#037 | Die BAUINDUSTRIE Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer T2/2
Shownotes
In dieser Folge sprechen wir mit Tim-Oliver Müller, dem Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen BAUINDUSTRIE. Tim-Oliver Müller studierte in Berlin strategisches Management mit der Spezialisierung auf Vertrags-, Risiko- und Netzwerkmanagement. Ab 2011 ist er im Verband in unterschiedlichen Positionen tätig, zuletzt als Leiter des Geschäftsbereichs Wirtschaft, Recht und Digitalisierung. 2020 wechselte er zu einem Mitgliedsunternehmen und sammelte als Leiter Business Development weitreichende Praxiserfahrungen. Das Gespräch teilt sich in 2 Teile, die aufeinanderfolgend erscheinen:
036 | Teil 1/2 am 28.01.2022 | Der Verband und die Politik rund ums Bauen
037 | Teil 2/2 am 11.02.2022 | Zukunftsideen und -themen in den Unternehmen
Themen in der Folge
- Partnerschaftliches Bauen als Schlüssel zu Lösung vieler Zukunftsfragen
- Corona und seine Folgen für die Bauindustrie - Ausblick
- Lieferengpässe, Preisspiralen - Wie geht es weiter?
- Nachhaltigkeit - Wie kann die Bauindustrie ihren Beitrag leisten?
- EU-Taxonomie
- Kopplung von Planen und Bauen - Was passieren muß!
- Digitalisierung
- Flutkatastrophe und Erkenntnisse für die Bauindustrie
- Die Bauindustrie als Arbeitgeber
- Wie sieht es in 10 Jahren aus? - Ein vorsichtiger Blick voraus
In dieser Folge
Tim-Oliver Müller auf LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/tim-oliver-m%C3%BCller-0456521a8/
Verweise
Hauptverband d. dt. Bauindustrie: https://www.bauindustrie.de/
Hosts und Podcast
Website: Christian Haak
Website: Martin Ferger
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Präsentiert von: Zukunft.Bauen. | Der Haak & Ferger Zukunftspodcast für die Bauindustrie
Der Zukunftspodcast für alle, die sich für die Zukunft von Bauen & Leben interessieren.
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00:00:00: Moin aus Hamburg und Sien.
00:00:09: Und herzlich willkommen zu unserem Podcast für die Bauindustrie Zukunft Bauen.
00:00:15: Dem Zukunftspodcast für alle, die sich für die Zukunft von Bauen und Leben interessieren.
00:00:21: Wir sind Martin und Christian und wir werfen in diesem Podcast einen Blick auf die Zukunftsentwicklungen
00:00:28: von Branche, Technologie und Lebenswelt.
00:00:31: Es wird dabei um die Veränderung der Baubranche gehen und darum, was dies für uns und für die Unternehmen der Branche bedeutet.
00:00:39: Herzlich willkommen zum zweiten Teil unseres spannenden Gesprächs mit Tim Oliver Müller,
00:00:44: dem Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der deutschen Bauindustrie.
00:00:48: Den ersten Teil unseres Gesprächs hören Sie in der vorvergangenen Folge Nummer 36.
00:00:55: Lohnt sich rein zu hören der spannende Start in diese Unterhaltung.
00:01:00: Heute in diesem Teil geht es schwerpunktmäßig um Zusammenarbeit und all die Aufgaben,
00:01:06: die der Industrieverband und die Unternehmen der Branche in den kommenden Jahren vor sich haben.
00:01:12: Und natürlich um die Chancen und Möglichkeiten, die sich daraus ergeben und wie dies den Markt für Bauen
00:01:20: und den Markt für die Arbeitskräfte in der Bauindustrie verändert.
00:01:24: Und warum es eine der spannendsten Aufgaben ist in dieser Branche zu arbeiten.
00:01:29: Los geht's.
00:01:31: Wir haben in einer der vergangenen Folgen auch mit Herrn Professor Leuphards über partnerschaftliches Bauen und Bauen
00:01:39: statt Zusammenbauen, Zusammenarbeiten und Kooperieren statt Streiten gesprochen.
00:01:44: Ein Thema, das sich eigentlich irgendwie mittelbar auch durch alle unsere Gespräche immer durchzieht.
00:01:49: Alle wollen das.
00:01:50: In der Praxis funktioniert es nicht ganz so gut immer, wie man sich das wünscht.
00:01:55: Wenn Sie mal auf die Projekte schauen, was ist so aus Ihrem Blick das Thema das passieren muss,
00:02:01: damit wir mehr zum Bauen kommen und weniger im Streit landen.
00:02:07: Gerade auch wenn wir eine Beschleunigung von Projekten denken.
00:02:10: Ich glaube, das ist ganz klar dieses veränderte Mindset.
00:02:15: Also das veränderte Mindset bauen miteinander nicht gegeneinander.
00:02:21: Und vor allen Dingen auch den Gewinn und den Vorteil des anderen auch als Chance,
00:02:28: sich selbst zu profilieren für einen selber.
00:02:30: Also wir haben in der Vergangenheit oft nach außen den Eindruck vermittelt,
00:02:37: wir wollen mit den Fehlern des einen Geld verdienen.
00:02:41: Und das ist vielleicht auch einem reinen Preiswettbewerb geschuldet,
00:02:46: bei dem wir uns am Ende immer wieder als Unternehmen unterbieten mussten,
00:02:51: um überhaupt einen Auftrag zu bekommen, weil wir über Qualität ja gar nicht punkten konnten.
00:02:55: Also es wurde ja gar nicht nachgefragt,
00:02:58: gibt mir mal deine bessere Lösung für die Aufgabe.
00:03:01: Wir hatten immer den Preis und keinen Wettbewerb der besten Ideen.
