#075 | Dr. Rainer Fauth, CG Elementum, Nachhaltige Energiekonzepte
Shownotes
In dieser Folge sprechen wir mit Dr. Rainer Fauth. Er ist in der tec2green GmbH, einer Tochter der ecobuilding AG, als Leiter Nachhaltigkeit und Energiekonzepte beschäftigt und führt ein Team aus Spezialisten für Nachhaltiges Bauen und Energiedesign. Herr Dr. Fauth spezialisierte sich nach seinem Wirtschaftsingenieur- und Bauingenieurstudium in Leipzig und Edinburgh, Großbritannien, auf das Nachhaltigkeitsmanagement in Großprojekten. Er beriet Bauherren und Planer zum Nachhaltigen Plauen und Bauen und führte Nachhaltigkeitszertifizierungen nach DGNB und LEED durch. An der Universität der Bundeswehr München setzte er sich wissenschaftlich mit dem Themenfeld auseinander und promovierte im Jahr 2017. Nach der Promotion stieg er in die Projektentwicklung ein und wechselte damit im Projektgeschäft auf die Bauherrenseite.
Themen in der Folge
- Der Weg zum Thema Nachhaltigkeit und Energie
- Dr. Rainer Fauth, CG Elementum
- Vorausschauende Energiekonzepte
- Quartiersbetrachtung – dezentrale Konzepte mit erneuerbarer Energie
- Einsparpotentiale oft unterhalb der Fernwärmepreise
- Trends – Potenzial von Photovoltaik – Materialökologie, Baustoffe
- Windenergie, Erdgasdekarbonisierung, Wasserkraft
- Hindernisse für nachhaltige Energieprojekte: Genehmigungen, Finanzierung, Regulatorik (EU-Taxonomie, CSRD, etc.)
- Energieautarke Quartiere vs. Gesamtbetrachtung
- Lösungsmix: Einfachheit , pragmatische Lösungen, neue Technologien
- Erreichen der Klimaschutzziele gelingt nur mit erneuerbaren Energien
- Zertifizierung für Transparenz und Vergleichbarkeit
- Ausblick: Finanzierung, Förderung, Zuversicht
In dieser Folge
Dr. Rainer Fauth auf LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/dr-rainer-fauth-5b4790159/
Hosts und Podcast
Website: Christian Haak
Website: Martin Ferger
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00:00:00: Moin aus Hamburg und Siegen und herzlich Willkommen zu unserem Podcast für die Bauindustrie
00:00:13: "Zukunft bauen" dem Zukunftspodcast für alle die sich für die Zukunft von bauen und
00:00:19: Leben interessieren. Wir sind Martin und Christian und wir werfen in diesem Podcast einen Blick
00:00:26: auf die Zukunftsentwicklungen von Branche, Technologie und Lebenswelt. Es wird dabei um die Veränderung
00:00:33: der Baubranche gehen und darum, was dies für uns und für die Unternehmen der Branche bedeutet.
00:00:38: In der heutigen Folge sprechen wir mit Dr. Rainer Faut. Er ist in der Tech2Green GmbH,
00:00:45: einer Tochter der EcoBuilding AG, als Leiter für Nachhaltigkeit und Energiekonzepte tätig und
00:00:54: führt dort ein Team aus Spezialisten für nachhaltiges Bauen und Energie-Design. Dr. Faut
00:01:00: spezialisierte sich nach seinem Wirtschaftsingenieur und Bauingenieurstudium in Leipzig und
00:01:05: Edinburgh, Großbritannien auf das Nachhaltigkeitsmanagement in Großprojekten. Er beriet Bauherren
00:01:11: und Planer zum nachhaltigen Bauen und Planen und führte Nachhaltigkeitszertifizierungen nach
00:01:18: DGNB und LID durch. An der Uni der Bundeswehr in München setzte er sich wissenschaftlich mit
00:01:25: dem Themenfeld auseinander und promovierte dazu im Jahr 2017. Danach stieg er in die
00:01:33: Projektentwicklung ein und wechselte damit im Projektgeschäft auf die Bauherrnseite.
00:01:38: Heute wollen wir uns mit ihm darüber austauschen, wie der Stand nachhaltiger Energiekonzepte ist,
00:01:45: wo sie Sinn machen, wie es funktionieren kann, welche Hürden es gibt und vielleicht gibt es auch
00:01:52: einen kleinen Ausblick in die Zukunft. Wir springen rein in das Gespräch mit Dr. Rainer Faut.
00:01:58: Ja, hallo Rainer, schön, dass du heute da bist. Hallo Martin. Ja, hallo Christian, hallo Martin.
00:02:05: Vielen Dank für die Einladung. Hallo Rainer, schön, dass du da bist und wir heute über deine
00:02:10: Themen sprechen können. Rainer, springen wir gleich ins kalte Wasser und fangen wir mal in der großen
00:02:17: Geschichte an. Du bist Experte heute für das Thema Nachhaltigkeit und nachhaltige Energiekonzepte.
00:02:25: Jetzt interessiert uns natürlich zunächst mal, wie wird man das, wie kommt man in diese
00:02:32: Richtung hinein, was hast du studiert, warum hat dich das interessiert, warum hast du es dann
00:02:38: in deiner Promotion vertieft und was machst du heute genau damit? Nimm uns mal mit auf die Reise.
00:02:44: Ja, das ist eine gute und schöne Frage. Ich habe gestartet mit einem Wirtschaftsingenieur-Waste
00:02:52: Studium Richtung Bau und bin dann zur Universität gewechselt, habe promoviert, habe im Bereich
00:03:01: Nachhaltigkeitsanalyse von Bauwerken promoviert am Lehrstuhl für Baubetrieb in München und hatte
00:03:10: in dem Zusammenhang immer sehr viel zu tun mit Nachhaltigkeitsthemen von Bauwerken, sei es
00:03:17: jetzt auf Gebäudesseite oder auf Gebäudetechnikseite, insbesondere auch im Baubetrieb, also wie man die
00:03:24: Abläufe gestaltet und fand das Thema sehr spannend. Damals gab es für mich die Möglichkeit,
00:03:31: im Rahmen der Nachhaltigkeitsberatung auch an Großprojekten teilzunehmen. Also wir haben
00:03:38: Nachhaltigkeitszertifizierungen gemacht, beispielsweise von der GFK-Fürmenzentrale in
00:03:43: Nürnberg oder von dem Bikini Berlin am Kufhürstendamm. Und das war eine sehr spannende Zeit,
00:03:49: weil man da in die Großprojekte kam, weil man gesehen hat, wie komplex das Bauwesen ist,
00:03:54: wie viele verschiedene Beteiligte da ineinandergreifen müssen, damit ein Bauwerk entsteht und wie
00:04:00: vielschichtig eigentlich die Nachhaltigkeit ist. Bei vielen schwebt das Thema CO2 vor oder vielleicht
00:04:08: auch natürliche Materialien, Holzbaumaterialien, aber in Summe ist Nachhaltigkeit natürlich viel,
00:04:15: viel mehr. Es geht natürlich auch um wirtschaftlichkeits- themen, langfristige wirtschaftlichkeits-
00:04:20: themen, also über den Lebenszyklus hinaus. Es geht um die Atmosphäre, es geht um sehr viele Themen,
00:04:28: die in so einer Nachhaltigkeitszertifizierung behandelt werden, verarbeitet werden. Und das
00:04:35: weidet natürlich den Blick und das Interesse und hat aber dann bei mir auch zu dem Wunsch geführt,
00:04:43: einfach diese Themen auch aktiver gestalten zu können. Jetzt muss man sich vorstellen,
00:04:49: was ist eigentlich so ein Zertifizierungsgeschäft? Letztendlich ist es so, dass die großen
00:04:54: Projektentwickler und die großen Bauherren manchmal auch Architekturbüros sich Spezialisten
00:05:00: reinholen, die dann die Frage stellen, ist das jetzt leadkonform oder DGNW-konform, also
00:05:07: eben konform für so ein Zertifizierungssystem, so wie wir es geplant haben und was müssen wir tun,
00:05:14: damit es nachhaltiger ist, beziehungsweise eben nach lead oder DGNW ein Gold- oder Platin-Status
00:05:21: erfährt. Das heißt, also da kommt also jemand auf einen zu mit einer relativ konkreten Aufgabenstellung
00:05:29: und man versucht dann Optimierungsansätze zu finden und das Spannende ist natürlich, wenn man,
00:05:35: wenn man Hebel findet, die dann doch bei der Nachhaltigkeit richtig was bewegen können und
00:05:45: das war für mich dann die Intention auch, das weiterzuentwickeln, das Ganze. Also man merkt
00:05:52: sofort, das Thema hat dich in sich reingesogen, kann man fast sagen, über das Studium und du
00:05:58: hast es ebenso im Nehmensatz gesagt, es ist so eine ganze Welt und im Grunde ist es ja auch so,
00:06:05: wir haben ja bei unserem Podcast eben auch so den Gesichtspunkt, wir wollen uns mit der Lebenswelt
00:06:10: der Zukunft beschäftigen und ich glaube, das macht auch ein Stück weit, das höre ich so jetzt auch
00:06:15: bei dir heraus, diese Faszination für diese Themen aus, dass man im Grunde genommen sich mit der
00:06:21: ganzen Welt, die uns umgibt, in einer ganzheitlichen Betrachtung beschäftigt, auch wenn man vielleicht
00:06:27: temporär dann immer mal den Fokus auf den einen oder anderen Bereich mit Schwerpunkt legt und das
00:06:32: wollen wir doch jetzt in unserem Gespräch nochmal etwas vertiefeln und auseinandernehmen, sodass
00:06:37: unsere Zuhörerinnen und Zuhörer vielleicht auch noch besser verstehen können, was da an Themen
00:06:43: drin steckt, wie diese Themen funktionieren, was man da im Moment so macht, was so der Stand auch
00:06:48: des Denkens und Handelns ist und auch die Frage natürlich, wo das Ganze hingeht und vielleicht
00:06:54: haben wir ja auch den einen oder anderen Zuhörerinnen und Zuhörerinnen, die sagen, Mensch, was will
00:06:59: ich denn mal beruflich machen, wo kann es mich denn mal hinziehen und noch mit dem Fragezeichen
00:07:03: durch die Welt laufen und vielleicht kann das auch ein Thema sein, dass den einen oder anderen
00:07:09: ja anzündet, so wie es dich offensichtlich angezündet hat. Martin oder was denkst du?
