann könnte das auch ein AGB-Thema sein,
00:29:51: solche Klausen können unwirksam sein.
00:29:53: Aber das ist schon sehr kleinteilig.
00:29:56: Die Hawaii als solche wird, glaube ich, weiter Bestand haben, wenn sie inhaltlich überarbeitet wird.
00:30:02: Die Koalition hat das vor.
00:30:04: Im Koalitionsverstrag stehen wir in einem Absatz mit der Hawaii direkt folgend auf Clubs und Live-Musik Spielstätten.
00:30:12: Also in einem Satz steht, wir wollen die Clubs und Live-Musik Spielstätten ihrer kulturellen Bedeutung erhalten
00:30:18: und wir wollen die Hawaii reformieren.
00:30:20: Wie die dazu gaben zu diesem Zusammenhang, das weiß man nicht, aber jedenfalls steht es ausdrücklich drin.
00:30:26: Und das ist sehr erfreulich.
00:30:28: Wir haben uns beim Baugerichtstag in diesem Jahr, im Mai, ja mit Themen für die Hawaii beschäftigt.
00:30:35: Und ich glaube, da gibt es wirklich viel zu tun.
00:30:38: Mein wichtigstes Anliegen wäre, dass wir die Vorplanungsphase, also die Leistungsphase 2,
00:30:46: wieder mehr in Richtung Konzeption schieben und weg von der detaillierten Planung.
00:30:52: Also wir haben im Moment in der Vorplanungs- bei Größen und Projekten erfahrungsgemäß eine Planungstiefe.
00:30:57: Da hätte man vor 30 Jahren gebaut nach auf der Baustelle.
00:31:01: Und jetzt ist es halt so, dass wenn Sie diese Planungstiefe haben in der Leistungsphase 2
00:31:05: und der Bauherr sagt, ich glaube, ich hätte es gerne ganz anders.
00:31:08: Oder der Planer sagt, ich habe noch mal eine Idee.
00:31:10: Dann haben Sie einen wahnsinnigen Änderungsaufwand, um das mal auszuprobieren.
00:31:15: Und früher hat man da mit einem weichen Bleistift ins Kribbel gemacht und gesagt, guck mal, so könnte das aussehen.
00:31:20: Und wenn der Bauherr sagt, gefällt mir nicht, dann klögt man zusammen und schweißt es weg.
00:31:23: Und ich glaube, da müssen wir wieder hin.
00:31:26: Und wir müssen die Planungstiefe in der 3, in der Infosplanung, da gehört es dahin,
00:31:30: aber nicht in der Vorplanung, da muss konzeptioneller wieder gearbeitet werden.
00:31:33: Und gerade auch unter dem Gesichtspunkt BIM und Digitalisierung.
00:31:37: Weil wenn ich in der Leistungsphase 2 schon das BIM-Modell aufsetze, dann bin ich nicht mehr frei,
00:31:42: das Gebäude einfach mal umzukrempeln, um mal was auszuprobieren.
00:31:45: Sondern dann habe ich ja einen Ratenschwanz von Änderungen, die das dann alles nicht mehr lohnt, erscheinen lassen.
00:31:52: Und das wäre zum Beispiel ein ganz wichtiges Thema, dass die HOUI da wieder einen Schritt zurückgeht.
00:31:58: Dass die Dinge zusammenhängen.
00:32:00: Auch wenn die Zusammenhänge vielleicht manchmal sehr abenteuerlich erscheinen,
00:32:04: ist ja auch beim Thema Nachhaltigkeit zu sehen.
00:32:07: Da haben Sie ja auch schon mal gesagt, nachhaltiges Bauen wollen wir das,
00:32:13: das müssen wir entscheiden, bevor wir uns darüber unterhalten, wie wir das denn umsetzen wollen.
00:32:18: Vielleicht können Sie uns da nochmal Ihre Sicht geben.
00:32:22: Das ist natürlich ganz wichtig.
00:32:24: Also erstmal der politische Druck im Moment ist sehr hoch.
00:32:27: Jedes Bundesbauvorhaben wird ja jetzt geprüft auf Nachhaltigkeitszertifizierung,
00:32:32: aber auch das private Kapital sucht natürlich grüne Anlagen, also ESG-Stichwort.
00:32:38: Und die Lernkurve ist wahnsinnig steil.
00:32:42: Also ich parate ein großes Wohnungsunternehmen und die haben quasi die Börsen notiert sind
00:32:48: und die haben ja so vor einem Jahr oder anderthalb gesagt, Herr Fuchs, jetzt müssen wir auch nachhaltig und so schreiben Sie mal was in die Verträge.
00:32:55: Irgendwas was kein wehtut so nach dem Motto, damit wir dem CEO zeigen können, hier wir brauchen auch nachhaltig.
00:33:00: Das hat sich radikal geändert im letzten Jahr.