00:03:05: Ich glaube, durch das Zusammenarbeiten in einem Common Data Environment
00:03:09: auf einer BIM-Plattform wird sich das ändern,
00:03:12: weil wir werden dann künftig eher daran gemessen,
00:03:15: wie das Bauwerk am Ende erstellt und betrieben wird
00:03:20: und nicht, wer das meiste Geld im Erstellungsprozess herausgeholt hat.
00:03:25: Und jetzt, wenn wir auch zusammenarbeiten,
00:03:28: mit auch mit Nachunternehmern, mit Planern, aber auch mit mehreren Größengewerken,
00:03:34: dann geht es auch hier um die gute Partnerschaft.
00:03:37: Also es gibt immer wieder Unternehmen, die sich auch melden und sagen,
00:03:40: also wenn das doch alles so schlimm wäre,
00:03:42: dass der Generalunternehmer so knebelt und der Nachunternehmer nur leidet,
00:03:48: warum gibt es feste Nachunternehmer und Hauptauftragnehmer,
00:03:53: Partnerschaften in Zeiten, wo sich jedes Unternehmen die Aufträge aussuchen kann?
00:03:57: Und ich glaube, das ist der Schlüssel zum Erfolg.
00:03:59: Diese Partnerschaft, dieses enge Zusammenarbeiten
00:04:04: und weil einfach jeder auch hier sowohl wirtschaftlich,
00:04:07: aber auch nach außen gesehen und immer gut wegkommen wird,
00:04:11: wenn man hier sich hier zusammen tut.
00:04:13: Es gibt ja aktuell ein Thema, was nichts anderes so beherrscht,
00:04:18: wie das Thema Corona-Pandemie.
00:04:20: Jetzt mittlerweile schon im zweiten Jahr,
00:04:23: welche Folgen und auch welche Lehren kann man als Bauindustrie,
00:04:28: auch mit ein bisschen dem Ohr über die Landesverbände an die Unternehmen
00:04:31: daraus mittlerweile Schlussfolger.
00:04:33: Und was hat es für Lehren gegeben und was wir jetzt für Folgen
00:04:36: auch weiterhin haben für die Bauunternehmen und alle am Bau Beteiligten?
00:04:40: Zunächst ist es ja Fakt, dass wir durchgearbeitet haben.
00:04:45: Wir haben trotz Corona auch 2021.
00:04:49: Davon gehen wir jetzt aus.
00:04:51: Die Zahlen werden sich jetzt in den nächsten paar Wochen noch konkretisieren.
00:04:53: Wieder über 140 Milliarden Euro an Umsatz gemacht.
00:04:57: Das ist ungefähr mit einer Steigerung zwar, aber ungefähr das Niveau auch aus dem Vorjahr.
00:05:03: Das ist auf einem unglaublich hohen Niveau und die Unternehmen haben einfach
00:05:07: hier geleistet und da kann man drauf stolz sein.
00:05:09: Das heißt, Corona hat uns erst mal nicht gedämpft.
00:05:11: Das ist die erste Lehre, die zweite Lehre.
00:05:13: Wir haben in einer guten Partnerschaft jetzt aber mal mit dem Auftrag Geber
00:05:18: ist auch geschafft, viele Risiken abzufedern, damit wir so weiter arbeiten konnten.
00:05:25: Hier waren auch die Bundesministerien insbesondere sehr, sehr pragmatisch,
00:05:29: beispielsweise das Thema Corona als Einstufung höherer Gewalt im Rahmen der VB-Verträge.
00:05:34: Dass wenn es hier mal an der einen und stelle geharpert hätte, wenn eine
00:05:38: Kolonne ausgefallen ist wie auch immer, dass wir einfach dann die Bauzeiten
00:05:41: Verlängerung bekommen, ohne groß vor Gericht zu streiten.
00:05:44: Das Gleiche ging auch bei dem Thema Mehrkostenvergütung bei den Aufwendungen
00:05:51: für Masken, für Disinfektionsmittel, für zusätzliche sanitäre Einrichtungen,
00:05:55: für zusätzliche Bullis, die die Unternehmen natürlich fahren lassen mussten,
00:05:58: damit wir die Hygienekonzepte, die ausgearbeitet wurden, auch umgesetzt werden können.
00:06:03: Und hier der wirtschaftliche Schaden aufgrund der höheren Gewalt nicht bei den Unternehmen liegt,
00:06:07: sondern wir am Ende auch im Sinne der Volkswirtschaft, im Sinne dessen,
00:06:11: was wir leisten sollen, im Bauwerken auch umsetzen konnten.
00:06:13: Das hat wirklich gut funktioniert.
00:06:15: Was wir allerdings gesehen haben und das sind jetzt zwei Punkte, die auch noch
00:06:19: in diesem Jahr nachwählen haben, ist das Thema Materialengpässe.
00:06:23: Und dann das zweite ist natürlich die Preisteigung, die dahinter stehen.
00:06:26: Das ist jetzt nicht unbedingt eine Auswirkung, die wir hier alleine in Deutschland
00:06:31: zu verantworten haben, sondern das ist einfach die Verkettung der der Lieferketten
00:06:35: im internationalen Kontext.
00:06:37: Beste Beispiel war Emma Holz.
00:06:39: Wenn eine Lien, sage ich mal, großer Produzent hier war es dann in in in in Kanada
00:06:48: mit der großen Borkenkäferbefall ausgefallen ist.
00:06:51: Wir nach den ersten Wellen ein Anlaufen der Konjunktur in anderen Ländern
00:06:55: gehabt haben, haben wir hier Knappheiten, die wir zwar in gewissen Auswirkungen
00:06:59: schon immer gekannt haben, aber nicht in dem Ausmaße gekannt haben erfahren.
00:07:03: Und hier mussten wir jetzt gucken, wie gehen wir damit um.
00:07:05: Das hat dann vor allen Dingen dazu geführt, dass eigentlich die oft sehr
00:07:11: traditionell geprägten Lieferantenstrukturen oftmals auch sich neu finden mussten.