00:07:15: Ja, auf jeden Fall, Reiner, du hast ja erläutert, dass du gerade auch im beratener Tätigkeit
00:07:20: während und nach der Promotion dich auch mit dem Thema vor allen Dingen Zertifizierung und Co
00:07:24: beschäftigt hast. Jetzt steht ja aktuell auf deiner Visitenkarte Leiter Nachhaltigkeit und
00:07:30: Energiekonzepte. Was heißt das denn konkret? Was sind jetzt so deine Aufgabengebiete in deinem
00:07:36: alltäglichen Doing? Was sind deine Beiträge zu den Projekten, die ihr habt?
00:07:44: Vielleicht in der Ergänzung auch nochmal zwei Gedanken dazu. Was macht das Unternehmen,
00:07:49: in dem du gerade tätig bist? Vielleicht nimmst du auch nochmal uns und die Zuhörerinnen mit in
00:07:56: die Unternehmenswelt, in den Kontext, in dem du da jetzt tätig bist. Ja, sehr gerne. Also nachdem
00:08:04: ich dann im Beratungsgeschäft war und dann auch zu der Entscheidung kam, mehr Einfluss nehmen zu
00:08:11: möchten in die wesentlichen Entscheidungen zur Nachhaltigkeit einerseits und andererseits auch
00:08:18: das Thema Energie zu forcieren. Also aus dem vorherigen Geschäft war meine Tätigkeit sehr
00:08:25: häufig damit verbunden, energetische Optimierung und zu finden Gebäude zu simulieren. Also ich
00:08:30: habe Simulationsmodelle gemacht für große Projekte auf stündlicher Basis, um das Gebäude
00:08:36: in einer Energiebilanz ideal auszuarbeiten. Und genau das hat mich angetrieben. Das war so ein
00:08:45: wesentlicher Punkt, weil es in der Zertifizierung häufig einen eher dokumentatorischen Charakter
00:08:51: hat und bin dann eben zu einem Projektentwickler gegangen. Also einen großen Projektentwickler,
00:08:58: das ist die Krönokruppe mit ihren Tochtern und Schwestergesellschaften CGLementum und
00:09:04: EcoBuilding AG. Wir haben 600 Mitarbeiter, ungefähr 80 Projektentwicklung und 6 Milliarden
00:09:11: Projektentwicklungsvolumen. Also das sind richtig große Projekte, Quartiersprojekte,
00:09:15: also teilweise kleine Stadtteile in der Stadt, also in der Regel sind das innerhalb dieser großen
00:09:22: Städte da ganz areale, die wir gestalten. Und gerade bei solchen großen arealen hat man,
00:09:30: was die Energie betrifft und die Nachhaltigkeit betrifft, natürlich sehr, sehr großen Einfluss und
00:09:34: sehr großes Potenzial und Gestaltungs, Gestaltungsmöglichkeiten. Und das hat mich natürlich
00:09:39: sehr gereizt und die Krönokruppe und jetzt neu mit der EcoBuilding AG, die hat also vor einigen
00:09:48: Jahren schon also einen sehr starken Fokus Richtung Nachhaltigkeit aufgestellt und Spezialisten
00:09:56: gesucht, die genau dieses Thema voranbringen. Und da war es mir eben auch möglich ein eigenes
00:10:04: Team aufzubauen, dass wir Energietesign neu denken, dass wir starten in unserem Quartier in ganz
00:10:13: frühen Phasen Potenzialanalyse zu machen und alle möglichen Energieversorgungsformen abzugleichen,
00:10:20: um zu sehen, was ist eigentlich möglich, was kann der Maßanzug sein aus energetischer Sicht,
00:10:26: um so viel regenerative Energien einzubringen, als auch umweltwärme Potenziale zu nutzen.
00:10:33: Weil das ist nämlich genau diese Hebel im Klimawandel. Wir müssen versuchen, wegzukommen von
00:10:41: den fossilen Energien, was ja auch als, als seitens diskutiert wird aktuell. Aber das bedeutet
00:10:46: eben, dass wir Grundstück für Grundstück suchen müssen nach den Potenzialen. Die sind eben sehr,
00:10:51: sehr unterschiedlich. Mal habe ich Grundwasser, mal habe ich Schutzgebiete, die ich berücksichtigen
00:10:58: muss. Mal ist der Sonnenstand ideal. Also bei jedem Projekt sind verschiedene Potenziale und das
00:11:04: in ganz frühen Phasen so zu analysieren, dass das auch in der Projektentwicklung in den frühesten
00:11:10: Konzepten Berücksichtigung findet und auch in der frühesten Positionierung des Projektes aufgegriffen
00:11:16: werden kann, sodass es auch wirklich ein nachhaltiges Projekt von A bis Z werden kann. Das funktioniert
00:11:24: natürlich idealerweise, wenn man mit Experten in Haus arbeitet und somit Quartier für Quartier
00:11:30: mit den eigenen Tools und Techniken analysiert. Und das ist das, was ich im Fokus für die
00:11:38: EcoBuilding AG2, das bezieht sich jetzt aber nicht nur auf Energie. Also wir beschäftigen uns auch
00:11:44: mit Materialspezialisten, Industriedesignern, mit Baustoffen, Konstruktionen und mit Emissionen an
00:11:55: die Raumluft. Das ist eben auch so ein Thema, was sehr, sehr wichtig geworden ist, dass eine
00:12:01: gewisse Kreislaufgerechtigkeit oder Kreislauffähigkeit gegeben wird, weil wir eben mit gutem
00:12:09: und gesunden Materialien arbeiten. Also wenn man das so hört, wird ja nochmal deutlich, dass
00:12:15: gerade beim Stichwort Quartier vielleicht nicht die ganze Welt, aber doch ein guter Teil der Welt
00:12:21: abgebildet wird im kleinen Maßstab, wenn man so will. Also ganz komplexes, lebendes Gebilde,
00:12:27: sehr systemisch miteinander verbunden und wahrscheinlich sehr komplex die ganzen Zusammenhänge
00:12:35: dann nicht nur zu verstehen, sondern sie am Ende auch zu beeinflussen und zu steuern. Klingt sehr
00:12:42: spannend. Wie viele Einflussmöglichkeiten haben wir denn da zum herkömmlichen, zur herkömmlichen
00:12:48: Vorgehensweise, wo man wahrscheinlich früher gesagt hat, wir bauen da ein Quartier hin. Punkt.
00:12:54: Sehr viele Möglichkeiten bestehen schon allein damit, dass man sich mit der Nutzung auseinandersetzt.