00:33:03: Die sind jetzt wirklich nachhaltig dran mit seriellen Bauen, also mit Baumodulen versuchen die auch den Gebäude Bestand zu ertüchtigen und so weiter.
00:33:11: Also das ist wirklich eine rasende Geschwindigkeit, in der sich in diesem Unternehmen das transferiert hat.
00:33:16: Was ich mit dem "ob" und dem "wie" allerdings meinte, ist was ganz anderes.
00:33:21: Neulich mal hat mir jemand stolz gezeigt seine Projektentwicklung.
00:33:25: Und da war vorher ein kleines Wäldchen und einen Acker und dann so nur Randgebauung, so ein bisschen.
00:33:30: Und dann nachher war dann die Bauphase, da war alles braun und schrecklich und danach war dann jetzt sein Projekt mit ein bisschen begrüntem Dach.
00:33:38: Und da sagt er, das ist doch total nachhaltig und ökologisch und so.
00:33:41: Und ich hatte halt diese beiden Bilder neben mir vor, das Wäldchen und jetzt steht da so ein Klotz mit einem begrünten Dach.
00:33:47: Und ich habe mich gefragt, natürlich ist es besser als ein Klotz ohne ein begrüntes Dach, aber hätte man da unbedingt bauen müssen?
00:33:53: Ja, oder muss ich da unbedingt überall immer wieder neu bauen?
00:33:56: Oder kann ich nicht besser den Bestand eher nochmal revitalisieren, selbst wenn ich dann in der Nutzung ein bisschen eingeschränkt bin?
00:34:03: Aber was wir im Moment an Ressourcen verschwenden, indem wir eigentlich funktionierende Bauwerke abreißen und neu bauen?
00:34:10: Auf Sylt zum Beispiel habe ich jetzt gelesen, fallen jetzt die ersten Bauwerke, die in den 2000er Jahren errichtet wurden, werden jetzt schon wieder abgerissen.
00:34:18: Weil da da das Bauwerk im Vergleich zum Grundstück keine Rolle spielt.
00:34:22: Das meine ich mit dem, ob also die Frage, muss ich wirklich neu bauen?
00:34:27: Und wenn ja, dann kann ich oder muss ich mir über Nachhaltigkeit Gedanken machen.
00:34:31: Aber ich fände es viel wichtiger, wenn wir das mal hinterfragen, müssen wir wirklich so viel immer neu bauen?
00:34:36: Ja, ich glaube, das wird ja auch ein großes Thema in dem Kontext sein, dass wir irgendwo das Thema Nachverdichtung, das Thema Brownfield,
00:34:44: das wir also das, was wir schon an Flächen und Ressourcen sozusagen verbaut haben, zukünftig intelligenter Umwandeln und weiterentwickeln.
00:34:52: Also das wird ja auch in das Thema Planung und Entwicklung von Projekten tief eingreifen.
00:34:57: Und Ihr erstes Beispiel spielt ja eigentlich auch nochmal in diese Thematik hinein.
00:35:03: Wir müssen das wirklich auch wollen. Also es ist nicht damit getan, dass wir den Anwalt beauftragen,
00:35:09: dass irgendwo im Vertragswerk hübsch zu machen und irgendwo ein bisschen, ich sag mal, Moos aufs Dach machen in Anführungszeichen,
00:35:16: sondern es muss der wirkliche Wille sein. Es tut ja dann auch ein bisschen weh, wenn man da Gedanken reinsteckt.
00:35:21: Und das macht in der leichtere Weg ist sicherlich irgendwo die grüne Wiese umzufügen und dort neu zu bauen,
00:35:27: als irgendwo im Bestand unter komplexen und komplizierten Voraussetzungen was Gutes zu machen.
00:35:34: Ja, und umgekehrt darf ich dann auch nicht die Mieten erhöhen, weil es ist auch eine soziale Komponente und irgendwoher muss Geld kommen.
00:35:41: Also das ist eine komplexe Fragestellung, keine Frage.
00:35:45: Vielleicht schließen wir das Kapitel politischer Rahmen mal mit dem Gedanken, mit dem Mut zur Lücke sicherlich,
00:35:53: aber vielleicht haben wir ein paar wichtige Impulse an der Stelle gegeben und setzen das Thema im zweiten Teil mit Blick auf die Unternehmen fort.
00:36:01: Vielen Dank an Sie und Euch fürs Zuhören bei Zukunft Bauen, dem Zukunftspodcast für die Bauindustrie.
00:36:11: Wenn Euch der Podcast gefällt, würden wir uns über eine Bewertung freuen und natürlich darüber,
00:36:16: wenn Ihr den Podcast bei einem Podcast Provider Eures Vertrauens abonniert.
00:36:20: Wir freuen uns auf ein Wiederhören, bis bald.
00:36:23: [Musik]