00:07:17: Wenn der eine Lieferant ausfällt, hat man dann doch wieder geguckt, wo kriegt man
00:07:20: vielleicht was anderes her und hat aber, das muss man auch sagen, bisher nie zu
00:07:26: einem Baustopp geführt, aber natürlich zu Verzögerungen und am Ende auch zu
00:07:31: Preisteigerungen, die natürlich gerade den Privatinvestor stärker treffen, weil
00:07:37: er in sein eigenes Popmonee greifen muss als die öffentliche Hand.
00:07:40: Auch hier sind es natürlich Steuergelder.
00:07:41: Aber ich glaube, hier ist es anders zu verkraften beziehungsweise bei den
00:07:47: größeren Bauvorhaben schlägt der Engpass eines Baumaterials nicht so stark ins
00:07:52: Gewicht, wenn beispielsweise der Zimmerer keine Holz mehr hat und dem dann die
00:07:55: Geschäftsgrundlage entfällt.
00:07:57: Das hat sich gezeigt, was wir als Unternehmen oder was die Branche dann
00:08:04: gemacht hat, ist, dass wir natürlich auch wieder geschaut haben, wie müssen wir
00:08:08: anders mit der Lagerwirtschaft umgehen.
00:08:10: Man hat sich daran gewöhnt, just in time delivery funktioniert.
00:08:14: Ist das noch das Mittel der Wahl in der Zukunft?
00:08:17: Das ist jetzt die Frage.
00:08:18: Das heißt, hier wird man sich auch Betriebswirtschaft nicht umstellen
00:08:21: müssen, aber es werden auch ganz neue Fragen aufgeworfen, die ich besonders
00:08:25: interessant finde. Und hier bin ich bei meinem zweiten der Schwerpunkt Themen bei
00:08:28: der Nachhaltigkeit.
00:08:29: Wenn die Primärbaustoffe nicht immer verfügbar sind, warum schauen wir nicht, ob
00:08:33: wir nicht das jetzt als Trigger und als Booster nehmen, um zu sagen, wir gehen
00:08:36: die Kreislaufwirtschaft, wir versuchen mehr be recycling oder wir sind mal ganz
00:08:40: disruptiv.
00:08:41: Das ist jetzt ironisch gemeint und geben mal einem recycling Baustoff, eine
00:08:45: mindestens Gleichwertigkeit, wenn wir auswählen müssen zwischen primären
00:08:49: recycling Baustoff wie einem eine Primärbaustoff.
00:08:52: Und das wären doch eigentlich auch Themen, die uns wieder helfen können, die
00:08:56: Branche weiter zu entwickeln.
00:08:57: Also da schließen sich für mich zwei Themen nochmal an einmal.
00:09:01: Wir wollen ja unseren Kindern auch einen Planeten hinterlassen, der ihnen die
00:09:06: Möglichkeiten lässt, auch selber zu gestalten, weiter zu gestalten.
00:09:09: Da schließt es vielleicht unmittelbar an den Punkt hier an.
00:09:11: Da sind wir vielleicht ja doch wieder ein Stück auch in der Rahmengebung, wenn wir
00:09:15: über Gleichwertigkeit zum Beispiel sprechen beim Materialeinsatz.
00:09:18: Was können wir da tun beim Thema Nachhaltigkeit vielleicht auch nochmal
00:09:23: verstärkt? Und wie sehen Sie so die nächsten, na ja, sagen wir mal Monate,
00:09:28: was das Thema Engpässe angeht?
00:09:31: Haben Sie da ein Gefühl aus der Branche heraus, wie die Dinge sich entwickeln im
00:09:35: Moment?
00:09:37: Also wir sehen es bei den recycling Baustoffen insofern kritisch, als dass
00:09:42: es doch einige Bundesländer ergibt, die die recycling Baustoffe nicht in der Art
00:09:47: nutzen und auch in Ausschreibung nutzen, wie es eigentlich schon möglich wäre.
00:09:50: Es gibt gleichzeitig auch Regelungslücken.
00:09:52: Wenn beispielsweise der Erbiton nur für bestimmte Bauteilklassen verwendet
00:09:57: werden darf und für andere nicht, obwohl die technische Leistbarkeit da wäre,
00:10:00: dann ist es ein Fehler.
00:10:03: Wenn wir uns an das als drittes Thema und solche Verordnungen wie die Mantel
00:10:08: Verordnung anschauen und Präsident der Baustelle Peter Hübner sagt immer,
00:10:12: wenn alles, was wir auf die Schippe nehmen, gleich Abfall ist und weggeworfen
00:10:17: werden muss, obwohl wir das vielleicht an anderen Bereichen der Baustelle,
00:10:22: sei es ein Erdauszug für eine Lärmschutzwand, für so ein Lärmhügel oder sei es
00:10:26: ein Ausbau eines Stahlträgers, der noch verwendbar ist, den man an anderer
00:10:30: Seite wieder einbauen könnte.
00:10:32: Wenn das nicht funktioniert, dann sind das für mich regulatorische Lücken.
00:10:35: Da müssen wir ran.
00:10:36: Da muss eine Bundesregierung aufgeklärt werden.
00:10:38: Und dann sollte das aber bitte nicht fünf, sechs, sieben Jahre dauern,
00:10:42: denn die Klimaschutzgesetze greifen in jetzt weniger als acht Jahren.
00:10:46: Wir haben schon den 5. Januar.
00:10:48: Und wir müssen diese vier Jahre nutzen, um die Voraussetzung zu schaffen,
00:10:53: um dann die nächsten vier Jahre zu nutzen, diese Klimaschutzziele zu erreichen.
00:10:56: Das ist eine riesen Aufgabe.
00:10:59: Also müssen Drinkler für Sorgen, dass diese Podcast Folgen über
00:11:01: das Audiosystem des Bundestages in einer Plenarsitzung abgespielt werden.