00:13:01: In frühen Phasen sind ja selbst die Nutzungen noch offen. Also häufig wird ein Quartier erst mal von
00:13:10: der Kupatur her beplant, dass man sagt, das sind die baubaren Grenzen und dann kann man
00:13:16: Nutzungskonzept entwickeln und Nutzungen können sich jetzt energetisch gegenseitig befruchten
00:13:22: oder vielleicht auch manchmal stören. Und wenn man schon frühzeitig versucht, sagen wir als
00:13:28: Spezialisten von der Nachhaltigkeit unsere Sichtweise, unsere energetische Gesichtweise,
00:13:33: den Projektentwickler nahezu bringen, dann ist das schon mal ein Mehrwert. Das heißt natürlich
00:13:37: nicht, dass unsere alleinige Sichtweise zum Erfolg führen wird. Natürlich wird es auch noch andere
00:13:44: Sichtweisen geben müssen, die dann eher städtebaulicher Natur sind oder die dann aus
00:13:51: Wirtschaftlichkeitssicht Sinn machen. Aber wichtig ist eben, dass diese Perspektive frühzeitig
00:13:56: eingebracht wird. Und genau dafür ist es natürlich hilfreich, wenn man die Komplexität
00:14:02: abbilden kann, modellieren kann oder simulieren kann. Und deswegen haben wir Tools teilweise
00:14:09: selbst entwickelt. Teilweise benutzen wir Software, mit denen wir Nutzungsprofile übereinanderlegen
00:14:15: können, stündlich simulieren können und sehen können, wie es eigentlich die Auswirkungen in
00:14:20: so einem Quartier auf energetischer Sicht und was sind eigentlich die idealen Kombinationen und was
00:14:25: könnte man erst mal als vorrangiges Nachhaltigkeitsziel verfolgen oder zumindest zur Diskussion
00:14:31: stellen? Wenn man Rainer jetzt so sprechen hört, also mir geht es zumindest so, dann wird man ja auch
00:14:36: ein bisschen traurig und leicht säuerlich, wenn man denkt, dass ich meine normalen Presse, ich sage
00:14:42: mal Tagesschau und Co. beim Thema Nachhaltigkeit und nachhaltige Gebäudebestände eigentlich nur
00:14:48: über die Dicke der Dämmung und den Austausch der Gasheizung durch andere Systeme gesprochen wird.
00:14:56: Aber das im Prinzip, das eigentlich gedanklich früher anfängt, also Nutzung in einandergreifen
00:15:02: verschiedener Nutzungen. Wer imitiert Wärme, wer kann sie aber gebrauchen, wer braucht sie wann.
00:15:08: Also, dass da eigentlich viel mehr Hirnschmalz und Konzept hintersteht als die Rainer Hardware.
00:15:13: Und daran merkt man einfach wie meines Erachtens so oft auch kurz gespungen die Diskussion allgemein
00:15:19: geführt wird, weil da steckt viel viel mehr hinter. Absolut, die Wärme wendet der Vergangenheit hat in
00:15:27: die richtige Richtung gezeigt, glaube ich. Also klar, wir mussten uns frühzeitig Gedanken machen,
00:15:32: wie wir Energie einsparen, wie wir Wärmeverluste vermeiden. Ich meine die Energie, die wir nicht
00:15:38: verlieren an die Umwelt, ist natürlich erstmal eingespart und vorhangig wichtig. Aber es gibt
00:15:46: einfach einen Punkt an dem, glaube ich, zu weit gegangen wird. Also momentan planen wir Kf40-Gebäude,
00:15:51: das ist so der einer der höchsten Standards, die zurzeit realisierbar sind. Und da sind dann 30
00:15:58: bis 40 Zentimeter Dämmung teilweise eingeplant. Und an der Stelle sehe ich einfach, da passt
00:16:04: dann Aufwand und Ertrag nicht mehr zueinander, auch energetischer Ertrag, sage ich mal,
00:16:10: oder Einsparung. Sondern da müsste man eigentlich viel komplexer denken und versuchen vor allen Dingen
00:16:16: die Gebäudeanlagentechnik viel detaillierter, spezifischer und standortabhängiger abzubilden.
00:16:25: Es gibt in der Regel so eine einfache oder es gibt eine Nachweisführung für die Gesetzgebung nach
00:16:31: Gebäudeenergie gesetzt, das ist dann die DIN 18599. Da wird standardmäßig eine Art Minisimulation
00:16:39: durchgeführt. Aber das ist immer wenig spezifisch für das Projekt. Und wir sehen einfach an diesen
00:16:45: großen Quartieren, wo einfach so viele Gebäude zusammenwirken, wo wir auch versuchen,
00:16:49: Wärmenetze, Nackheldenetze und Umweltnetze zu planen. Also sozusagen Energienetze,
00:16:55: die für den Ausgleich sorgen, da reicht das nicht. Da müssen wir natürlich viel spezifischer an die
00:17:03: Sache herangehen und vor allen eben versuchen auf Simulationsbasis, da unsere energetisches Urteil
00:17:11: abzuleiten. Und ich glaube, dann können wir auch tatsächlich richtige Vorteile heben, nicht nur
00:17:17: sagen wir mal für die Umwelt, sondern auch Kostenvorteile, weil letztendlich, wenn wir mit regenerativen
00:17:23: Energien arbeiten und das zeigen eigentlich täglich unsere Berechnungen, dann sparen wir Mittel und
00:17:28: langfristig auch viel Geld ein. Und das ist eigentlich auch das, was dann zu den Bauherren und
00:17:34: die Nutzer überzeugt. Kann man das so über den groben Daumen sagen im Verhältnis zur herkömmlichen
00:17:42: Bauweise, was lässt sich einsparen? Ich weiß, das kann keine seriöse Zahl sein, wenn es überhaupt
00:17:48: eine gibt jetzt hier, aber dass wir mal über die Größenordnung reden. Das ist natürlich immer
00:17:54: sehr davon abhängig, welche Umweltpotenziale bei unseren Quartieren vorliegen in idealen Gebieten.
00:18:04: Also wir haben beispielsweise Grundstücke in München. Da ist das Grundwasser sehr nah,
00:18:10: also sehr gut förderbar, nutzbar und mit wenig Aufwand einfach als Energiequelle einplanbar.
00:18:18: Und da sind wir von den Kosten her meistens deutlich unterhalb der Fernwärmepreise, also eine typische
00:18:28: Referenzgröße. Es ist die städtische Fernwärme, die meistens ja noch aus konventionellen Fossilen
00:18:34: Energien gewonnen wird. Es gibt viele Städte, die nutzen, sagen wir mal, Industrieanlagen,
00:18:40: Abwärme oder die nutzen auch teilweise Müllverbrennungsanlagen, um die Fernwärme sauberer darzustellen,
00:18:48: aber häufig stecken nicht wirklich viele regenerative Energien dahinter. Das wird sich in
00:18:53: Zukunft ändern, aber im Moment ist es noch so, dass die meistens mit sehr vielen fossilen Energien
00:18:59: betrieben wird. Und wenn wir es schaffen, mit unseren dezentralen und neuerbaren Konzepten günstiger zu sein
00:19:05: als die Fernwärme, und das gelingt uns in vielen Projekten, dann haben wir schon sehr viel gewonnen.
00:19:11: Wenn man jetzt mal sich anschaut, es gibt ja viele Dinge, die man so liest, was es an
00:19:18: Möglichkeiten gibt. Welche sind denn die Trends, die du so beobachtest an Möglichkeiten in dem Bereich,
00:19:24: zum Bereich der nachhaltigen Bauweisen, im Bereich des nachhaltigen Bounds? Was sind so die Trends?
00:19:32: Es gibt viele Trends, die Richtung erneuerbare Energien gehen, was ich eben angesprochen habe,
00:19:41: und da natürlich Fotovoteikspieler eines der wichtigsten Rollen. Im Endeffekt kann man Fotovoteik
00:19:49: ja nicht nur als klassische Aufdachanlage in die Projekte einplanen, sondern auch als
00:19:55: Indachsysteme. Das heißt, da vereint man dann die schützende Dachfunktion mit dem Fotovoteikmodulen.
00:20:03: Also eine sehr elegante Methode, die sich auch in vielen Projekten lohnt, bis zu versaden Fotovoteik.
00:20:12: Also das Thema Fotovoteik ist ein ganz dominierendes Thema und auf jeden Fall ein Trend. Und da gibt es
00:20:17: auch sehr viele verschiedene und sehr attraktive Systeme am Markt. Die Herausforderung bei der
00:20:24: Fotovoteik und bei diesem Trend ist es, diesen Strom, den wir gewinnen, auch tatsächlich selbst
00:20:30: zu nutzen. Für die Treibhausgasbilanz reicht es häufig, wenn wir einspeisen. Dann kann man sich
00:20:35: die Emission gut rechnen und nach außen hin dargestellt hat das Projekt eine ganz gute Emissionsbilanz.
00:20:41: Aber wirtschaftlich und interessant wird es erst dann, wenn man die Fotovoteikerträge auch selber
00:20:48: nutzt. Und das setzt wiederum voraus, dass wir Profile haben, die zu den Erträgen passen und
00:20:59: dass wir eine entsprechende Anlagentechnik konstruieren, die eben Strombasiert arbeitet. Und da
00:21:04: wird es dann schon wieder kompliziert und da geht dann die konzeptionelle Arbeit los. Aber das ist
00:21:10: auf jeden Fall ein Trend. Es gibt natürlich neben diesen Fotovoteik und erneuerbaren Systemen viele
00:21:16: Trends hinsichtlich Material, Ökologie und Baustoffe. Also Baustoffe bekommen jetzt zunehmend in allen
00:21:26: möglichen Varianten ihre Ökobilanzen. Und anhand dieser Ökobilanzen kann man natürlich sehen,
00:21:31: wie ist die Emissionsbilanz, wie ist die Treibhausgaswirkung dieser Baustoffe und damit,
00:21:38: wenn man bilanziert, bekommt man natürlich ein viel besseres Gefühl und eine viel bessere Datengrundlage,
00:21:44: um zu sehen, ob es jetzt ein Klima schonende Bauweise ist oder nicht. Also da hat sich natürlich in den
00:21:50: Jahren viel getan. Und da muss man natürlich auch sagen, dass die Zertifizierungssysteme um hier
00:21:55: nochmal den Bogen zu spannen, auch eine wichtige Grundlagen arbeiten in der Vergangenheit geschaffen
00:22:00: haben. Weil die haben die Ökobilanzen zur Bewertung gemacht und, sag mal, in der Breite eingeführt und
00:22:07: mittlerweile würde ich schon sagen, dass der Trend da ist, dass die auch wirklich in der Masse
00:22:12: angewandt werden, zumindest bei den Großprojekten und dass man diese Analysen macht. Ja. Ich habe
00:22:21: noch eine kurze technische Frage zum Thema Wind. Man hört jetzt auch immer oder liest immer vermehrt
00:22:26: von so Mikrowindanlagen, die eben gerade auch in Fassaden integriert werden oder eben aufdächern,
00:22:32: also in so rotierende, also nicht diese klassischen Windmühlen, sondern eben anders designte
00:22:38: Windenergieanlagen. Ist das momentan eine exotische Randerscheinung oder steckt da Potenzial da drin?
00:22:47: Wenn man, wie ich aus dem Norden kommt, dann lebt man in einer Region, wo es immer ein bisschen
00:22:51: windig ist. Also, Winter, wenn mehr als Sonne hier im Norden muss man sagen, insofern steckt in
00:22:57: meiner Frage auch ein bisschen Hoffnung drin. Die Windenergie an sich, würde ich sagen, hat einen
00:23:05: ganz massiven Beitrag geleistet dafür, dass wir diesen Energie, dass wir diesen, die Wärmewände
00:23:13: und Energiewende soweit schon bestreiten konnten, wie das bisher der Fall ist. Aber nach Regel sind
00:23:18: das natürlich große Freianlagen, also sehr, sehr hohe Windräder, weil das Problem ist, dass die
00:23:26: die Ertragsbeute der Windanlagen sehr, sehr stark davon abhängig ist, in welcher Höhe und in welcher
00:23:32: Windexposition diese Anlage steht. Und wir haben in der Regel Innenstadtquartiere, die auch nicht
00:23:39: unbedingt mit Hochhäusern bebaut sind. Da ist erstmal das Potenzial relativ gering. Es gibt also
00:23:45: Projekte, wo wir das untersucht haben. Es gibt auch ein Projekt, wo es tatsächlich einplanen oder
00:23:51: eingeplant haben. Aber das sind natürlich wenige Projekte, wo es erstmal baufür oder physikalisch
00:23:58: gesehen gut passt. Grundsätzlich, Foto-Uteig hat höhere Potenziale in Deutschland. Das Interessante
00:24:08: an Windenergie ist natürlich, dass die Charakteristik, die Ertragskarakteristik entgegenläufig ist
00:24:15: zur Foto-Uteig. Das heißt, also gerade im Winter, wenn Foto-Uteig weniger Energie liefert, bringt
00:24:21: mir das Windrad ganz gute Erträge. Das heißt, also wenn tatsächlich mal das Grundstück Potenziale
00:24:28: hat, dann planen wir das schon sehr gerne ein, damit wir dann ausgeglichene Ertragsbilanz haben.
00:24:32: Und ich habe da durchaus Hoffnung, dass wir in einem oder anderen Projekt so eine Technologie
00:24:38: einplanen. Aber es ist natürlich im Vergleich zu Foto-Uteig eher eine Randerscheinung.
00:24:43: Ein bisschen Hoffnung, aber noch nicht so viel. Also man hört ja so ein bisschen bei dir raus,
00:24:50: dass wenn man sich genug Gedanken macht, gibt es schon Blumenstrauß an Möglichkeiten,
00:24:56: nachhaltige Technologien einzusetzen. Egal ob am Bauweg selber, bei der Energieversorgung oder auch
00:25:02: schon was so im Lebensatz gesagt, dass man schon überlegt, wie die Kubatur und wie die ausgerichtet
00:25:08: sein soll. Also dass man eigentlich doch ein Blumenstrauß an Möglichkeiten hat, wenn man denn will.
00:25:13: Absolut. Man hat immer Möglichkeiten. Die sind natürlich unterschiedlich breit gefächert.
00:25:22: Also es gibt auch Quartiere. Da gibt es kaum Umweltquellen. Das kann also sein, dass wir einerseits
00:25:28: nicht in die Erde gehen können aus rechtlichen Gründen bzw. aus geologischen Gründen. Wir können
00:25:35: aber auch nicht die Außenluft nutzen für Luftwasserwärme pumpen, weil die Schalfeursachen
00:25:40: oder bzw. Sichtachsen problematisch sind. Also das kann natürlich durchaus vorkommen,
00:25:46: dass wenige Möglichkeiten bestehen. Aber auch für solche Fälle gibt es eigentlich kreative
00:25:51: Ansätze. Ein kreativen Ansatz, den wir jetzt beispielsweise bei der Krönigruppe verfolgen,
00:25:57: ist in einem Projekt in Leipzig, Plagwels. Da planen wir eine Decarbonisierungsanlage
00:26:03: von Erdgas. Also da setzen wir tatsächlich weiterhin auf Erdgas. Aber mit einem großen,
00:26:10: sozusagen technischen Apparatur, die eine Plasmalyse erzeugt, können wir dieses Erdgas
00:26:18: von dem Kohlenstoff befreien. Dann bleibt also Wasserstoff übrig und Kohlenstoff,
00:26:24: fester Kohlenstoff. Wasserstoff selbst ist ein hervorragender Energieträger. Also wird
00:26:29: in Zukunft auch häufig Erdgas ersetzen. Damit können wir dann das Quartier heizen oder
00:26:34: energetisch versorgen. Und der Kohlenstoff wird als Industrieressource genutzt. Das ist momentan
00:26:40: sind das eine der ersten Anlagen in der mobilen Wirtschaft, was uns vor sehr großen Herausforderungen
00:26:45: stellt für die Genehmigungsfähigkeit, als auch dahingehend, dass wir diesen Kohlenstoff an den
00:26:51: Markt bringen müssen mit einer klaren Prognose. Denn die Industrie möchte natürlich wissen,
00:26:57: wenn sie solche Verträge abschließt, wann Kohlenstoff in welcher Menge kommt. Also sind einige
00:27:04: Hürden da, aber man sieht, es gibt Lösungsansätze. In dem Fall ist es eher eine Entwicklungspilotanlage,
00:27:11: die auch eine Forschungsforschungskarakter hat und auch mit gefördert wird. Aber genau das zeigt
00:27:19: eigentlich, dass wir Quartier für Quartier denken müssen, neu denken müssen und Alternativen
00:27:25: suchen müssen, zu dekarbonisieren oder eben Umweltenergien zu nutzen.
00:27:32: An dieser Stelle ein kurzer Hinweis in eigener Sache für diejenigen unter unseren Zuhörern,
00:27:45: die sich gerade in ihrem eigenen Unternehmen mit relevanten Zukunftsfragen befassen und die
00:27:51: deren Ausgestaltung und die Umsetzung von Lösungen beschleunigt und ergebnisorientiert für den
00:27:57: Erfolg vorantreiben wollen. Sprechen Sie gern Martin Ferger für Themen zu Lean, BIM, Digitalisierung
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00:28:21: an. Im Rahmen dieses Podcasts, aber auch darüber hinaus, tragen wir gern als Speaker in Präsenz
00:28:26: oder online zur Inspiration ihres Publikums im Rahmen Ihrer Veranstaltungen bei. So oder so
00:28:32: freuen wir uns auf und überregen Austausch mit Ihnen und Euch. Nehmen Sie, nehmt einfach Kontakt zu uns auf.
00:28:39: [Musik]
00:28:43: Ich würde gerne nochmal tiefer einsteigen.
00:28:50: Mir liegen jetzt so zwei Fragen auf der Zunge.