00:11:05: Glaube ich, haben wir da einen großen Hebel.
00:11:09: Sie haben gerade die Klimaschutzgesetze und Co. angesprochen.
00:11:13: Ein Thema, was aktuell immer mal wieder auf Vortragsveranstaltungen
00:11:17: aufkommt, ist das Thema EU-Taxonomie.
00:11:20: Viele verlassen dann schlachtartig den Raum, weil es so furchtbar langweilig klingt.
00:11:25: Ohne das wir, weil da, glaube, da könnte man eine eigene Folge drüber machen,
00:11:29: aber dass sie vielleicht einfach von Verbandzeit immer zwei, drei Stichsporte
00:11:32: den Hörerinnen und Hörern sagen, die sich vielleicht noch nicht mit dem Thema beschäftigt haben.
00:11:37: Warum sie sich denn damit beschäftigen müssen, wenn sie in der Bauindustrie tätig sind?
00:11:42: Also die EU-Taxonomie wird ja der Regelungsrahmen sein, um den Green Deal
00:11:49: der EU-Kommission bis 2050 umzusetzen.
00:11:51: Ja, also ein Instrumentarium.
00:11:54: Ein weiteres Instrumentarium wären die Fit for Fifty-Five-Gesetzgebungen,
00:11:57: die wir gerade bei der Gebäude-Energie-Effizienzrichtlinien letzten Wochen noch mal gesehen haben.
00:12:01: Wir haben das gehört mit der Sanierungspflicht
00:12:03: auch von privaten Gebäuden bzw.
00:12:08: auch dem Klimaneutralitätsstandard für Neubau.
00:12:11: Bei der Taxonomie wird es ja insgesamt sieben Kriterien geben.
00:12:16: Zwei davon sind bereits definiert.
00:12:18: Die anderen fünf befinden sich noch in der Definition.
00:12:20: Und diese Kriterien werden dann vor allen Dingen für die
00:12:26: privaten Investitionen eine Rolle spielen, denn
00:12:30: Privatinvestoren müssen sich künftig daran halten, sowohl der institutionelle Investor,
00:12:37: sei es eine Rentenversicherung oder sei es ein Pensionsfonds,
00:12:42: aber auch alle anderen Anleger.
00:12:45: Das wird einfach der Standard sein, nachdem investiert wird.
00:12:50: Und Taxonomiekonformität bedeutet dann insbesondere mit einem starken Fokus auf das Thema
00:12:56: CO2-Ausstoß in den Gebäuden.
00:12:58: Hier gibt es für die Bauindustrie im Wesentlichen zwei Komponenten.
00:13:02: Die eine Komponente ist das Thema Unternehmensfinanzierung
00:13:07: und das Thema Bürgschaften und Finanzierung von Projekten.
00:13:12: Das betrifft auch den Mittelstand, nicht nur die großen Börsenotierten Unternehmen,
00:13:16: die dann reporten müssen, sondern auch eine Sparkasse wird sich künftig
00:13:24: Fragen bzw. Antaxonomiekriterien halten müssen,
00:13:27: wenn sie Geld an Unternehmen vergibt und wird sich die Unternehmen anschauen und sagen,
00:13:32: sind die Taxonomiekonformen.
00:13:33: Das heißt, sie werden sich auch hier den CO2-Ausstoß anschauen.
00:13:36: Der andere Bereich ist die Erstellung taxonomiekonformer Bauwerke.
00:13:44: Hier würde ich erst mal ein Stück weit Entwarnung insofern geben,
00:13:49: als dass wir von den Unternehmen gespiegelt bekommen.
00:13:52: Technisch sind wir in der Lage, taxonomiekonforme Gebäude zu bauen.
00:13:57: Wir haben eben schon über regulatorische Regelungslücken gesprochen.
00:14:00: Das heißt, es würde uns natürlich helfen, wenn wir auch hier einen Rahmen bekommen,
00:14:04: indem wir noch mehr leisten können, was für heute schon im Stande sind.
00:14:08: Aber technisch ist es erst mal lösbar.
00:14:11: Hier ist es einfach wichtig, dass auch die Investoren,
00:14:14: diejenigen, die die Bauwerke in Auftrag geben,
00:14:17: auch das bestellen, was am Ende zu einer Taxonomiekonformität beiträgt.
00:14:24: Hier erleben wir immer noch ein zweigeteilt Markt.
00:14:27: Einige, die schon ganz als Vorreiter vorneweg sagen,
00:14:32: ja, wir wollen das, wir sehen das als ein wichtiges klimapolitisches Ziel.
00:14:35: Andere, die sagen, Moment, Taxonomie gilt ja noch nicht.
00:14:39: Lass uns jetzt in den nächsten ein, zwei, drei Jahren noch so viel bauen.
00:14:46: In unter heutigen Standards, wie geht und wir verkaufen das dann am Markt,
00:14:50: weil mich das dann gar nicht mehr betrifft mit der Taxonomie,
00:14:54: weil ich dann auch schon wieder ausgestiegen und als Entwickler weiterverkauft habe.
00:14:58: Das wird aber, und da bin ich fest, der Verwaltung immer weniger der Fall sein,
00:15:04: weil es ja auch noch ein Umstellungsprozess, nicht nur in den Köpfen,
00:15:08: sondern auch in der Rangehensweise Bedarf, um Taxonomiekonforme am Ende
00:15:11: auch zu bauen und zu bestellen.
00:15:13: (Musik)
00:15:20: An dieser Stelle ein kurzer Hinweis in eigener Sache für diejenigen unter unseren Zuhörern,
00:15:26: die sich gerade in ihrem eigenen Unternehmen mit relevanten Zukunftsfragen befassen
00:15:31: und die deren Ausgestaltung und die Umsetzung von Lösungen beschleunigt
00:15:36: und ergebnisorientiert für den Erfolg vorantreiben wollen.