00:28:53: Einerseits frage ich mich, wenn ich jetzt zu dir sagen würde, Rainer, ich habe hier
00:28:59: ganz viel Geld und ich möchte gerne irgendwo ein Quartier entwickeln.
00:29:04: Aber ich bin da noch gar nicht so festgelegt.
00:29:08: Ich kaufe dir das Grundstück, das du möchtest und das ist so ausgestattet, wie du möchtest.
00:29:13: Was wäre denn so das Traumprojekt, wo du sagen würdest, da könnten wir alles realisieren,
00:29:19: was schon möglich ist?
00:29:21: Also welche Elemente wären da praktisch drin, wenn du freie Hand hättest?
00:29:27: Wir wollen die Wirtschaftlichkeit auch mit einbeziehen, aber wo man sagt, das wäre
00:29:31: eigentlich so ideal.
00:29:33: Das könnten wir schon, wenn wir diesen idealen Projektspot hätten und wenn es viele Randbedingungen
00:29:40: gäbe und irgendwo jemand mit zu einem Projekt käme.
00:29:44: Das ist die eine Seite der Frage und die andere Seite der Frage ist, vielleicht steckt die
00:29:47: aber schon da drin, wo daran hapert es eben oft auch und was sind so die größten Hindernisse,
00:29:54: Stolpersteine für diese Themen?
00:29:57: Also vielleicht können wir mal beide Seiten aufmachen.
00:30:00: Das Wunschprojekt, wenn du jetzt wünschst dir was wäre und ich sage, Mensch, fünf Jahre
00:30:05: Zeit, mach das beste Projekt, was man machen kann und nach fünf Jahren gucken wir uns
00:30:11: das mal an und schauen mal, wie der Goldstandard aussieht.
00:30:14: Was wäre da drin?
00:30:16: Mich würde es sehr stark reizen, weil wir Wasserkraft zu arbeiten.
00:30:22: Also ich weiß, dass Wasserkraft einfach ein hervorragender Energielieferant sein kann,
00:30:30: der eben auch ganz anders funktioniert als die Sonne und ganz andere Erträge bringt.
00:30:36: Und ich würde es sehr spannend finden, Fließgewässer zu nutzen.
00:30:42: Wir haben auch in einigen Quartieren das schon probiert.
00:30:45: Da ist es tatsächlich an langen Genehmigungszeiten gescheitert, aber dass man an Fließgewässern
00:30:53: baut, dort Einleitbauwerke plant, um dieses Flusswasser thermisch und vielleicht sogar
00:31:01: auch elektrisch zu nutzen, also mit einer kleinen Turbine oder vielleicht auch noch mit einem
00:31:05: Wärmetauscher.
00:31:06: Also beides ist möglich, beides kann man vielleicht auch kombinieren, so dass wir also ganz klassisch
00:31:11: unsere Flüsse nutzen.
00:31:13: Und gerade wenn wir heizen, dann kühlen wir ja unsere Umwelt.
00:31:17: Also wir entziehen ja sozusagen der Umwelt die Wärme.
00:31:20: Das heißt also in vielen Fällen ist es auch so, dass wir der Umwelt in der globalen Klimawärmung
00:31:26: eigentlich einen positiven Beitrag leisten und eben nicht die Situation der Flüsse noch
00:31:33: zusätzlich stark belasten.
00:31:35: Das hat natürlich auch Grenzen.
00:31:36: Also das Ökosystem, das Flusses muss dann berücksichtigt werden und darf natürlich
00:31:42: nicht zu stark Veränderungen unterzogen werden.
00:31:45: Aber das finde ich mal sehr spannend, tatsächlich mit solchen Flusswärmepumpen und Turbinen zu
00:31:52: arbeiten, bisher ist das meistens gescheitert.
00:31:54: Und ich glaube, das ist gar nicht so sehr eine Frage der Finanzierung oder des Geldes,
00:32:01: sondern meistens natürlich der Lage, ich brauche den Fluss und andererseits der Genehmigungsbehörden,
00:32:07: die natürlich für solche neuen Formen der Energieversorgung offen sein müssen.
00:32:13: Und da merke ich aber, dass in vielen Bundesländern Bewegung drin ist, also weil auch die Stadtwerke
00:32:20: und viele Energieversorgungsbetriebe diesen Weg einschlagen müssen, kennen die langsam
00:32:27: zunehmend diese Themen und sind da auch offen in der Diskussion.
00:32:31: Aber es muss natürlich trotzdem auch in einer gewissen Zeit zu bewältigen sein und das
00:32:37: wäre eigentlich so ein Projekt, das ich sehr spannend finde.
00:32:40: In diesem letzten Punkt steckt ja auch ein Stichwort schon Stolperstein drin.
00:32:44: Also du hast gesagt, wir brauchen auch Genehmigungsbehörden, die das machen, die da vielleicht auch mal
00:32:52: mutig sind oder innovativ sind.
00:32:54: Das ist ja so ein Punkt, an dem es dann auch mal harpern kann, wenn die Idee gut ist.
00:33:00: Wenn wir so die Top 3 mal nehmen würden, welche Top 3 Themen stehen uns dann im Weg, um nachhaltig
00:33:06: und ich meine hier auch nachhaltig im ganz seitlichen Sinne bauen zu können, ein Projekt
00:33:11: zu entwickeln.
00:33:12: Also die Flop 3 Themen quasi.
00:33:15: Genau.
00:33:16: Also die Genehmigung ist schon häufig eines der Flop Themen natürlich.
00:33:27: Da muss es nicht immer einen Schuldigen dafür geben, das kann auch wirklich häufig und
00:33:33: es gibt natürlich häufig auch handfeste Gründe, warum die Dinge abgelehnt werden bzw.
00:33:39: weniger proaktiv verfolgt werden können.
00:33:42: Aber das ist dann einfach so, das zeigt auch einfach, dass es wichtig ist, sich frühzeitig
00:33:46: mit den Themen zu beschäftigen, das zu prüfen, ins Gespräch zu gehen und dann eben abwählen
00:33:52: zu können.
00:33:53: Und dann schlägt man einfach einen anderen Weg ein.
00:33:56: Das zweite Thema ist, dass die Finanzierbarkeit momentan natürlich schwieriger geworden ist
00:34:04: für die Projektentwickler.
00:34:05: Also die letzten zwei Jahre haben durch die Zinsentwicklung, durch die Marktentwicklung
00:34:12: und vor allen Dingen auch durch eine sehr unstetige Förderpolitik und Fördermittelentwicklung
00:34:20: sehr viel Unruhe reingebracht bzw. sehr viele Chancen verbaut, die vor wenigen Jahren noch
00:34:25: da waren.
00:34:26: Das heißt, also der wirtschaftliche Druck ist natürlich gestiegen und deswegen muss
00:34:32: man relativ schnell natürlich auch Investoren, Mittelgeber davon überzeugen können, dass
00:34:37: so eine Technologie, die auch zusätzliche Risiken mit sich bringt, auch erfolgreich sein kann.
00:34:43: Ich glaube, das ist eine Herausforderung, an der wir aber auch gerne arbeiten und mit
00:34:48: Spaß arbeiten und es gibt auch durchaus wirklich viele am Markt, die sowas schätzen.
00:34:54: Aber es ist natürlich kein Standard, der mal so schnell durchdiskutiert wird, wie das
00:35:00: ein anderen Punkt in der Fall ist.
00:35:02: Ja, und ansonsten Flop bzw. Hörde sind natürlich grundsätzlich die Entwicklung der Regulatorik.
00:35:11: Also es gibt momentan sehr viele neue Regulatorik, was EU-Taxonymie betrifft, was CSRD betrifft.
00:35:21: Also das sind die Reporting-Standards, die zukünftig zunehmen werden zur Nachhaltigkeit
00:35:30: und die sind grundsätzlich von den Hörden gar nicht mal so hoch.
00:35:34: Aber man muss sie natürlich wissen, man muss sie kennen und man muss sich damit beschäftigen.
00:35:38: Und ich glaube, vielen Unternehmen und auch vielen kleineren Unternehmen wird es schwerfallen,
00:35:44: so vielen Regulierungstexten durchzuschauen, durchzuplicken und das im Griff zu haben.
00:35:53: Ich glaube, da muss ich das eigentlich noch ein bisschen konsolidieren.
00:35:57: Es muss vielleicht auch ein bisschen einfacher gestaltet werden und dann denke ich mal
00:36:03: sind wir dann auch auf einem guten Weg.
00:36:05: Also wenn ich das so mal oberflächlich richtig verstehe, hoffentlich, dann liegen die Hörden
00:36:11: weniger in den technischen Themen und Herausforderungen, können sie auch liegen, sondern wieder mehr
00:36:17: in der Frage, wie wir das Ganze organisieren, regeln und auch welchen regulatorischen Rahmen
00:36:24: wir dem ganzen Thema geben.