00:15:39: Sprechen Sie gern Martin Ferger für Themen zu Lean, BIM, Digitalisierung und Prozessoptimierung
00:15:46: über www.fergar-conculting.de
00:15:50: und mich Christian Haag zu strategischer Transformation, Strategie, Führung und Sparring
00:15:57: für Top-Entscheider über www.christianhaag.de an.
00:16:02: Im Rahmen dieses Podcasts, aber auch darüber hinaus, tragen wir gern als Speaker in Präsenz
00:16:07: oder online zur Inspiration ihres Publikums im Rahmen ihrer Veranstaltungen bei.
00:16:12: So oder so freuen wir uns auf und überregen Austausch mit Ihnen und euch.
00:16:17: Nehmen Sie, nehmt einfach Kontakt zu uns auf.
00:16:20: (Musik)
00:16:27: Das Thema bestellen ist ja ein Stichwort, was wir immer wissen.
00:16:31: wieder auch bekommen in der Bauabwicklung. Der Besteller muss auch das bestellen, was irgendwie Sinn
00:16:37: macht, damit der, der es baut, dann auch was Sinnvolles bauen kann. In vielen Positionspapieren fordert
00:16:42: ja auch die Bauindustrie immer wieder, dass das Thema Planen und Bauen mehr gekoppelt wird. Also
00:16:46: früher an den Tisch die Bauausführenden an der Planung beteiligen oder Design- und Bildgeschichten
00:16:52: machen. Was bedeutet das genau in der Umsetzung? Also wie können wir da hinkommen? Was muss
00:16:59: dafür getan werden? Und haben Sie da vielleicht auch aus den Unternehmen des Verbandes irgendwie
00:17:03: Beispiele, wo man sagt, das ist ein erfolgreiches Modell oder was ist denn noch Hemschuhe, dass
00:17:09: es mehr angewendet wird? Ich glaube, hier geht es wirklich um den Paradigmenwechsel im Kopf,
00:17:17: dass wir die Trennung von Planen und Bauen, so wie sie in den letzten Jahren immer teilweise schon
00:17:24: als Monstranz vor sich hergetragen wurde, das wird das ablegen. Nicht für alle Bauleistungen,
00:17:31: Gottes Willen. Also es wird ganz viel, das hat ich sage ich schon mal, auch weiterhin in Fach und
00:17:35: Teilhosen gemacht werden, wo wir diese Integration von Planen und Bauen auch im Sanieren oder so was
00:17:40: nicht so stark brauchen, wie in anderen Stellen. Aber es macht eben auf der anderen Seite auch an
00:17:45: vielen Stellen Sinn. Und hier wird die Digitalisierung der Katalysator sein, dass wir Planen und Bauen
00:17:52: künftig stärker zusammensehen werden. Denn da gibt es zwei Punkte. Erstens, die Bauindustrie ist
00:18:01: wahnsinnig smart, aber nicht vernetzt. Wir sind im Gegensatz zu anderen Branchen noch nicht so
00:18:09: interdisziplinär unterwegs, wie wir könnten. Und das Zweite, wenn wir die Potenziale von
00:18:15: Digitalisierung und gerade auch von Modellen wie Building Information Modeling nutzen würden,
00:18:21: nutzen wollen, dann macht es keinen Sinn sequenziell nacheinander geschaltet zu arbeiten, sondern
00:18:27: alle in einem Modell und gleichzeitig und gemeinsam umoptimieren zu können. Die technischen
00:18:34: Möglichkeiten sind da und werden sich am Markt auch weiter etablieren. Das heißt, am Ende wird
00:18:40: es gar keinen Weg an einer Koppelung von Planen und Bauen mehr vorbeigehen bei den Bauwerken,
00:18:45: wo es Sinn macht. Wenn wir vielleicht noch mal einen Blick darauf wenden, wir haben es für
00:18:52: hin schon kurz angesprochen gehabt, Flutkatastrophe im letzten Jahr und auch das, was die Bauindustrie
00:18:58: dort schnell geleistet hat und auch nach wie vor noch leistet, wenn wir das aber anschließend an
00:19:04: das Thema von eben, ist das möglicherweise eben auch ein gutes Beispiel, wo man durch eine bessere
00:19:09: Vernetzung und mehr Interdisziplinarität dafür sorgen könnte, dass solche Situationen einfach
00:19:14: beschleunigter gelöst werden könnten. Ja, wir hoffen natürlich, dass wir das nicht nur anwenden
00:19:20: müssen, wenn wir Katastrophen haben, aber da ist es natürlich ein praktischer Anwendungsfall. Wir
00:19:25: wollen es auch anwenden, wenn wir Zukunftsfieger werden wollen, denn das darf ja nicht zwei Generationen
00:19:30: dauern. Vielleicht kann sich hier die Bauenindustrie auch das Beispiel von anderen Branchen mal vor
00:19:37: Augen stehen. Wenn wir ein Auto kaufen, dann sagen wir, das hat eine Farbe, das hat eine gewisse
00:19:42: Ausstattung und hoffentlich vier Räder. Und nach der Konfiguration bis zur Abholung am Werk
00:19:47: fragen wir gar nicht, was da passiert. Wir wollen eine integrierte und aus einer Hand erbrachte
00:19:53: Leistung. Ein anderes Beispiel ist, warum hat der Apple so einen großen Erfolg, weil sie Software
00:19:59: und Hardware gemeinsam gedacht haben und nicht, wie das bei Windows der Fall war, Hardware geliefert
00:20:04: und durch viele verschiedene Software die Schnittstellen noch nicht gelöst. Beim Bau ist es auch so.
00:20:09: Es macht Sinn, für komplexe Projekte das Plan und Bauen aus einer Hand zu liefern. Und eine Hand
00:20:19: bedeutet jetzt nicht der Großkonzern alleine, sondern eine Hand bedeutet immer in Tandem
00:20:23: zwischen Planer und Ausführende. Das ist ja auch etwas, was oft nicht so verstanden wird. Da heißt es
00:20:30: immer, die großen Bauindustrie-Unternehmen kommen und machen das dann alles alleine? Nein,
00:20:36: wir wollen es ja gemeinsam machen. Jeder soll hier sein Wind rausziehen. Und bei der Flutkatastrophe
00:20:42: haben wir gerade gesehen, dass die Leistung aus einer Hand auch eine wahnsinnige Schnelligkeit
00:20:46: gebracht haben. Es gibt zum Beispiel eine Lösung eines Mitgliedsunternehmens von uns, die haben
00:20:54: eine modulare Brücke entwickelt und das Thema serielles und modulare Bauen ist nichts anderes
00:21:01: als die Koppelung von Plan und Bauen und ein integriertes Design- und Bildmodell. Was aus dem
00:21:07: Werk kommt, wurde vorher geplant von dem gleichen, der es produziert und der es einbaut. Und diese
00:21:13: Brücke schafft es innerhalb von über einem Quervorschub am Ende in 20 Tagen bereit zu sein,
00:21:19: versus die 6 bis 8 Monate, wenn wir eine Autobahn sonst sperren über eine monolithische Bauweise.
00:21:25: Und das zeigt doch, dass es tatsächlich Anwendungsfälle gibt, bei denen es so einen
00:21:32: unglaublichen Sinn macht, in diese Richtung zu denken und nicht alles über einen Kamm zu scheren.
00:21:37: Nach dem Motto haben wir das schon immer so gemacht. Ich glaube, das haben wir immer schon so
00:21:42: gemacht, dieses Besitzstandswahrung ist an der Stelle kein Zukunftsmodell. Ja, ich glaube,
00:21:47: wir müssen auch weg von diesem dogmatischen Lösung A versus Lösung B. Wir müssen hinzum
00:21:51: sowohl als auch an dieser Stelle. Also wir müssen die richtige Lösung für die richtige Vorgehensweise
00:21:57: für die richtige Anwendung finden und andere parallel bestehen lassen. Sonst kommen wir auch
00:22:03: gar nicht voran, wenn wir uns immer verhaken in diesen Grundsatzdiskussionen. Vielleicht nochmal
00:22:07: so auch zum Abschluss zwei Gedanken, die mir natürlich ganz wichtig sind. Wir haben jetzt über
00:22:11: wahnsinnig viele technische und regulatorische Rahmenbedingungen gesprochen und über Möglichkeiten,
00:22:18: über Digitalisierung und KI. Am Ende, auch darüber haben wir schon gesprochen, sind in der
00:22:22: Bauindustrie wahnsinnig viele Menschen beschäftigt und unterwegs. Einige interessieren sich für die
00:22:28: Branche, die wollen da rein, einige sind da drin, einige werden praktisch rein geboren. Und trotzdem
00:22:35: hört man in der Branche ja immer, wir kriegen keine Leute, wir haben keine Leute, wir können
00:22:41: die Leute nur schwer halten. Also das ist sicherlich kein Exklusivproblem heutzutage der
00:22:46: Bauindustrie, aber auch ein großes Thema. Vielleicht nochmal so aus Verbandssicht gesprochen. Was sind
00:22:51: so die Dinge, die die Branche für Menschen spannend machen und vielleicht auch in die andere
00:22:57: Richtung? Was sind eigentlich die Hausaufgaben, die die Branche an der Stelle noch erledigen muss,
00:23:02: um aufzuholen oder auf Augenhöhe zu sein oder besser sichtbar zu sein, auch im Vergleich mit
00:23:07: anderen Branchen? Es gibt hier eine materielle und immaterielle Komponente. Die materielle Komponente
00:23:15: ist das, was wir den Menschen und den Beschäftigten in Form von Geld, in Form von Benefits, von
00:23:21: Dienstwagen und sowas bieten. Ich glaube, da sind wir schon relativ gut aufgestellt. Da brauchen
00:23:28: wir uns nicht verstecken. Wir haben sehr hohe Entgelte, die wir zahlen als Tarif, aber die
00:23:36: meisten Unternehmen zahlen auch bewusst weit über Tarif, weil sie wissen, anders kriegen sie die
00:23:42: Leute gar nicht ermuntert und selbst unser Mindestlohn, was ja immer nur die allerunterste
00:23:49: Grenze sein sollte, ist, glaube ich, einer, bei dem wir uns auch nicht verstecken sollten. Das ist
00:23:56: die materielle Seite. Die immaterielle Seite ist, dass wir als Bau lauter sagen sollen, was wir machen.
00:24:06: Wenn wir, wir sitzen alle gerade in der Wohnung, die wurde von der Bauindustrie gebaut. Wenn wir
00:24:11: morgens unsere Kinder zur Schule fahren, fahren wir über die Straße, die wurde von der Bauindustrie
00:24:14: gebaut. Wenn wir uns ein Schloss Neuschwanstein anschauen, dann wurde das von der Bauindustrie
00:24:19: gebaut. Und wenn wir fliegen und schwimmen gehen und wir können jetzt ganz viele Beispiele,
00:24:23: dann sind das alles Bauwerke, dann sind das Umgebungen, dann sind das Kieze, dann ist das, ich
00:24:28: benutze das Wort mal jetzt bewusst, dann ist das unsere Heimat. Die haben unsere Unternehmerinnen und
00:24:33: Unternehmer gebaut, gestaltet und werden die auch in die Zukunft führen. Es gab einen Bauingenieur,
00:24:38: der hat im Rahmen unserer vielen Videoprojekte mal gesagt, er schafft etwas, was dauerhaft bleibt.