00:36:26: Kann man das so sagen oder wäre das unzehrend?
00:36:29: Das kann man da aber auch so sagen, das ist das Schöne eigentlich auch, das technologisch
00:36:35: gesehen fast alles möglich ist.
00:36:38: Da gibt es relativ wenig Grenzen.
00:36:40: Wir könnten viele große Quartiere teilweise Energieautark gestalten.
00:36:45: Das heißt, wir könnten die vom Netz abklemmen.
00:36:47: Wenn wir das wollen, das ist technisch gesehen machbar, wenn man die Spezialisten einbindet,
00:36:53: die man natürlich auch aktuell finden muss, aber die gibt es.
00:36:57: Aber die Frage ist natürlich, die organisatorischen Randbedingungen müssen passen.
00:37:02: Einerseits und andererseits muss ich auch sagen, es ist wichtig, dass man sich auch ein pragmatisches
00:37:09: Ziel sucht.
00:37:10: Also ein großes Quartier, Energieautark zu machen, ist nicht immer das sinnvollste Ziel,
00:37:16: denn auch die Stadtwerke leisten ihren Beitrag.
00:37:20: Es ist eher sinnvoll, viele Quartiere zu betrachten und bei den vier oder in der Masse aktiv zu
00:37:27: werden und in der Masse die großen Hebel zu finden, als ein Quartier ganz ideal zu planen
00:37:35: und auszugestalten.
00:37:37: Also insofern wäre das Schwerpunkt da auch wirklich der Hebel und die Stellgrößen.
00:37:44: Stichwort großer Hebel.
00:37:47: Martin, darf ich da einmal für einiges verstehen, als auch Wirtschaftsmensch?
00:37:54: Das heißt, wir suchen mehr die gute Lösung in der Skalierung als die optimale Lösung
00:38:01: im Einzelfall.
00:38:02: Richtig?
00:38:03: Also kann man das so sagen.
00:38:04: Also wir sollten uns hier nicht zu Tode optimieren am Einzelprojekt und sagen, da haben wir jetzt
00:38:08: in einem Projekt, vielleicht außer als Vorzeigeprojekt mal, aber alles gemacht, was geht, sondern
00:38:14: wir kommen wahrscheinlich auch schneller voran, wenn wir sagen, wir haben vielleicht eine
00:38:18: Handvoll guter Konzepte, die bringen uns schon voran, die müssen wir aber in die Breite
00:38:22: tragen.
00:38:23: Kann man das so sagen?
00:38:25: Also manchmal ist es besser einfacher zu denken, gerade was die Energie betrifft.
00:38:32: Also es gibt Gebäude, die kommen komplett ohne Heizung und Kühlung aus heutzutage.
00:38:38: Neugeplante Bürogebäude.
00:38:40: Das ist möglich, es ist möglich in vielen Dingen einfach und sufficient zu denken vom Konzept
00:38:47: her.
00:38:48: Das heißt aber trotzdem, dass der Planungsaufwand groß ist.
00:38:50: Man muss ja gewährleisten, dass es auch tatsächlich funktioniert und man muss durch Simulation
00:38:54: das nachweisen.
00:38:55: Und das wirsinnig viel Arbeit im Vorfeld drin.
00:38:59: Aber im Endeffekt ist es ein einfaches Konzept.
00:39:02: Und das einfache Konzept schafft dann eigentlich auch viele Möglichkeiten, Technik einsparen,
00:39:08: Ressourcen einsparen und pragmatisch und sufficient zu leben.
00:39:12: Und das ist für mich auch immer so ein Anstoß und so ein Ziel, dass man genau diese Balance
00:39:20: findet, diese Balance aus einfachen Lösungen, pragmatischen Lösungen und auch mal in die
00:39:27: Historie schauen.
00:39:28: Also durchaus bietet uns die Vergangenheit viele, viele gute Beispiele, wie man Gebäude
00:39:33: sinnvolle nachhaltig geplant hat.
00:39:35: Das können nicht erst wir und nicht nur die Spezialisten, sondern das konnten auch wirklich
00:39:39: viele gute Baumeister der Vergangenheit.
00:39:41: Und wenn man dieses Wissen nutzt und diesen Anspruch mitentwickelt, aber dann eben ergänzt
00:39:48: um diese Technologie, die wir haben, um dann doch in der Breite, in der Grundlast, in der
00:39:55: Energie, die wirklich stetig gefordert ist, dass wir da dann das Beste rausholen.
00:40:00: Und das wird da dann aber auch die Vernetzung, Digitalisierung und all diesen Werkzeugen
00:40:04: nutzen, die uns zur Verfügung stehen.
00:40:06: Und die sind wirklich großartig.
00:40:09: Wenn wir das zusammenbringen, also ich glaube dann ist das Ziel der Decarbonisierung und
00:40:18: unser Klimaschutzziel auch absolut machbar.
00:40:20: Aber es ist eben nicht machbar, so wie die Politik aktuell beispielsweise durch die
00:40:26: EU-Taxonomie fordert, indem man nur sagt, es ist ein Gebäudes EU-Taxonomie konform
00:40:32: und nachhaltig, wenn es 10 Prozent weniger Energie benötigt als der Nitriksenergie-Standard.
00:40:39: So ist es momentan formuliert in der EU-Taxonomie.
00:40:41: So wird man natürlich nicht energieneutral, beziehungsweise klimaneutral, sondern da muss
00:40:47: natürlich die Ambition schon deutlich weitergehen und deutlich innovativer sein.
00:40:53: Aber es ist möglich.
00:40:55: Also das, was du gerade gesagt hast, Thema Klimaschutzziele, wollte ich gleich nochmal
00:40:59: darauf eingehen.
00:41:00: Was du aber so im Nebensatz gesagt hast, das konnten schon andere Baumeister.
00:41:04: Ich erinnere mich immer noch an meinen Analyseenurlaub, der jetzt schon ein bisschen länger her
00:41:07: ist, wenn man da in den Bauten, die jetzt bekannt ist, die Alhambra mit Sicherheit steht, die
00:41:13: ja, sagen wir mal, mit arabischer Baukultur erstellt wurde.
00:41:16: Dann sind es draußen 40 Grad und du bist aufgrund der entsprechenden baulichen Ausgestaltung
00:41:23: drin und hast das Gefühl, es sind nur 20 Grad, ohne dass da eine Klimaanlage läuft, durch
00:41:28: entsprechende Wasser, Luft, Luftzug, Kombination und Co.
00:41:33: Also das ist dieses Thema, die Baumeister, die Ingenieure und Architekten, wo ich mal
00:41:39: denken lassen und statt sich nur darauf zu beschränken, die einfachste Lösung vielleicht
00:41:45: zu finden.
00:41:46: Weil am Ende kommt dann vielleicht eine ganz einfache Lösung, aber durch viel Überlegen
00:41:50: raus und das sieht man ja, ohne technische Komponenten hat man in der Alusien Gebäude
00:41:55: gebaut, die gefühlt eine natürliche Klimaanlage haben.
00:41:57: Das ist genau das Spannende und in der Vergangenheit muss man so leben und arbeiten, damit man
00:42:07: in den Breitengraden das einfach aushalten konnte.
00:42:11: Und dann gab es eben die Zeit, die letzten Jahrzehnte, wo es eben nicht nötig war.
00:42:19: Da konnte man eben auch durchaus Glashochhäuser und Wüste setzen und entsprechend runterkühlen.
00:42:25: Das war aber kein Problem.
00:42:26: Und diese Philosophie und Denkweise, dass ein Architekt frei planen kann, ohne über
00:42:34: Klimaaspekte nachzudenken und dann der Gebäudeanlagentechniker alles reinplanen, was eben erforderlich
00:42:40: ist, um dieses Gap zu füllen, was entsteht.
00:42:43: Es ist eine Versorgungsgap.
00:42:45: Ich glaube, das kann nicht mehr die Zukunft sein.
00:42:48: Also die Zukunft muss eben sein, dass die Leute wieder zusammenfinden, dass man gemeinsam
00:42:53: Entwürfe macht aus energetischer Sicht, aus nutzersicht und aus architektonischer Sicht.
00:42:58: Und das beweisen auch viele gute Architekten und Akteure am Markt.
00:43:04: Aber das ist trotzdem ein Paradigmenwechsel, der nicht zu vernachlässigen ist an der Stelle.
00:43:10: Und jetzt, wenn du den großen Hebel und die Klimaschutzziele, welche Bedeutung haben
00:43:14: dann diese Themen, über die wir jetzt gesprochen haben, für eben die Klimaschutzziele?
00:43:18: Absolut essentiell.
00:43:22: Also wenn wir klimaneutral werden wollen, was die politische Vorgabe ist, dann müssen
00:43:29: wir jedes Jahr CO2 in massiver Höhe einsparen.
00:43:35: Die Gebäude, die wir jetzt planen, die werden in der Regel ja auch nicht kontinuierlich
00:43:41: modernisiert, sondern die bekommen dann vielleicht in 25 Jahren mal einen Modernisierungsschub.
00:43:47: Und deswegen müssen wir jetzt vordenken.
00:43:50: Und im Bauen heißt es, ohne und neuerbare Energien, ohne Photovoltaik ist das nicht zu bewältigen.
00:43:58: Ich kann zwar aus Holz bauen und wenn ich viel mit natürlichen Materialien, wie zum Beispiel
00:44:03: mit Holz baue, dann habe ich natürlich eine bessere Ökobilanz des Bauwerkes.
00:44:07: Das heißt also einen geringeren CO2-Ausstoß für das Gebäude an sich.
00:44:10: Aber ich kann ja nie null werden.
00:44:12: Das ist nie möglich.
00:44:13: Es wird immer Leute geben, die auf die Baustelle fahren mit ihrem Auto.
00:44:16: Es wird immer Ressourcen geben, die gefördert werden müssen mit Energie.
00:44:21: Also es wird also immer Emissionen geben, die mit dem Bauwerk entstehen.
00:44:25: Und die kann ich nur durch eine Methode ausgleichen, zumindest im Quartier.
00:44:32: Ich kann natürlich vielleicht auch kompensieren an einem anderen Ort in der Welt.
00:44:37: Aber das ist eigentlich nicht der Anspruch.
00:44:39: Der Anspruch ist nicht, dass ich ein Baum pflanze oder dass ich irgendwo am anderen Ort
00:44:44: in der Welt aktiv werde, sondern der Anspruch ist, in meinem Quartier möchte ich klimaneutral
00:44:48: sein und dann kann ich, dass sozusagen die Emissionen, die zwangsläufig entstehen, nur
00:44:53: kompensieren, indem ich ein kleines Kraftwerk bin, indem ich neuere Energien zur Verfügung
00:44:59: stelle an andere.
00:45:01: Und das ist der einzige Weg und das zeigt auch, eigentlich ist diese Klimaschutzziele
00:45:08: und die Energiewende eben nur möglich, wenn man eben so denkt, aus meiner Sicht zumindest,
00:45:13: und wenn Energie und Energietes sein, dann eine ganz andere Rolle spielt.
00:45:17: Also ich bring es mal auf den so bisschen passiflierend hierhin.
00:45:22: Wenn ich mit dem Tesla ins Glas hoch zu Hause in der Wüste fahre, ist das nicht der richtige
00:45:28: Ansatz, um die Klimaschutzziele zu erreichen.
00:45:30: Ja, kann man so sagen, die kann natürlich auch für so einen Fall Konzepte finden.
00:45:45: Also ich kann natürlich auch den Tesla mit grünen Strom betreiben und das Glas hoch
00:45:51: Haus kann genauso mit erneuerbaren Energien versorgt werden.
00:45:55: Aber die Frage ist, wo wir wieder bei dem Pragmatismus sind, ist das jetzt pragmatisch?
00:46:00: Ist das jetzt eigentlich intelligent, so zu agieren?
00:46:03: Oder ist es vielleicht doch intelligenter, einen gesunden Mittelweg zu finden?
00:46:08: Ja, so gesunder Menschenverstand könnte man ja auch hier und da nochmal beifügen.
00:46:14: Also ich finde den Punkt nochmal ganz bemerkenswert und auch richtig und wichtig, dass wir uns
00:46:19: jetzt heute eigentlich durch Regulatorik wieder die Beschränkungen auferlegen müssen, weil
00:46:24: wir in den letzten Jahren exzessiv und anhand unserer Möglichkeiten konsequent ignoriert
00:46:31: haben, was unsere Vorfahren eben durch die Mangel, den sie damals hatten oder die Einfachheit
00:46:37: der Technik eben auch gezwungen waren zu tun.
00:46:40: Also wir haben dieses Zeitfenster gehabt, wo wir viel Blödsinn gemacht haben, kann man
00:46:45: fast sagen, und das gemacht haben, was möglich war und müssen jetzt den Weg zurückfinden,
00:46:50: da wieder mit Vernunft und gesunden Menschenverstand, die einige Dinge zu machen.
00:46:55: Und Martin, dann darfst du doch mit dem Tesla nicht in die Wüste irgendwo ins Glaspalast
00:47:01: fahren.
00:47:02: Also man kann das sinnvoll gestalten, aber die Sache an sich ist nicht sinnvoll.
00:47:08: Das wäre ja die Frage, welche Konzepte hätte Rainer für das Neom heißt das Projekt, in
00:47:12: Saudi-Arabien, also diese Kilometer.
00:47:16: Wir gehen jetzt einsteigen, 170 Kilometer Gebäude statt, quer durch die Wüste.
00:47:22: Wahrscheinlich heute technisch alles machbar, aber da kann man die Sinnfrage dann auch
00:47:26: noch mal stellen.
00:47:27: Oder Rainer bist ein Fan des Projektes da.
00:47:31: Ich bin da durchaus gespalten, was solche Projekte angeht in meiner Meinung.
00:47:39: Also grundsätzlich ist ja der Gedanke beispielsweise der Mobilität, die dahinter steckt, gar nicht
00:47:46: mal so schlecht.
00:47:47: Also wenn ich jetzt mal auf Los Angeles schaue, ich weiß nicht, wer schon mal über Los Angeles
00:47:52: geflogen ist, ist ein Häusermeer von 200 Kilometern Ausdehnung mit diesem Randbezirken
00:47:57: und gemeinten Traum herum natürlich.
00:48:00: Die lassen sich ja gar nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln so einfach erschließen.
00:48:07: Und bei Neom ist ja genau das Gegenteil.
00:48:10: Das sagt, es gibt also eine Hauptverkehrsachse und verschiedene Taktungen.
00:48:16: Und das erlaubt mir einfach, dass die Mobilität auch viel einfacher auf Vollwert und viel
00:48:23: Klima schonender.
00:48:25: Aber ob das Gebäude eben dann in dieser Dimension in der Wüste gebaut werden muss,
00:48:30: mit all den anderen Nachteilen, das ist eben fraglich.
00:48:33: Auch die Frage ist, ob diese Mobilität überhaupt funktioniert.
00:48:36: Das ist ein experimenteller Ansatz aus meiner Sicht.
00:48:39: Und ich setze es so trotz, finde ich es natürlich wichtig, die Krönungruppe, in der ich tätig
00:48:45: bin, die engagiert sich ja in großen Städten in Deutschland.
00:48:50: In der Regel kaufen wir Industrieareale in Städten, die natürlich immer weniger werden,
00:48:56: aber gerade im Osten, wo auch unser Ursprung ist, hier in Leipzig gibt es die noch weiterhin.
00:49:02: Und das ist natürlich spannend, wenn man auch diese Historie mitnimmt.
00:49:06: Also wenn man die bebaute Umwelt, die Geschichte transportieren kann, in die Zukunft neu beleben
00:49:12: kann und den Menschen das auch vor Augen führt, wie man heute leben kann, ohne dass
00:49:20: man seine Wortzellen aufgibt.
00:49:21: Und das finde ich eine viel schöner Vorstellung, als in die Wüste zu gehen natürlich und
00:49:28: komplett neu zu bauen, wenngleich das sicherlich auch sein Reiz hat an einer oder anderen Stelle.
00:49:32: Ich muss doch noch die Frage stellen, wir haben es nämlich vorhin so angeteasert, noch
00:49:39: mal nach den Zertifizierungen.
00:49:41: Das ist ja doch so ein, ich sage mal zumindest plakatives Thema, an dem das Thema Nachhaltigkeit
00:49:46: oft festgemacht wird, wenn man anfängt darüber zu sprechen.
00:49:50: Vielleicht kannst du in der Kürze nochmal zusammenfassen, was hat es da mit Aufsicht,
00:49:57: was steckt da drin, wie kann man auch das Thema Zertifizierung vielleicht angehen?
00:50:02: Also vielleicht kriegen wir das ja hin, das so für in Kompaktform einmal nochmal zu formulieren.
00:50:10: Die Nachhaltigkeitszertifizierung ist vor allem ein Instrument, um durch ein außenstehende
00:50:21: anerkannte Organisation das Nachhaltigkeitskonzept verifiziert zu bekommen, nach außen vermitteln
00:50:28: zu können und transparent zu machen, auch vergleichbar zu machen zwischen den Projekten.
00:50:33: Ein natürlich viele Projekte und Projektentwickler beanspruchen für sich Nachhaltigkeit, aber
00:50:40: die Frage ist es das tatsächlich, also hat sich da wirklich jemand Gedanken gemacht, ist
00:50:44: es dokumentiert, das weiß natürlich keiner und das fällt natürlich den Marktteilnehmern
00:50:49: auch schwer, das zu beurteilen.