00:24:45: Und das ist genau das Spannende. Wir machen sowohl die großen Landmarks als auch die kleinen,
00:24:52: praktischen, funktionellen Gebäude und Infrastrukturen, die uns das Leben so einfach
00:24:57: machen, wie wir es heute kennen. Und das ist eine wahnsinnige Begeisterung. Mit dieser Begeisterung
00:25:01: müssen wir spielen. Gleichzeitig müssen wir auch als Branche und da arbeite ich als Verband
00:25:06: unglaublich gerne daran, auch die Auftrag Geber zu ermuntern, mehr in diese Themen Innovationen,
00:25:13: mehr in die Themen künstliche Intelligenz, mehr in die Themen Robotik zu gehen. Denn auch hier hat
00:25:17: die Bauindustrie, weil sie eben noch so traditionell geprägt ist, ein wahnsinniges Potenzial.
00:25:23: Wir können hier unglaublich viel heben und dieses Bauern auch für denjenigen, der der arbeitet,
00:25:29: interessant macht. Es ist ja gar nicht mehr so, dass man heute im Reisbrett über die Baustelle
00:25:32: läuft. Wir sind alle ausgestattet mit ihren iPads. Wir reden schon über fergesteuerte Baumaschinen.
00:25:38: Wir sind dabei, autonome Baumaschinen in den Bauwerken, aber auch in den Bauffälldern zu testen
00:25:46: und auch teilweise schon einzusetzen. Wir planen und machen Baufortschlussdokumentation, Standard,
00:25:52: mit Drohnen. Da geht gar nichts mehr dran vorbei. Wir machen das auch in der Zustandserfassung.
00:25:57: Es gibt, wie Sie selbst gesagt haben, schon so viel, was wir tun. Das müssen wir rausstellen
00:26:02: und da müssen wir begeistern. Ich glaube, dann haben junge Menschen auch richtig Lust,
00:26:06: bei uns mitzumachen. Ich glaube, dieses Thema Tour Gutes und Rede darüber, das haben die
00:26:10: Christian und ich schon ganz aus dem Podcast angesprochen, ist da ganz, ganz wichtig. Oder
00:26:14: auch das Thema wording. In anderen Branchen wird alles als Manager und was weiß ich, was
00:26:20: betituliert. Wenn wir einen gut ausgestatteten aktuellen Bagger haben mit einem GPS-Steuerungssystem,
00:26:27: dann ist das nicht mehr nur noch ein Baggerfahrer, sondern ist das ein High-Tech-User eines Großgerätes.
00:26:32: Den könnte ich auch so bezeichnen. Oder ich könnte den Earthwork-Manager nennen. Das ist
00:26:38: jetzt sehr satirisch gemeint. Aber ich glaube auch manchmal bin ich feste Bezeugung und könnten
00:26:42: wir unser Licht ein bisschen weniger an den Schäfeln stellen. Die Bescheidenheit finde ich immer
00:26:45: sehr sympathisch. Es ist für mich auch ein ganz großes Argument in der Bauindustrie,
00:26:49: die Leute reinziehen zu können. Die haben gesagt, da hast du mit echt netten Leuten zu tun im Schnitt.
00:26:54: Also würde ich jetzt einfach mal behaupten. Das hören wir ja auch von fast allen Start-ups oder
00:27:00: Quereinsteigern, mit denen wir im Podcast sprechen. Die sagen immer, diese ehrliche, zuverlässige Art,
00:27:06: dass ich auch mit denen nach der Arbeit gern mal noch eine Frickadelle aus Fleisch oder Vegan, mir
00:27:12: egal, und ein Bier oder eine Cola trinken kann. Das ist ja auch diese Romantik der Bauindustrie.
00:27:18: Ich sage es immer wieder, Christian kennt das Bild. Die Start-ups, die spielen dieses Bild jetzt
00:27:23: mit ihrem Pizza-Bestellung in ihr Start-up-Loft. Das ist in der Bauindustrie ganz normal. Ich weiß,
00:27:29: wie ich da wiederholen mich ganz oft mit diesem Thema. Aber einfach tue Gutes und rede darüber,
00:27:34: ist glaube ich ganz wichtig bei der Bauindustrie. Und das ist genau das, was Sie sagen. Wir haben
00:27:38: den Hightech-Job, aber wir haben natürlich auch den Hands-on-Job. Also wenn die Mitarbeiter am
00:27:45: Asphaltfertiger, die machen natürlich einen Knochen-Job. Und da gibt es ganz viele bei uns
00:27:51: in der Branche. Und dann gibt es natürlich, ich sage mal, die App-Entwickler und die Data-Scientists,
00:27:58: die im Backoffice genauso wichtig sind, damit das alles Hand in Hand läuft, um die Nutzung auch von
00:28:05: neuen digitalen Methoden auch auf die Baustelle zu bringen. Es sind einfach zwei Welten, vielleicht
00:28:10: vermeintlich von außen, die ihrem Bau aber immer nenn zusammengehören. Ja, und das ist doch eigentlich
00:28:16: das Spannende. Das ist die ganze Welt in einer Branche oder manchmal in einem Unternehmen abgebildet.
00:28:20: Und ich fand auch sehr schön dieses Bild, das kommt mir auch aus dem Herzen im Grunde. Der Bau wird
00:28:27: immer dann thematisiert, wenn wir ihn kritisieren wollen. Also die Straße, die kaputt ist,
00:28:32: die bemerken wir und darüber reden wir und sagen, hast du das gesehen, die ist kaputt. Aber wir
00:28:36: benutzen sie 99,9 Prozent des Tages völlig klaglos und freuen uns, dass wir von A nach B kommen.
00:28:42: Unser Gebäude, wenn das Dach durchleckt, da regen wir uns auf. Aber wir leben in unseren
00:28:49: Häusern den ganzen Tag und sind beschützt von Wind und Wetter und Witterung. Und wir wertschätzen
00:28:55: das viel zu wenig. Und ich glaube, das immer mal wieder in den Vordergrund zu stellen. Wir stehen
00:29:00: da und wir freuen uns über unsere tollen Autos und reden darüber, wie toll das Auto ist und fährt.