00:50:50: Die Nachhaltigkeitszertifizierung schafft nämlich genau diese Transparenz und auch
00:50:54: den Anreiz, den Anreiz, dass ich die Nachhaltigkeit verkaufen kann.
00:50:57: Also wenn ich ein Gold- oder ein Platin-Gebäude habe, dann verkauft sich das natürlich auch
00:51:02: besser, als wenn ich das nicht habe.
00:51:04: Insofern ist es natürlich ein gutes Instrument, um die Nachhaltigkeit transportieren zu können
00:51:11: und in die Projekte messbar und vergleichbar einzubringen und auch Experten einzubeziehen.
00:51:18: Also klar, die Audituren, die kennen sich natürlich in dem Themenfeld aus und sind
00:51:22: natürlich auch ein guter Berater, um diese Themen voranzutreiben.
00:51:26: Und da gibt es eben diese deutsche Gesächer für nachhaltiges Bauen, die für mich dann
00:51:33: einen sehr, sehr großen Beitrag geliefert hat zur Nachhaltigkeit in Deutschland, die
00:51:37: sehr viele Systeme, viele verschiedene Zertifizierungssysteme für verschiedene Gebäudetypen als auch für
00:51:43: verschiedene Nutzungsphasen, ob es jetzt eine Betriebsphase ist, ob es ein Neubau ist.
00:51:46: Teilweise gibt es auch die Zertifizierungssysteme für die Baustelle, also nur für den Baustellenbetrieb.
00:51:50: Also ein ganz breit gefächterter Strauß an Nachhaltigkeitskriterien, die transparent sind
00:51:58: und über die sich auch jeder informieren kann.
00:52:00: Also auch Studenten können natürlich einfach bei der DGNB sich die Kriterien anschauen,
00:52:07: sich die Handbüchle anschauen und informieren.
00:52:09: Ich glaube, da hat so eine Organisation auch ein Bildungsauftrag und diesen Bildungsauftrag,
00:52:15: der hat auch Einfluss auf die Gesellschaft.
00:52:18: Ich glaube also, die Rolle solcher Organisationen in Zusammenarbeit mit diesen Universitäten,
00:52:25: die heil ich für sehr, sehr wichtig, also auch das Zertifizierungssysteme, solche Themen
00:52:30: aufgreifen, vermitteln, weiterentwickeln.
00:52:33: Denn die Regulatorik, das haben wir ja gerade schon besprochen, die kann das nicht leisten.
00:52:38: Die Regulatorik kann zwar bestimmte Messgrößen verlangen, wie zum Beispiel Kfw 40, das heißt
00:52:45: also 40 Prozent der Primärenergie im Vergleich zur Referenz.
00:52:48: Ja, das ist natürlich möglich.
00:52:50: Dann gibt es eine Software, die irgendwann mal sagt, ob man das einhält oder nicht.
00:52:55: Aber diese reflektierte Auseinandersetzung mit den Themen, das muss natürlich von
00:53:00: innen heraus, es muss in drin sich kommen und das braucht natürlich ein Stück weit Grundlagen,
00:53:05: Grundlagenbildung, die Zertifizierungssysteme als auch einfach unsere Bildungsinstitutionen
00:53:11: liefern.
00:53:12: Und insofern kann ich das nicht gering genug einschätzen, was solche Institutionen leisten.
00:53:22: Aber auch da gibt es viele Punkte, an denen ich sage, wir können mehr tun als das Zertifizierungssystem
00:53:31: verlangen.
00:53:32: Das Zertifizierungssystem ist, sage ich mal, ein Mindeststandard über ganz viele Themen
00:53:35: hinweg.
00:53:36: Aber wenn ich jetzt wirkliche Veränderungen erreichen möchte, dann muss ich versuchen,
00:53:42: auch einzelne Themen ganz aktiv zu bespielen und da Pionierarbeit zu leisten.
00:53:48: Und dafür für diese Pionierarbeit, da hilft mir dann die Zertifizierungssysteme und Systematik
00:53:56: weniger, sondern da hilft es einfach, den Menschenverstand einzusetzen und auch mutig
00:54:02: zu sein und Dinge in Frage zu stellen und zu probieren.
00:54:05: Reiner, ich würde gerne zum Abschluss, wie es schon fast bei uns Traditionen ist im
00:54:10: Podcast auch, dich fragen, was ist dein Ausblick, sage ich mal, fürs nächste Jahr und vielleicht
00:54:15: auch darüber hinaus.
00:54:16: Und wenn du einen Wunsch frei hättest, was wäre der?
00:54:20: Ja, 2024 bleibt leider wahrscheinlich erst mal ein schwieriges Jahr für die Porsche.
00:54:31: Ich bin zwar zuversichtlich, weil es gibt einige Zeichende der Entspannung auf der Finanzierungsseite
00:54:39: als auch auf Seite der Förderinstrumente.
00:54:44: Also viele Fördermittel sind ja weggefallen, auch durch die Budget- und Haushaltsdiskussion
00:54:49: der vergangenen Monate.
00:54:51: Ja, ich bin in der Hoffnung, dass ich da wieder ein bisschen mehr Konstanz in diesem Jahr
00:54:58: abzeichnet.
00:54:59: Ja, und meine große Hoffnung ist, dass die Bevölkerung eigentlich die Zuversicht nicht
00:55:04: verliert und Tatentrang entwickelt, Unternehmertrum entwickelt, um ja proaktiv und mit Spaß an
00:55:11: die Sache heran zu gehen, auch wenn die Zeiten schwierig sind.
00:55:15: Ich glaube, ich könnte viel erreichen und viel bewegen.
00:55:18: Sehr gut.
00:55:19: Ich denke, wir haben da einen interessanten Weg gemacht durch die Themen der Nachhaltigkeit
00:55:24: und was mir besonders gut gefallen hat, ist, dass du auch aufgezeigt hast, dass es ganz
00:55:29: konkrete Dinge gibt, die man tun kann, ohne einfach nur Nachhaltigkeit als Stichwort,
00:55:36: als Basswort für die Webseite zu haben, sondern dass man wirklich aktiv als Baumenschen
00:55:42: zu dem Thema sehr, sehr viel beitragen kann und das nicht, sag ich mal, einen Elfen beim
00:55:47: Turm Thema sein muss, sondern wirklich konkret sein kann.
00:55:50: Von meiner Seite, Rainer, vielen Dank.
00:55:52: Und ich hoffe, wir können an der Stelle auch nochmal weiter sprechen in geraumer Zeit,
00:55:57: wenn wir sehen, wie hat sich das Thema denn weiterentwickelt?
00:56:00: Ich schließe mich da, wenn ich da nochmal rein grätsche, Martin, an.
00:56:04: Ich finde, es war so ein Gespräch wirklich aus dieser Branche, wie ich es immer nenne,
00:56:09: der "Möglichmacher".
00:56:10: Wir haben über ganz viele Möglichkeiten gesprochen, die da sind.
00:56:14: Wir haben auch über den einen oder anderen Stolperstein gesprochen, aber dominieren
00:56:19: sind die Möglichkeiten für mich.
00:56:20: Das bleibt mir so hängen.
00:56:22: Wir haben viele Wege, wo wir gestalten können.
00:56:25: Wir müssen da offen rangehen und das aktiv anpacken und wir bleiben da auch hängen,
00:56:31: nicht immer nur auf die Mindeststandards schielen, sondern das tun, was eben auch
00:56:37: mit gesunden Menschenverstand in den Projekten möglich ist und gestalten, Zukunft gestalten
00:56:43: an der Stelle.
00:56:44: Vielen Dank, Rainer, sehr inspirierend.
00:56:46: Danke.
00:56:47: Vielen Dank, Christian.
00:56:49: Vielen Dank, Martin.
00:56:51: Hat mir sehr großen Spaß bereitet.
00:56:52: Danke.
00:56:53: Danke.
00:56:54: Und uns auch.
00:56:55: Alles Gute für dich.
00:56:56: Tschüss.
00:56:57: Tschau.
00:56:58: Danke.
00:56:59: Tschüss.
00:57:00: Vielen Dank an Sie und Euch fürs Zuhören bei Zukunft Bauen, dem Zukunftspodcast für
00:57:05: die Bauindustrie.
00:57:06: Wenn Euch der Podcast gefällt, würden wir uns über eine Bewertung freuen und natürlich
00:57:10: darüber, wenn Ihr den Podcast bei einem Podcast Provider Eures Vertrauens abonniert.
00:57:15: Wir freuen uns auf ein Wiederhören.
00:57:17: Bis bald.
00:57:18: [Musik]