00:29:04: Da stehen Gruppen von Menschen zusammen und begeistern sich. Wir müssen diese Begeisterung
00:29:10: wirklich übertragen, auch auf unsere Gebäude, auf die Bauwerke, auf diese Dinge, die wir da haben
00:29:14: und die etwas mehr wertschätzen, etwas mehr wegkommen von dieser kritischen Haltung, wo wir
00:29:19: immer nur auf die Dinge schauen, die nicht funktionieren. Also da kann die Branche, glaube ich,
00:29:24: zulegen. Und das zweite ist, sie hat eben einfach auch Jobs mit Sinn. Wenn man jetzt mal junge Leute
00:29:29: nimmt, die in die Branche gehen, ich glaube, man kann schon dafür begeistern, dass man etwas tut,
00:29:34: was sichtbar bleibt und was nachhaltig bleibt und wo man selber ein Stück an einer besseren
00:29:40: Zukunft mitbauen kann. Und ich glaube, das ist auch gerade für die jüngere Generation zunehmend
00:29:44: wichtiger. Wir haben gerade in einem Podcast-Folgen noch nicht ausgestrahlt, ist mit jungen Schülern
00:29:51: gesprochen, die an einem Schulprojekt zum Thema Mobilität mitwirken in Hamburg an einer
00:29:56: Veränderung der Bahn. Und da hat man also auch junge Leute begeistert für so ein Thema, weil sie
00:30:04: mitgestalten können und weil sie sagen, da finde ich mich wieder. Und ich habe früher noch nie gedacht,
00:30:09: dass ich mich mal für diese Branche interessieren könnte, aber vielleicht lande ich damals so.
00:30:13: Also diese Stories, die müssen wir, glaube ich, intensivieren und fördern. Und da sind, glaube
00:30:18: ich, auch hier alle Hörerinnen und Hörer in den Unternehmen gefordert, das vor Ort und regional
00:30:24: zu machen. Das ist leider etwas, das kann man zentral fördern und unterstützen. Das muss man aber
00:30:30: dann regional am Ende auch immer wieder umsetzen und vor Ort leben und mit Leben erfüllen.
00:30:36: Und wie Sie sagen, das Begeistern entsteht ja dadurch, durch das Bewusstmachen und vor allen
00:30:42: Dingen durch das Bewusstmachen auch von den vermeintlich einfacheren Tätigkeiten, die eben nicht
00:30:48: so trivial sind, wenn wir die selber versuchen. Also jeder, der mal damals noch in Studentenzeiten
00:30:52: versucht hat, seine eigene Wohnung zu tapizieren, ist daran verzweifelt. Jeder, der dann mal einen
00:30:57: Schritt weitergegangen ist und hat gesagt, okay, ich betätige mich mal im Trockenbau und versuche
00:31:00: meine eigene Wand einzureißen und wieder aufzustellen, der war vielleicht noch verzweifelt
00:31:04: und jetzt bauen sie mal Stuttgart 21. Also das ist wirklich etwas, was wir mit hoher
00:31:10: Ingenieurleistung auf der einen Seite und wirklich mit starkem Anpackung und großen
00:31:15: Pragmatismus auf der anderen Seite tagtäglich auf den Baustellen unter Beweis stellen. Und ich
00:31:19: sage mal im Jugendlichen Leitsinnigkeit, das ist geil. Also ich brauche von Ihnen noch ein
00:31:25: Rat zum Schluss. Meine neunjährige Tochter, ja, die ist natürlich von mir auch ein bisschen
00:31:29: vorbeeinflusst. Aber unterstellen wir mal, sie hört auf den Vater nicht, wie das ja manchmal so ist.
00:31:35: Was sage ich denn der in welcher, wenn die jetzt mal, naja, sagen wir mal in zehn Jahren soweit ist,
00:31:41: dass sie sagt, ich will jetzt studieren und ich will irgendwo dahin, was sage ich denn der in
00:31:45: welcher Branche sie dann eintritt. Wie sieht die Bauindustrie dann aus? Ja, die soll auf jeden
00:31:50: Fall die Bauindustrie und dann bitte auch in den Verband, weil wir brauchen weibliche Führungskräfte.
00:31:53: Sehr gut. Vielleicht ist das ein gutes Schlusswort, Herr Böller. Wir danken sehr, sehr herzlich für
00:31:59: die vielen Ausblicke in die Zukunft und freuen uns, wenn wir auch den Dialog mal fortsetzen können,
00:32:05: denn ich glaube, die Entwicklung gehen deutlich schneller als die Zeiträume, die dann irgendwo
00:32:10: auch in den Gesetzen drin stehen. Da wird viel passieren, viel passieren müssen. Das macht die
00:32:15: Branche auch spannend, weil sie einfach in Bewegung sein wird. Ganz herzlichen Dank für diesen tollen
00:32:20: Start ins Jahr. Ja, ich bedanke mich bei Ihnen. Hat mir sehr viel Spaß gemacht. Vielen Dank. Vielen
00:32:26: Dank auch von meiner Seite. Einen guten Start ins Jahr und bleiben Sie gesund. Das wünschen wir uns ein.
00:32:33: Vielen Dank an Sie und Euch fürs Zuhören bei Zukunft Bauen, dem Zukunftspodcast für die Bauindustrie.
00:32:42: Wenn Euch der Podcast gefällt, würden wir uns über eine Bewertung freuen und natürlich darüber,
00:32:46: wenn Ihr den Podcast bei einem Podcast Provider Eures Vertrauens abonniert.
00:32:50: Wir freuen uns auf ein Wiederhören. Bis bald.
00:32:54: [Musik]